Neues aus der Stadt des KönigsGerade noch so habe ich es geschafft, dies alles zu Papier zu bringen – es ist aber auch viel! Die letzten beiden Monate, über die ich so einiges berichten werde, waren nicht gerade ereignisarm, auch wenn der Verleger dieser Zeitung leider beschlossen hatte, sie letzten Monat nicht erscheinen zu lassen! Genau aus diesem Grund wird dieser Artikel hier viel mehr beinhalten, als das, was ich im Normalfall zum Besten gebe – und auch manches vielleicht leicht gekürzt, denn einige bemerkenswerte Ereignisse in Thorniara sind schon eine Weile her, auch wenn sie selbstverständlich für das Umland von immenser Bedeutung sind, denn sie zeigen wiedereinmal, was meine Kollegen aus Setarrif und Schwarzwasser nicht einsehen wollen: Die Streiter und Priester Innos' sind wahrhaft heroische Menschen, die stets um das Wohl ihrer Bürger bemüht sind und -
Ich fürchte weiter kann ich hier nicht ausschweifen, sonst wird der werte Herr Redakteur etwas hieran auszusetzen haben. Außerdem will ich ja Euch, werte Leser, nicht noch unnötiger auf die Folter spannen, als ich es eh schon tue, und die Neuigkeiten aus Thorniara der Welt darstellen.
Den Anfang macht eine etwas älteren Geschichte, die immer noch die Herzen vieler Einwohner dieser Stadt bewegt: Der Orden der Feuermagier hat jüngst in einem der ärmsten Viertel ein Gebäude sanieren lassen, in dem all die obdachlosen und verwaisten Kinder dieser Stadt ein neues Zuhause finden können – mit Unterricht durch einige der Novizen, die diesen Kindern eine Bildung kostenlos zu Teil werden lassen, von der so manch ein Handwerksgeselle nur träumt. Sie lernen das Lesen und Schreiben, lernen wesentliches über die Welt um sie herum – und zwar aus fundierten Quellen und nicht vom üblichen Getratsche in den Kneipen – und auch über Innos', der allem auf der Welt seinen göttlichen Platz gegeben hat und dessen Ordnung sich letztendlich gegen das Chaos durchsetzten wird. Zu dieser allumfassenden Bildung kommt selbstverständlich Speiß und Trank hinzu, sowie ein Bett – eben das was diesen Kindern auf der Straße so dringend fehlt. Aber nicht nur materielle Dinge und Bildung werden ihnen zu Teil, sondern auch noch eine Erziehung durch Erwachsene, die diesen Kindern Halt in ihrem noch so jungen und doch schon leidgeprüften Leben geben können. Von dem her, was ich bei einer Besichtigung eben jener Stätte gesehen habe, ist sie auch schon gut gefüllt, was auf jeden Fall bedeutet, dass sich die Menschen dieser Stadt Innos' Großherzigkeit bewusst sind.
