Die Orks: Von Schlachten, Echsen und einer neuen ZeitWo immer Sie gerade sind, werte Leserschaft, seien Sie froh, dass es nicht an dem Ort ist, an dem ich mich soeben befinde. Vor mir erstreckt sich das bereits aus unserer letzten Ausgabe bekannte Orklager und die Szenerie, die sich mir bietet, richtet meine Nackenhaare auf. Dutzende Orks befinden sich auf dem Platz, tragen nichts weiter als Lendenschurze und Kriegsbemalung. Sie tanzen um große Freudenfeuer und bereiten sich auf eine nahende Schlacht vor. Ihr Gebrüll hat alle nahen Tiere vertrieben und der Takt der Trommel vibriert in meiner Brust, während ich notiere, was ich sehe. Meine Feder zittert und ich befürchte, dass einige Details unleserlich werden könnten. Die letzte Schlacht der Faringer Jagdgesellschaft steht an und ich werde hautnah berichten, wie der Kampf verläuft.
Unter dem Klang der Trommeln zogen der Stamm der Nan-rakas und die Faringer Gesandtschaft in die Sümpfe der Insel Khorinis, wo sie auf ihre Verwandten, die Sumpforks, trafen. Gemeinsam setzten sie ihren Feldzug gegen die Herren dieses Territoriums fort, mit dem Ziel den DwachUrk zu töten und seine Zähne für das heilige Ulumulu zu benutzen. Dieser rote Sumpfhai war die Brutmutter und residierte inmitten des alten Tempels, zu dem die vereinten orkischen Krieger marschierten. Einige Späher wurden ausgeschaltet und die Vermutung wurde bestätigt, dass Echsenmenschen eine Art Bündnis mit den Sumpfhaien geschlossen hatten. Diese humanoiden Reptilien tragen gefährliche Waffen an ihrem Leib, die nicht nur aus Zähnen und Krallen bestehen. Blasrohre mit giftigen Pfeilen und kantige Schwerter wissen sie meisterhaft zu führen und stellen selbst für die ungestümen Orks eine Herausforderung dar. Die Schuppenpanzer machen Rüstungen unnötig und doch haben sich manche in alte Brustharnische oder Schulterpanzer gekleidet, die ihrem Rang entsprechen. Dennoch, die Schlacht war unvermeidlich, denn sie war der letzte Schritt auf dem Weg zur Vollendung der heiligen Standarte.
Ich kann ihnen versichern, liebe Leserinnen und Leser, dass die Atmosphäre geballt war. Die Luft schien von Blitzen erfüllt, so sehr nagte die Anspannung an den gesottenen Kriegern. Die Anführer brüllten immer wieder Befehle und Motivationen, wohl wissend, dass der Feind sie längst entdeckt hatte. Das orkische Heer legte keinen Wert auf Überraschung mehr, sie waren eine geeinte Kraft und würden die Waage des Kräfteverhältnisses auf Khorinis für sich entscheiden; so war der Plan.
Kurz vor dem eigentlichen Zielpunkt teilte sich die Armee auf, damit sie wie Hammer und Amboss auf die Echsen und Sumpfhaie wirken konnten. Die Faringer und die Berserker würden den Feind in die Mangel nehmen und schon bald entbrannte der Kampf. Die Echsenmenschen schlugen sich durch die Reihen der Orks, wollten die einzelnen Truppen noch mehr spalten, um sie angreifbarer zu machen, doch verliefen die meisten Vorstöße inmitten einer Blutlache im Sand.
Die Kämpfe zogen sich hin, Verluste wurden gefordert, doch es wurde bald klar, dass die kampferprobten Orks die Oberhand gewinnen würden, bis sie endlich vor dem standen, den sie gesucht hatten: Der rote Dwach’Urk.
Er stimmte sein angsterfülltes Lied an, rief seine Kinder, die ihm helfen sollten, doch stellten sich ihm eine kleine Gruppe erprobter Kämpfer, die immer wieder nach ihm hieben und stachen unter der Gefahr, ein Körperteil oder gar das Leben zu verlieren. Diesen Tribut zahlten auch einige, doch bald siegte die Einsicht, dass die Attacken nur wenig nützten. Der Großteil des orkischen Heeres war mit der Abwehr der Echsenkrieger und Sumpfhaie beschäftigt, während Brosh dar Urkma gegen einen schier unbesiegbaren Feind fechten musste. Er war der Häuptling der Echsenmenschen und schien für Schmerzen nicht empfänglich zu sein. Doch der Schein trog und nach Minuten des Kämpfens wuchs eine Vermutung, nämlich die, dass der rote Dwach’Urk und der Häuptling der Echsen eine Art physischer Symbiose teilten, die sie gemeinsam Schmerzen leiden ließ und dadurch alles halbiert wurde, was ihnen angetan wurde.
Schließlich gelang es unter großen Anstrengungen und Heldentaten, dass beide Anführer der Sümpfe ihren Verletzungen erlagen und wie auf ein Zeichen die feindliche Armee den Rückzug antrat. Die Schlacht war geschlagen und die Einigkeit unter den khorinischen Stämmen wiederhergestellt. Nun würde die neue Ära der Orks anbrechen, vereint unter dem Hammer der Trollfaust.
(Proya Anuot)