Rentenversicherung als OrksöldnerGrüße werte Leserinnen und Leser des Myrtanischen Boten!
Diese Ausgabe des Boten werde ich als einen besonderen Erlebnisbericht meinerseits beschreiben, da ich hautnah dabei war und nicht nur aus der zweiten Reihe zu berichten habe, wie es sonst der Fall gewesen war.
Der wilde Kampf um die Herrschaft des Orkgebietes hatte sich nun mehr stabilisiert und sich nach außen gedehnt, sodass die Kämpfe in den inneren Herrschaftsgebieten nachgelassen hatten. Ich, der sonst immer für Sie sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, während er an der Front war, befand mich nun auf einem ruhigen Gehöft inmitten des Territoriums des Krushak-Clans. In geringer Entfernung erblickte ich eine saubergearbeitete Palisade, welche von zwei aufmerksamen Söldnern bewacht wurde. Sie sahen aus, als würden sie Unbefugten den Kopf abschlagen und doch sah ich es als meine Pflicht an, einen Versuch zu wagen.
„Halt Fremder! Hier ist kein Durchkommen!“
Die Umgangsformen waren rau und doch gelang es mir nach etlichen Erklärungsversuchen die Krieger zu überzeugen, dass ich dem Hof kein Übel wollte. Kaum hatte ich das Innere erreicht, musste ich die Eindrücke verarbeiten, die sich mir boten. Knechte und Mägde huschten umher, um ihr Tagewerk zu erledigen, Söldner und Orks patrouillierten oder hielten Wache. Mehrere Scheunen, ein Herrenhaus und eine Unterkunft boten sich meinen Augen und ich musste zunächst stehen bleiben. Doch schon bald setzte ich meinen Weg fort und erreichte das Herrenhaus, vor dem ein graubärtiger Mann mit muskulösem Körperbau stand. Er erinnerte auf den ersten Blick an einen Soldaten, wenn man die Sense durch ein Schwert und die saubere Bauernkluft durch eine Rüstung ersetzten mochte. Noch ehe ich dazu kam, etwas zu sagen, sprach er mich an.
„Rok’tar! - Das lehrte man mich bei den Orks, als ich noch ein Rekrut war. Und heute? Hast du mich hier auf meinem Hof genauso zu grüßen!“
Ich war erstaunt über den rauen Ton des Bauern und doch erlaubte ich mir die Frage, wer er denn sei.
„Wer ich bin? Ein Söldnerveteran! Lange genug habe ich unter den Orks gedient und habe als Belohnung am Ende meiner Laufbahn diesen Hof bekommen. Wie ein paar andere meiner Kameraden. Ich bin der Gutsherr dieses großen Hofes.“
Ich war erstaunt, dass ein Veteran der Söldner zu einem Gutsherr wurde. Immerhin war es eines der obersten Gebote unter der Führung der Orks, dass nur der Tod im Kampf ein ehrenhafter war. Und doch stand nun ein lebender Beweis dafür vor mir, dass auch die orkischen Kriegsherrn Dankbarkeit für einen langen Dienst zeigen konnten. Der Veteran erzählte weiter, wie er zu seinem Hof kam und worauf er besonders stolz war.
„Dieses Gehöft ist eine kleine Festung für sich. Die Orks und Orksöldner schützen die drei, wenn es nicht bald schon vier sein werden, Bauernfamilien, die für mich das Land bestellen und das Vieh halten. Die Wege zu den Feldern mögen länger sein und doch ist es die Sicherheit, welche den Erhalt dieser Einrichtung versichert. Wir bauen hier Getreide jeder Art an und während die Söldner hier alles ausgebildete Kämpfer sind, lernen sie noch immer den ein oder anderen Kniff von mir.
Die Abgaben, welche an Faring gezahlt werden müssen sind vertretbar und schmälern das Lebensglück der Menschen nur geringfügig.“
Der Gutsherr erzählte noch lang weiter, sodass es bald dunkel wurde. Er bot mir einen selbstgebrauten Schluck an, der aus der Gerste hergestellt wurde und riet mir einen Besuch in der Hoftaverne, bevor ich mich wieder auf den Weg mache. Es war noch ein berauschendes Fest, weit draußen auf dem Land.
Ich sage Ihnen, werte Leserinnen und Leser, der Lebensabend unter den Orks ist keine schlechte Zeit.
(in Anlehnung an einen Text von Tat’anK‘Ka)
(Proya Anuot)
(-- Proya Anuot)