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Von Demron

„Halt. Im Namen Innos bleibt stehen und ergebt euch, da ich ansonsten von meiner Waffe Gebrauch machen muss. Seht ein das Ihr keine Chance mehr habt!“, rief Demron dem Fremden zu, welcher den Eingang in eine Sackgasse genommen hatte. Ein ahnungsloser Spinner eben.
Alles in allem war es bisher ein recht ruhiger Tag für Demron gewesen, alles war wie gewohnt gewesen, so wie in den letzten Monaten auch seid seiner Rückkehr aus Settarif.
Er war aus seinem bequemen Bett aufgestanden, hatte sich gewaschen und einer Rasur unterzogen, wie auch die makellosen Dienstklamotten angezogen.
Danach hatte es ein deftiges Frühstück gegeben: Ein gut gewürztes Omlett mit frisch gebratenem Speck, dazu Brot mit Butter, Käse und Wurst gepaart mit dem allmorgendlichen Schluck Rotwein, einer recht süßlichen Sorte, wahrscheinlich aus Dorne oder dem Arbor.
„Besser kann der Tag nicht beginnen.“, hatte sich der Adlige zu diesem Zeitpunkt gedacht, hatte sein Schwert angelegt und sich noch einmal in seinem Zimmer umgesehen. Alles wirkte sauber und aufgeräumt. Also konnte es losgehen.
So war Demron guter Laune zum Dienst bei der Miliz angetreten und hatte einen recht gängigen Tag erleben dürfen. Patrouillieren unter Aufsicht eines Vorgesetzten, Latrinen säubern, Waffentraining und dem Beisammensein mit seinen Kameraden.
Kurzum all jene Dinge mit denen ein Waffenknecht in den ersten Monaten konfrontiert wurde. Zwar war dieses Leben manches mal hart oder ungerecht, doch füllte es jene Leere aus, unter der Demron solange gelitten hatte.
„Ohne meine Reise nach Thorniara, dem Kennenlernen von Uriel und anderen wichtigen Punkten, wäre ich wohl nie so weit gekommen, oder?“, fragte sich Demron einen Moment lang, während er traurig an Callindor denken musste, welchen er seid Monaten nicht mehr gesehen hatte. Hoffentlich war ihm nichts passiert.
Doch schnell waren ihm diese Gedanken durch all seine alltäglichen Aufgaben ausgeräumt worden und der Adlige widmete sich wieder ebenjenen.
Dann war nach einem regnerischen und ziemlich grauen Tag ein schwarzer Abend gefolgt und Demrons Schicht war zu ende gegangen. Im Licht der Laternen hatte sich der Waffenknecht wieder auf zu seiner Wohnung gemacht, welche er seid ungefähr zwei Monaten gemietet hatte, vorbei an wenig vertrauenerweckenden Personen, sei es Prostituierten oder dem ein oder anderen Hehler.
„Das werde ich wohl melden müssen. Verfluchtes Pack, da hilft nur die geballte macht einer Razzia.“, hatte sich Demron müde gedacht und hoffte bald in sein Bett kriechen zu können. Morgen würde er auch noch etwas gegen solche Personen unternehmen können.
Bis er diesem Mann begegnet war, welchen er im vorbeigehen entdeckt hatte. Verstohlen hatte sich dieser Fremde umgesehen, in der Hand eine Art Paket, wahrscheinlich etwas beunruhigendes oder illegales.
„Den werde ich wohl aus dem Verkehr ziehen, der scheint nicht warten zu können.“, hatte sich Demron gedacht und war auf den Kerl zumaschiert.
Natürlich musste dieser den Waffenrock und den disziplinierten Gang sofort erkennen und hatte sofort die Beine in die Hand genommen, weshalb Demron mit einem leisen Fluchen die Verfolgung aufnehmen musste.
Nun hatte er den Kerl in der Sackgasse gestellt. Es war dunkel, feucht und stank nach Pisse, doch das war nichts neues in diesem Elendsviertel welches man der Meinung des Waffenknechtes nach ruhig abbrennen sollte.
„Ergebt Ihr Euch endlich?“, fragte Demron zum wiederholten male mit bedrohlichem Tonfall, derweil er sein Kurzschwert ein wenig höher hob. Der Mann machte keinerlei Anstalten sich zu ergeben, beziehungsweise war keinerlei Reaktion bemerkbar. Merkwürdig.
Plötzlich flog ein silberner Schemen durch die Luft und Demron musste sich zu Boden werfen, denn ansonsten hätte ihn der Dolch durchbohrt. Der metallische Geschmack von Blut breitete sich im Mund des Waffenknechtes aus und er versuchte sich aufzurichten.
Doch der Fremde war schneller als gedacht, hatte nur drei Schritte machen müssen und nun packte er mit beiden Händen zu, da er Demron die Luft ab zuschnüren versuchte.
Verbissen kämpfte der Waffenknecht gegen den starken Griff des Fremden an, welcher ihm etwas in einer Fremd klingenden Sprache zu raunte. Wahrscheinlich varantisch, soweit es Demron im Nachhinein beurteilen konnte.
Der Adlige spürte wie seine Lunge nach Sauerstoff schrie, sie aber nicht bekommen konnte, denn der Fremde verstärkte seinen Griff und machte jede Gegenreaktion unmöglich. Wenn nicht etwas geschah würde Demron in dieser verpissten Ecke sterben. So weit konnte er es nicht kommen lassen.
Ein brutales Grinsen wurde zustande gebracht, mit letzter Kraft ein Dolch gezogen und wenige Sekunden später spritzte das Blut aus dem durchbohrten Hals. Der Fremde brachte ein letztes Röcheln zustande und verendete langsam auf dem Boden, während Demron mit einem stechen in der Brust die köstliche Luft einsog.
„Der Tag ist doch nicht so langweilig geworden wie ich vorhin annahm.“, schoss es Demron durch den Kopf und rappelte sich langsam auf. Was war das nur für ein Kerl gewesen? Beinahe wäre Demron drauf gegangen. Nur sein kostbarer Dolch hatte ihn wieder einmal retten können.
Abfällig drehte der Waffenknecht den Fremden mit dem Fuß auf den Rücken und identifizierte ihn sofort als einen aus Varant stammenden Kerl. Die Sprache und der südländische Teint sprachen eindeutig dafür.
„Und jetzt kommen wir zu dem Paket welches du einfach nicht herausrücken wolltest.“, dachte sich Demron, wandte sich gleichgültig von der Leiche ab und fand besagtes Päckchen wenige Sekunden später auf dem Boden liegend.
„Ziemlich schwer.“, stellte der Waffenknecht verblüfft fest und wog das Paket mit der Hand ab. Wenige Handgriffe später war es auch geöffnet.
Demron fiel die Kinnlade runter und starrte auf den Inhalt des Pakets. Zu seinem Entsetzten starrte etwas zurück.