Es läßt sich nicht leugnen, daß in unserem Rollenspiel und dort besonders in einigen Gildenforen Krisenstimmung herrscht. Denn die meisten Gilden des Rollenspiels haben seit etwa einem Jahr mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen, der nicht - oder nur kaum - mit neuen Mitgliedern ersetzt werden kann. Anders als in früheren Zeiten, als sich zwar auch ein natürlicher Wechsel der Mitglieder vollzog, die Anzahl der Gildenmitglieder sich aber in recht konstanten Bahnen bewegte, schwindet nun die Mitgliederstärke vieler Gilden. Allenthalben werden Gildenräte von fünf auf drei Mitglieder verkleinert, da es kaum noch Mitglieder zu verwalten gibt. Auch die durchgeführten Quests im Questforum lassen sich 2009 an einer Hand abzählen. Die Quests, die stattfinden, sind meist kleine Geschichten mit wenigen Teilnehmern.
Woran liegt das alles? Ursachenforschung wurde sicher schon von vielen betrieben und es lassen sich sicher eine ganze Reihe von Gründen anführen. Da wäre zum einen die eher dröge Vorlage von Gothic 3. Dem Spiel gelingt es kaum, die einzelnen Fraktionen als starke, geschlossene Gemeinschaften zu präsentieren. Doch genau dies wäre nötig für starke Gilden im Rollenspiel.
Negativ wirkt sich auch aus, daß es dem Spieler nicht möglich ist, sich im Spielverlauf einer Gilde anzuschließen, so daß diese Gruppierungen abstrakte Konstrukte bleiben, die lediglich im Hintergrund agieren. Dabei wäre eine starke Identifikation des Spielers mit einer Gilde wichtig, um dieses Gefühl auch im Rollenspiel weiterzutransportieren.
Weiterhin ließe sich anführen, daß es schon etliche Jahre her ist, seit Gothic 3 erschienen ist. Tatsächlich war nicht einmal die Zeit zwischen der Nacht des Raben und Gothic 3 so lang wie jetzt die Wartezeit auf den Nachfolger von Gothic 3. Hinzu kommt noch, daß durch das völlig versagende Marketing Jowoods und die damit fehlenden kontinuierlich gelieferten News das Interesse an Gothic einschläft und somit auch von Monat zu Monat weniger Besucher World of Gothic aufrufen und somit auch weniger Besucher die Möglichkeit haben, auf unser Forenrollenspiel aufmerksam zu werden.
Doch bei einigen Dingen müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen. Die Zugänglichkeit zum Rollenspiel ist nicht so hoch wie sie sein könnte. Die Betreuung und allgemein Einbindung von Neulingen ist nicht so gut, wie man es wünschen würde. Die Präsenz des Rollenspiels innerhalb der World of Gothic könnte höher sein. Dies sind Dinge, die wir ändern können.
Die nachfolgende Grafik verdeutlicht den Rückgang der Anmeldungen im Rollenspiel in den letzten drei Jahren.
Während sich 2007 noch insgesamt 481 User für das Rollenspiel über das Formular anmeldeten, waren es 2008 noch 356 und 2009 nur noch 246. Dies spiegelt den Rückgang des Interesses wider. Der Anteil von Zweitaccount-Anmeldungen ist hingegen von 16 % 2007 auf 21 % 2008 und 2009 gestiegen. Doch auch das ist kein gutes Zeichen: Die RPG-Charaktere rekrutieren sich mehr und mehr aus einer immer weiter sinkenden Schar an unentwegten Rollenspiel-Postern. Das RPG dreht sich immer mehr um sich selbst. Letztlich ist der Rückgang des Interesses aufgrund des zunehmenden Alters der Spielvorlage allerdings nur natürlich und kann nicht aufgehalten werden. Jedoch ist es sicher mit einigen Maßnahmen möglich, diesen Prozeß zu verlangsamen. Dazu mehr weiter unten.
Eine zweite Grafik, in der die Gesamtanmeldungen jedes Jahres prozentual aufbereitet sind, zeigt uns noch etwas anderes. Der Anteil der frisch Angemeldeten im Bürger-Rang, der es letztendlich bis in eine der Gilden schafft, sinkt ebenfalls. Völlig unabhängig von ihrer absoluten Zahl.
Wurden 2007 von allen Angemeldeten noch 24 % (ohne Zweitaccounts) in eine Gilde aufgenommen, also knapp ein Viertel aller Angemeldeten, so waren es 2008 nur noch 16 % und 2009 sogar nur noch 13 %. Wir haben also nicht nur jedes Jahr weniger Anmeldungen, sondern von diesen immer weniger werdenden Usern schaffen es auch noch immer weniger, in eine Gilde zu kommen. Nur als Mitglied einer Gilde hat man die Chance, längerfristig am Rollenspiel teilzunehmen, Kontakte zu knüpfen, seinen Rollenspiel-Charakter zu entwickeln und Geschichten gemeinsam mit anderen zu schreiben. Hier kann auf jeden Fall von den Teilnehmern des Rollenspiels, von uns, angesetzt werden, denn dies ist kein Faktor, der von außen auf das Rollenspiel wirkt und von uns nicht steuerbar ist. Im Gegenteil, diese steigende Unzugänglichkeit für Neulinge wird von den Teilnehmern am Rollenspiel selbst erst hervorgerufen. Darum befindet sich hier auch der wichtigste Hebel, mit dem man an den Ursachen der Stagnation ansetzen kann, um zu versuchen, sie wenigstens so weit zu verlangsamen, daß nicht mehr von einer Krise gesprochen werden kann.
(-- Don-Esteban)