Je mächtiger man wird, desto größer wird auch die Wut darüber etwas zu verlieren. Dass es eine dieser unwerten Kreaturen zu wagen sich erdreistet hat, die gottgegebene Allmacht, die zu erhalten man zweifelsohne verdient hat, zu unterwandern, indem man ihn – der nicht nur vor allen Andren heraussticht, nein, der sogar dazu ausersehen wurde, sich über das Menschliche, das Schwache und das Unvollkommene zu erheben und zum höheren Glanz des ewigen Lichts in Innos' Widerschein berufen wurde. So mag manch ein Mann denken, der sich in den erlesenen Kreisen des hohen Adels bewegt, der in jener Welt lebt, in der jedes Gesicht nicht mehr als eine Maske sein kann, jede Emotion nur das Ergebnis schon fast beängstigend kalter Logik ist.So gerne manch einer dies nun dem arroganten und ausschließlichen Habitus des Mannes zuordnen würde, so muss doch auch gesagt sein,dass auch die Frau des blauen Blutes nicht über derartiges zu erhaben sein scheint.
Und so gibt es auch manch Einen, der sich aus der Welt des „ewigen“ und „gottgleichen“ Lichts in die graue Welt des Unbekannten flüchtet und mit verhüllendem Stoff einen Schleier über die Korona himmlischen Lichts zu legen versucht, die doch in manch einem Kopf so fest mit Blauem Blut verbunden ist.
So einer mag doch Bastan Thorn sein, der auch in der berauschenden Gastlichkeit seiner eigenen Behausung jenen Glanz zu mehren, der nur umso heller zu strahlen sucht, wenn sich die eigene Überlegenheit über dem gemeinen Volk zu derer anderer „Gotterwählter“ gesellt.
Doch wo das Licht scheint, da wird auch allzeit ein Schatten sein und wo der Glanz ist, da ist auch die Missgunst nicht ferne. So wurde denn einer Baroness ein so überlegen strahlendes Geschmeide entwendet, nur zu offenkundig, um einen Splitter aus der Krone zu brechen. Ebenso mächtig, wie es einer Baroness zu sein gebührt, ebenso groß ist dann auch die Wut und durch die eigene Unfehlbarkeit bestimmt, muss der Gastgeber dieser so schändlich missbrauchten Festlichkeit nun Rede und Antwort stehen.
Doch dieser, der im Schatten zu wandeln gelernt hat, wird sich selbstredend niemals einem derartig ungehörigen Verlangen beugen dürfen und sucht, das Antlitz vom grauen Schleier der Einfachheit verhüllt den Unbekannten, den Ehrenmann hinzu, Demron, der zu ermitteln sich verstehen muss, der nur durch Undank aus den höchsten Höhen zu fallen verdammt sein konnte.
Von Bastan Thorn, 04.08.2012 (Originaltext)
Der alte Thorn spürte die Lebensgeister in sich erwachen. Es war immer wieder ein wunderbares Gefühl, wenn sein ganzer Körper vor Spannung kribbelte, da in seinem Aufzug jeden Moment jemand entscheiden konnte, ihn anzugreifen, da er für einen Verbrecher gehalten wurde. Dieser Kerl schien von eben solchem Kaliber zu sein, doch die Torwache nahm ihren Job ernst, was bedeutete, dass Fremde nicht mehr bewaffnet waren, sobald sie das Tor passiert hatten.
Der Mantelträger bedeutete dem Hünen ihm zu folgen und so gingen sie zurück in die dunkle Gasse, aus der er die Menge beobachtet hatte. Es war eine Sackgasse und so ließ er seinen potentiellen Arbeiter mit dem Rücken zur Straße stehen, da dieser so die Gelegenheit hätte, sich bei Bedarf zurückzuziehen. Er selbst hingegen lieferte sich diesem Kerl aus, der an Kraft sicher mehr zu bieten hatte, als der Adlige.
„Hier können wir ungestört reden“, meinte der Zwielichtige und sah sich noch einmal um. Die Fenster der Gebäude waren verrammelt und nur einige geborstene Fässer leisteten ihnen Gesellschaft.
„Ihr werdet sehen, dass es nichts ehrloses ist, was ich Euch anzubieten habe“, begann der Auftraggeber, „Vor einigen Tagen wurde bei einem Fest in der Villa eines Adligen ein Armband entwendet. Die Dame, der es abhanden gekommen ist, ist ebenfalls blaublütig und sicherlich könnte sie den Gegenstand ohne weiteres ersetzten. Doch sie nutzt den Umstand aus, um sich erneut Zugang zum Schauplatz des vermeintlichen Verbrechen zu erschleichen.
Wenn Ihr es schafft, besagtes Armband wiederzubeschaffen, würdet ihr gleich mehrere Fliegen mit eine Klappe schlagen.“
Der Verhüllte legte eine kurze Pause ein und kramte in den Tiefen seines Mantels, ehe er weitersprach. Der grimmige Hüne wirkte nervös und bereit sich zu verteidigen, wenn es sein musste.
„Zum einen würdet ihr einen Dieb stellen, der sicherlich schon andere Leute um ihr Hab und Gut erleichtert hat und so etwas wird in dieser Stadt nicht gern gesehen. Das würde sicherlich dazu beitragen, dass die Stadtwache Euch mehr vertrauen würde, als einem gewöhnlichen Fremden. Zum anderen werde ich Euch das Kleinod für einen angemessenen Preis abkaufen. Wenn Ihr eure Sache gut macht, komme ich vielleicht erneut auf Euch zurück. Die Bezahlung ist immer gut. Ich stelle keine unangenehmen Fragen und werde ebenfalls an diesem Auftrag arbeiten und jegliche Informationen, die ich erhalte, mit Euch teilen. Sollte ich das Armband vor Euch finden, werde ich dennoch den halben Preis auszahlen – für eure Mühen.
Sind wir im Geschäft?“
So hat dieser nun nichtsahnend von der wahren Existenz seines Gegenübers loszuziehen und alte Sitte und alten Brauch verwendend, den Dieb zu stellen.