Die mutigen Streiter des LichtsManchmal gibt es Geschichten, die sind so unglaublich, man würde sie gar nicht in einer Zeitung wie dieser vermuten. Ja, die meisten Leute, denen diese Geschichte bisher zu Ohren gekommen ist, haben sie als absoluten Unsinn abgetan, als Flunkereien von ein paar Soldaten, die wohl ordentlich einen über den Durst getrunken hatten, oder als einfach nur Wiederauftischung von uralten Legenden, die längst keinen mehr vom Hocker reißen.
Und doch, die Geschichte hat es hier hinein geschafft, denn ich habe fleißig recherchiert, etliche Leute befragt, die angaben, dabei gewesen zu sein – von denen einige höchst vertrauenswürdige Mitglieder der Stadtwache oder gar des Ordens der Paladine, unseren unerschrockenen Streitern für die Sache des gerechten Gottes, waren – und ich kann jetzt eines mit Gewissheit sagen: An diesen allen Berichten muss etwas dran sein! Doch nun habe ich euch, verehrte Leser, schon zu lange auf die Folter gespannt und will direkt zu den Tatsachen kommen:
Gut einen Mond ist es her, seit die Magier im Tempel und die Bürger Thorniaras, wahrscheinlich sogar der ganzen Insel, ein ungewöhnliches Himmelsphänomen beobachten konnten: Ein großer glühender Ball bewegte sich über den Himmel und verschwand irgendwo hinter den Bergen, was einige Augenblicke später von einem Erdbeben begleitet wurde, das sogar einigen Einwohnern der Stadt das Leben kostete, da etliche Hütten den Erschütterungen nicht standhalten konnten. Dieser sprichwörtliche Feuerball am nächtlichen Firmament zog natürlich die Frage nach sich, was denn das sei und die Antwort war nicht weit: Ein großes, rundes etwas, ganz aus Feuer und gesendet von oben herab auf die Erde – es kann sich nur um ein Zeichen Innos' handeln, denn wer sonst sollte die Macht haben, so etwas zu erschaffen?
Also beschloss man damals eine Expedition aus Bürgern Thorniaras, Mitgliedern der Stadtwache und sogar deren neuer Hauptmann, dem es eine Ehre war, diese Gruppen befehligen zu dürfen, sowie einigen Paladinen zusammenzustellen, die nachschauen sollte, was uns für ein Zeichen geschickt worden war. Also nahmen diese Leute im Namen Innos eine beschwerliche Reise in das Gebirge auf sich an deren Ende sie etwas fanden, was mir als ein großer Steinklumpen mit äußerst harter Schale geschrieben wurde, der innen hohl gewesen war. Der Gott des Feuers hatte sein Zeichen also mit einer schützenden Ummantelung versehen, damit es die lange Reise von seiner Sphäre in die unsrige heil überstehen würde.
Allerdings wurde die Expedition bei ihren Arbeiten behindert, denn es hatten sich auch andere Gruppen eingefunden, die ebenfalls ein Zeichen gesehen hatten – allen voran Verräter, die von dem selbsternannten Rebellenkönig Ethron aus Setarrif geschickt worden waren, die allerdings heldenhaft vertrieben werden konnten. Doch nun war das Problem noch nicht gelöst, denn es begann die eigentliche Arbeit die Steinkruste zu brechen, wozu viel Manneskraft und Zeit notwendig war – die leider nicht vorhanden war, denn zuerst wurde unsere Gruppe von zwei Dutzend Snappern auf einmal attackiert!
Nun mag vielleicht manch ein Jäger sagen, das ist erstaunlich unwahrscheinlich, Snapper in einer solche Höhe und dann noch in so großes Zahl, aber auch diese kann ich von der ziemlichen Echtheit dieser Information überzeugen: Derjenige, der mir das berichtet hat, ist selbst ein Jäger und weiß, das so etwas nicht normal ist, bleibt aber trotzdem dabei. Außerdem haben etliche Soldaten im Lager diese Zahl auch genannt, wobei ausnahmslos niemand drunter geblieben ist.
Dementsprechend sollten wir stolz auf die heldenhafte Leistung unserer Soldaten sein!
Doch nicht nur Sapper griffen an, es kam noch erheblich schlimmer: Eine ganze Horde von Orks überfiel die Truppe!
Ja, verehrte Leserinnen und Leser, Orks! Hier auf Argaan, wo es doch eigentlich immer hieß, die Stämme seien weitgehend friedlich und arbeiteten mit uns Menschen zusammen!
