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6 Geschichte des Gothic-RPG

Teil 3: Krieg im RPG

Wie im letzten Teil berichtet, hatten sich mittlerweile die einzelnen Gilden entsprechend der aus Gothic bekannten Fraktionen zusammengefunden. Man postete mehr oder weniger fröhlich drauflos und vor allem die Gildensitze waren jeweils ein Zentrum der Aktivität, in denen die Teilnehmer ihre alltäglichen Geschichten schrieben. Allerdings war das Rollenspiel noch weit von eitel Sonnenschein entfernt. Die Gildenzugehörigkeiten wurden vor allem im Alten Lager und auch im Neuen Lager sehr ernst genommen, vielleicht ein wenig vergleichbar mit Cliquen oder der Gruppenbildung auf dem Schulhof. Man war nicht einfach nur Teil des Rollenspiels, man war Teil des Alten Lagers und somit hatte man seine Gilde zu beschützen und ihr beizustehen.
Zum feindseligen Ton, der in den ersten Monaten im Rollenspiel herrschte, trug auch bei, dass die Mitglieder des Alten Lagers zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus der im letzten Teil erwähnten Gilde des 3D-Chats kamen. Eine recht homogene Gruppe von Neulingen traf also in einem Forum ein, in dem schon die üblichen Gruppenbildungsprozesse stattgefunden hatten. Sicher trug das bei manchen Alteingesessenen mit zu einer unterschwelligen Ablehnung der neuen Gruppe bei.
Dies äußerte sich im Rollenspiel dadurch, dass das Neue Lager mit dem Sumpflager einen Beistandspakt schloss. In dieser Zeit war es auch unüblich, dass Angehörige unterschiedlicher Lager miteinander posteten. Besonders, wenn diese Lager so tiefe Gegensätze trennten wie das beim Neuen und Alten Lager der Fall war. Schließlich spielte man im Rollenspielforum die Situation aus Gothic nach. Und dort standen die beiden Lager eher auf Kriegsfuß miteinander. Auf Ablehnung bei vielen stießen auch Dinge wie das Einkerkern von Neulingen im Alten Lager gegen deren Willen und das Verprügeln ihrer Chars im Rollenspiel in den Posts mancher Gildenmitglieder. Einige nahmen ihr Dasein als fiese Gardisten sehr ernst und machten miesen Typen aus Gothic wie Bloodwyn und Bullit alle Ehre.

Die Lage war also aufgeheizt und der Ton in den Foren recht aggressiv. Übrigens war es auch nicht üblich, in den Foren der jeweils anderen Gilden zu posten. Das war sozusagen Hoheitsgebiet der „anderen“. Dort hatte man nichts zu suchen und wenn man doch mal dort einen Beitrag schrieb, war das nicht immer sehr willkommen.
Ob es noch eine weitere Vorgeschichte im Rollenspiel selbst gab, ist heute kaum mehr herauszufinden. Vielleicht verraten einige alte Threads in den Gildenforen des Forenarchivs mehr über die Ursachen. Anfang November 2001 wurde jedenfalls ein Treffen zwischen manmouse, dem Führer des Neuen Lagers im Rollenspiel und Grayfox und Nek, den Führern des Alten Lagers im Rollenspiel anberaumt. Man traf sich am Wrack unterhalb des Nebelturms, um über die Beilegung der Feindlichkeiten zwischen den Lagern zu verhandeln. Das Angebot des Neuen Lagers war, für ein Drittel der Waren, welche die Konvois von außen in die Barriere brachten, die Überfälle der Banditen auf die Konvois einzustellen. Das Treffen verlief jedoch erfolglos, man provozierte sich in seinen Posts viel lieber und schoß am Ende lieber aufeinander, anstatt miteinander zu reden, so dass man letztendlich im Unfrieden auseinander ging.
(-- Don-Esteban)

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