(Seite 3)




3 Nordmar und Varant

VARANT

Gesinnungswechsel?

Zentralvarant. Still und verlassen liegt die Karawanenstraße nahe dem erst kürzlich magisch entstandenen Urwald bei Al Shedim. Die Warentransporte über die vormals viel genutzte Handelsstrecke zwischen Mora Sul und Bakaresh liegen beinahe gänzlich brach oder werden nur noch von gut bewachten, größeren Karawanenverbänden genutzt, nachdem in den vergangenen Monden vermehrt Übergriffe auf assassinische Karawanen durch nomadische Räuber stattgefunden hatten. War bis vor einem halben Jahr noch die Devise der Bewohner Al Shedims auf friedliebende Abgeschiedenheit ausgerichtet, scheint nun der räuberische Charakter der Wüstenwanderer erneut hervorzustechen. Ein neuerlicher Gesinnungswechsel hin zu alten Verhaltensmustern, wie sie unter dem Einfluss der khorinischen Piraten vor wenigen Jahren aufgebaut worden waren, oder aus der Not heraus geborene Zwangsmaßnahmen?

Der frische Wind in Al Shedim ist deutlich zu spüren, seit der magische Wald aus dem sandigen Untergrund erwachsen ist, seit der Führungswechsel unter den Nomaden stattgefunden hat. Das Leben ist zurückgekehrt in die Ruinenstadt, hat das Leid seit der Flut abgelöst, und mit frischem Mut und dem Blick in die Zukunft gerichtet ist ein deutlich progressiveres und aggressiveres Verhalten nicht von der Hand zu weisen. Die Waren dreier Karawanen finden sich in den Lagern zwischen den Ruinen – eine stolze Bilanz für eine Gruppierung, die sich dereinst ein friedliebenderes Verhalten auf die Fahnen geschrieben hatte, nachdem sich mit Anne Bonny und Tobi Tobsen auch die letzten und einflussreichsten Vertreter der khorinischen Piraten in ihr ehemaliges Schaffensgebiet zurückgezogen hatten. Nun kommt noch ein weiterer Schritt dazu, der nach Angaben beteiligter Kräfte der Nomaden ebenfalls alles andere als unblutig verlaufen sein soll, wenn auch in kleinem Maßstab: die Besitzerlangung eines Schiffes, das die Mobilität und Handelsfähigkeit des Wüstenvolkes über den Regionalraum Südvarant hinaus erhöhen soll. Wir hatten das Vergnügen, einen der Beteiligten – den frisch nach Al Shedim hinzu gereisten Vistrin Dylan – zu den Vorfällen zu sprechen.

„Nun, in der Tat hatte ich etwas mit dem neu erworbenen Schiff zu tun, bei dem es sich um den einfachen Typ einer Feluke handelt. Ich würde meine Rolle auch als recht zentral beschrieben, ohne dabei überheblich wirken zu wollen, denn immerhin war ich es, der zusammen mit meiner Schwester auf diesem Boot nach Varant gekommen war.“, berichtet er. Dass es dennoch zu Blutvergießen kam, lag daran, dass ein Teil der Besatzung einer unbekannten Piratenbande das seit der Ankunft des Besitzers mitten in der Wüste vollkommen schutzlos herum stehende Schiff annektiert hatte, welcher sich nur mit Gewalt vertreiben ließ. Bis auf einen der Piraten fanden alle Korsaren dabei den Tod.

Glückliche Fügungen angesichts des Risikos, das die Nomaden bei jeder der räuberischen Aktionen eingehen, dass keiner der eigenen Männer bislang zu größerem Schaden kam, doch sollte der Kurs weiterhin so aggressiv stehen, könnte sich das momentane Handeln schnell rächen. Noch ist allerdings nicht abzusehen, ob sich die bisherigen Ereignisse häufen werden, oder ob es sich um das übermütige Handeln eines dem Untergang entgangenen Volkes handelt.
Die Zeit wird es zeigen.

(-- Maris)




Der Reiz des Unbekannten

Al Shedim. Unheimlich mag der Urwald anmuten, der im magischen Akt der Schulen des Wassers und der Natur entstanden ist. Bis tief in die Ruinen hinein zieht sich das dunkle Grün – unbekannt, unerforscht.
Bislang hatte es noch niemand gewagt, allzu tief in den Wald vorzudringen, um ihn gänzlich zu erkunden. Lediglich am Rand des veränderten Gebietes hatten die Nomaden Wachen aufgestellt, die jeden Neugierigen eindringlich vor den möglichen Gefahren warnten, ansonsten jedoch hatte sich in dieser Hinsicht noch nichts getan.

Dies änderte sich kürzlich, als der Priester Tinquilius zusammen mit einem neuen Gesicht in Al Shedim namens Carlyle den Wald betrat, um zu erkunden, welche Art von Flora sich durch die magische Einwirkung gebildet hatte. Panisch heraus stürmend kehrten sie von diesem Abenteuer zurück – die Auswirkungen halluzinogener Substanzen, wie sich schnell herausstellte. Gepackt von der Neugier sandte der Priester eine Probe gefundener Pflanzenteile in das ferne Vengard, um es von feuermagischen Alchimiekennern untersuchen zu lassen, und organisierte eine volle Expeditionsgruppe, bestehend aus Nomaden wie Adepten und gänzlich unbeschriebenen Blättern im Kreise des Wüstenvolkes, um Ursprung wie Ausmaß der Illusionen zu ermitteln.

Seit mehreren Tagen schon dauert diese Erkundung bereits an, ohne dass ein Zeichen der Wagemutigen nach draußen in die Stadt vorgedrungen ist. Unbestätigten Gerüchten zu Folge sollen jedoch bereits die ersten Fälle von Wahnvorstellungen in der Stadt gesichtet worden sein, die offenbar auch vor den Mitgliedern des Rates des Wassers nicht halt machen und ihn so stark schwächen. Welche Ergebnisse die Untersuchungen der Ereignisse mit sich bringen und welche Gefahr von alldem ausgeht, bleibt abzuwarten.

(-- Maris)



EILMELDUNG:
Soeben erreicht uns die Nachricht, dass die wagemutige Besatzung des Nordmarer Schiffes „Svana“, bestehend aus den Kriegern der Clans des Nordens, in Al Shedim angelegt hat und bereit ist, mit dem Wüstenvolk in engeren Kontakt zu treten. Näheres dazu in der nächsten Ausgabe.

Blättern: 1 2 3