Doch anscheinend ist dem nicht mehr so, denn die Gruppe an Orks war nicht gerade klein – auch wenn niemand im Gefecht feststellen konnte, wie viele es denn waren – und verdrängte die Expedition unter Flagge des Königs vom Zeichen Innos'!
Und es gab noch größeren Frevel: Diese Bestien schafften es mit rohester Gewalt die Außenhülle des ganzen aufzubrechen und an ein zutiefst seltsames Ding im Inneren heranzukommen – einige berichteten es pulsierte irgendwie und hatte eine art Aura, die sie ihm wahrscheinlich innewohnender Magie zuschrieben.
Selbstverständlich ließen das die unsrigen nicht auf sich sitzen und machten sie flugs daran, das eigentliche Zeichen aus den Pranken der Orks zu entreißen, wobei einige die heldenhafte Aufgabe in Angriff genommen haben, die Bestien direkt zu attackieren und andere die fast noch gewagtere Mission hatten, dieses etwas während dessen zu „stehlen“ - also aus der Reichweite der Orks zu entfernen.
Doch dieses Ziel wurde verhindert, denn jetzt kommt das abenteuerlichste, was es zu berichten gibt und ich höre jetzt schon die Leute in den Tavernen lästern, dass das ja wohl unmöglich sein könne, dass ihnen Lügen aufgetischt werden würden, dass die Qualität der Berichterstattung nachgelassen habe und dass früher überhaupt alles besser gewesen sei, aber ich versichere euch, es ist die Wahrheit, was ich nun berichten werde:
Noch bevor die Soldaten mit der waghalsigen Mission das etwas zu stehlen, brach es auf und heraus kam ein Monster, wie man es wahrscheinlich noch nie auf unserer Insel gesehen hat: Ein Drachen!
Ja, in der Tat, ein Drachen, ein geflügeltes, feuerspeiendes Wesen brach hervor und brachte ein wahres Inferno über die Soldaten des Königs, über die Orks und über die Rebellen, woraufhin es nur noch die Möglichkeit des Rückzugs gab, denn was dieses Wesen hervorbrachte, lässt sich nicht in Worte fassen, solange man nicht selbst dabei war – und wahrscheinlich noch nicht einmal dann, denn auch alle meine Informanten hatten erhebliche Probleme mir zu schildern, was danach passierte. Nüchtern würde man sagen: Der Drache flog herum und spie Feuer auf alles, was sich unter ihm bewegte. Doch das wird dem Schrecken, dem die Soldaten und Bürger ausgesetzt waren nicht im Mindesten gerecht, denn es war – und das ist ziemlich sicher das treffendsten Beispiel – wie durch eine brennende Stadt zu laufen, in der jeden Moment ein Holzbalken oder irgend etwas anderes, was Feuer gefangen hatte, von oben herunterfallen konnte.
Doch unsere Soldaten bewiesen wahrhaft Heldenmut, denn trotz allem schafften sie es, wieder mehr oder minder heil hier anzukommen und uns diese Geschichte zu erzählen.
Doch nun fragen sich ziemlich sicher die Meisten: Wie kann das ein Zeichen Innos' gewesen sein, wenn es doch nur Schrecken über die Menschen gebracht hat?
Ich habe einen der Feuermagier dazu befragt und dieser gab mir folgende Erklärung: Das, was da vom Himmel kam, haben wir wahrscheinlich nur als ein Zeichen Innos' interpretiert, aber tatsächlich war es wohl von Beliar gesandt um uns zu verhöhnen – mit den Elementen des Feuergottes getarnt, damit wir auch ja darauf anspringen würden und alles daran setzten würden, das zu bekommen. Was diese These bestätigen würde, was der Magier aber gar nicht wusste, ist, dass es just die Orks, die Kreaturen Beliears, waren die es schafften, die Hülle aufzubrechen.
Nun mögen sich vielleicht noch einige andere Fragen stellen, aber ich glaube, meine Ausführungen über die unglaubliche Geschichte, in der unsere Soldaten der Stadtwache, unsere Bürger und unsere Paladine allen Mut bewiesen haben, den sie hatten, obgleich sie getäuscht worden waren, beenden und den Rest, alles, was noch passiert war, was mir aber zu unwahrscheinlich erschien, um es hier mit aufzunehmen, an die Wirtshaustische abgeben.
(-- Gath)