Im Lichte einiger etwas jüngerer Ereignisse ist dieses Waisenhaus eine noch viel erfreulichere Tatsache geworden, denn es scheinen jetzt auch die tiefsitztensten Fesseln der ehemals erstaunlich weit neben dem rechten Weg wandelnden Stadtverwaltung abgeworfen worden: Der Tempelvorsteher Varald würde von der Obersten Feuermagierin des Verrats und der Korruption überführt und von ihr in Zusammenarbeit mit einigen Paladinen und Mitgliedern der Stadtwache überwältigt, was zu einem absolut nicht ungefährlichen Spektakel wurde, denn auch ein noch so verhetzter und fehlgeleiteter Feuermagier ist leider in der Lage einer ganzen Menge an Leuten Tod und Verderben zu bringen, denn so gut die Kräfte sind, die Innos den Menschen anvertraut hat, auf dass sie das Böse bekämpfen, sollten sich diese einmal gegen sie selbst richten, so sind sie verheerend. Gerüchte besagen aber, dass es einem der Paladine selbst von magischen Flammen eingeschlossen gelungen sein soll, diesen Unmensch dingfest zu machen – angeblich indem er durch die Flammen marschiert sei, aber dies ist mit Vorsicht zu genießen, denn man kann nie wissen, wie viel von solchen Geschichten jetzt wahr ist und ich will – im Gegensatz zu manchen meiner Kollegen – bei den Fakten bleiben. Nun mag sich natürlich manch einer Fragen: Was ist denn das für ein Reporter, der uns nicht einmal aufführen kann, was dieser Mann verbrochen hat. Nun, ich habe hier sehr wohl etwas vorzuweisen, und zwar Informationen, die ich einer recht hochrangigen Person des Ordens entlocken konnte: Varald war unter anderem für einen verheerenden Brand in der Baustelle des Waisenhauses verantwortlich, nebst noch einiger anderen Verbrechen. Zusätzlich dazu kommt, dass er die Vorstellungen Innos' mit Füßen getreten hatte, wenn er neue Novizen aufnahm und sie mehr zu seinen als zu göttlichen Dienern machte. Mehr kann ihm mit Sicherheit nicht nachgewiesen werden, auch wenn ihm noch etliches mehr nachgesagt wird, denn Varald hat es leider geschafft, aus dem Gefängnis zu entkommen und die Stadt zu verlassen, wodurch er seiner gerechten Strafe entgangen ist. Ich hoffe sehr, dass ich demnächst über einen phänomenalen Fahndungserfolg berichten kann, aber noch ist dort nichts gewiss. Das einzige, was in Punkto des Tempels sicher ist: Der Nachfolger Varalds im Amt des Tempelvorsteher ist ein Feuermagier namens Lopadas, ein Mann, der sich außergewöhnlich gut auf alte Schriften und Magie versteht und dieses Amt auch schon in Vengard inne hatte, als die Krone von Orks bedroht war. Es ist also ein Mann, dem wir unser vollstes Vertrauen schenken können und der uns der göttlichen Ordnung ein gutes Stück näher bringen wird.
Und vielleicht ist es ja auch mit sein Verdienst, dass sich die Stadtwache als eine äußerst hilfsbereite Truppe herausstellt, die den Bedrohungen im Umland stets entgegentritt anstatt ihnen auszuweichen.
Erst vor einigen Wochen erreichte mich die Kunde, dass eine Truppe von Milizionären unterstützt von ihrem Hauptmann persönlich einen Bauernhof befreit, der von einer großen und sehr, sehr gefährlichen Bande von Goblins überfallen worden war – ja von Goblins, diesen kleinen, grünen, raubenden Biestern, die seit jeher allen Landwirten der Welt das Leben schwer machen, indem sie ihnen ihre Ernte klauen und mit ihren Keulen auf alles losgehen, was sich auch nur irgendwie bewegt. Und für einen erfahrenen Kämpfer mag ein Goblin harmlos sein, doch wenn man von fünf knüppeln gleichzeitig verdroschen wird, dann braucht man schon wirklich Innos' Beistand, um das zu überleben. Doch das ist trotz allem nicht Grund genug, weshalb diese Mission so gefährlich war: Unter den Goblins befand sich ein Schamane, ein Goblin, der Zauber weckt, um die ihn so manch ein Novize beneiden würde – und wie die Meisten wissen, sind solche angehenden Magier im Kampf keineswegs zu unterschätzen. Dementsprechend muss man auch auf solche Goblinhorden – es waren nach angaben eines beteiligten Soldaten mehr als ein Dutzend – besonders Acht geben, denn man braucht schon eine gute Anzahl von ausgebildeten Kämpfern, um gegen diese Bedrohung gewappnet zu sein. Da aber Bauern in der Regel nicht über die Mittel verfügen, sich ihre private Söldnerarmee aufzustellen, so ist es umso erfreulicher, dass man, sollte man Hilfe brauchen, auf die Stadtwache Thorniaras zählen kann.
(-- Gath)