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06 Schatzkästchen

Durch höchste Hallen und höchstes Gut streifend, im Angesicht der Obrigkeit wandelnd wird dieser nun schwerlich sich arbeiten müssen, bis er Hinweis um Hinweis ersuchend zum Geschlecht der Selse sich vorgetastet.

Von Demron, 05.08.2012 (Originaltext)

Ser Demron saß im luxoriösen Anwesen von Ser Jason Moor und genoss mit diesen Speis und Trank. Dies alles war von diesem großzügigen Gastgeber gestellt worden, nachdem dieser festgestellt hatte, dass Demron der letzte Spross eines alten und einst sehr mächtigen Adelsgeschlechts war. Solch jemanden musste man einfach zu einem guten Essen mit viel Wein laden.
Das war Demron sehr gelegen gekommen. Als er am heutigen Tage erwacht war und noch einmal die Namen der Liste in seinem Kopf durchging, hatte er zunächst wenig Ahnung, wie er geeignete Nachforschnungen bei solch hochrangigen Adligen anstellen konnte.
Wäre diesen feinen Herren und Damen etwas misfallen, hätte sich der Adlige wahrscheinlich sofort im Kerker wiedergefunden und das konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen.
So war Ser Demron zum Marktplatz aufgebrochen und hatte mehrere Stunden lang dem Klatsch und Tratsch der hisiegen Bewohner gelauscht und dann einen Glückstreffer gelandet. Denn kein anderer als Ser Jason Moor, die erste Person auf der Liste, hatte sich auf dem Marktzplatz eingefunden um mit anderen feinen Herrschaften zu plaudern.
Dieser Mann war schon im Winter seines Lebens angekommen, mit langen weißen Haaren und einem faltigen Gesicht, doch bewegte sich Ser Moor immer noch wie ein Mann, der in der Blüte seines Lebens stand. Dabei strahlte er gleichzeitig die typische Arrgoganz der feinen Gesellschaft aus, doch Ser Demron hatte dazu einen Einfall, um mit diesem Mann ins Gespräch zu kommen.
Zufälligerweise lief er an Ser Moor vorbei, berührte ihn versehentlich im vorbeigehen und konnte nicht anders, als sich vielmals zu entschuldigen und legte dabei viel Wert ebenfalls so höflich und arrogant wie ein Angehöriger des Adels zu wirken, dem diese ganze Situation höchst unangenehm war.
Das entging auch Ser Moor nicht und nach einem kurzen Austausch höflicher Floskeln, bei dem sich Demron als letzter Spross seines Hauses vorstellte, konnte Ser Moor nicht anders als erwartet reagieren. Ein höfliches Gespräch am Mittag bei Musik, feinem Essen und exquisiten Wein im Sitz der Moors war gesichert.
Und so hatte sich Ser Demron zum vereinbarten Zeitpunkt im stattlichen Anwesen Moors eingefunden und genoss nun mit diesem Speis und Trank, während sie höfliche Konversation hielten und ein Fielder im Hintergrund seine Musik erklingen ließ.
"Mir scheint als hätte es in letzter Zeit Unanhemlichkeiten bei den örtlichen Festivitäten des städtischen Adels gegeben.", brachte Ser Demron nach dem Mahl endlich sein Anliegen zur Sprache. Dabei musste er jedoch vorsichtig sein bei dem was er sagte, falls Moor bei diesem Fest der Dieb des Kleinods gewesen sein sollte.
Zuerst sah Moor wie ein Fragezeichen aus, doch dann schien er die Frage zu verstehen und lachte ungebremst, während er seine Hände aus Erheiterung aneinander rieb.
"Ihr meint sicher dieses Fest in der Villa von Bastan Thorn, einem der reichsten Männern der Stadt.", meinte Moor und unterdrückte dabei ein weiteres Lachten.
Ser Demron wusste zwar nicht ob gerade bei diesem Fest diese Diebestat stattgefunden hatte, doch tat er nichts anderes als zu nicken und dabei ebenfalls Neugier auszustrahlen, die jeder normale Adlige für solchen Tratsch empfand.
"Ja bei dem besagten Fest, bei welchem ich ebenfalls die Ehre hatte teilzunehmen, wurde der guten Baroness Theresia ihr liebstes Kleinod gestohlen.", kicherte Moor ausgelassen, während Ser Demron sich nur eines dachte.
"Treffer".
"Seit diesem Diebstahl taucht die gute Dame regelmäßig bei Thorn auf um dessen Haus zu durchsuchen, obwohl sie ihre Kette oder das Armband, was immer es sein mag denn die Dame nennt stets verschiedene Gegenstände, sicher schon längst ersetzt hat. Natürlich will sie irgendwas dort finden, um Thorns guten Ruf in den Schmutz zu ziehen. Ich würde nicht gerne in dessen Haut stecken.", meinte Moor zu dem Klatsch und lachte wieder ausgelassen, während sich Demron diesem anschloss.
In Wahrheit dachte er nach und musste rasch reagieren um zu sehen, ob Moor selbst hinter der Diebestat steckte.
"Wer meint ihr könnte etwas gegen Baroness Theresia haben, um eine solch schändliche Tat zu begehen?", fragte Demron vorsichtig nach Moors Meinung.
"Nun zum Beispiel Lord Wyvern und Lady Selse, welche ebenfalls bei diesem Fest anwesend waren. Beide hatten schon das Vergnügen mit Baroness Theresia und hatten nie eine gute Meinung von dieser, wie ich persönlich auch.", antwortete Moor, während seine Erheiterung wieder abebbte.
Was Ser Demron nun vorhatte war äußerst gefährlich, doch konnte er Menschen gut einschätzen und fürchtete keine wütende Reaktion Moors.
"Würdet ihr dieser feinen Dame solch ein Ärgerniss bereiten, wenn ihr könntet?", fragte Demron und versuchte dabei so erheitert wie möglich zu wirken, bei dieser absurden Vorstellung.
Moor reagierte wie erwartet und brüllte vor Lachen, in welches Demron wieder einmal einstimmen musste, um den Ernst der Frage zu verschleiern.
"Mein Guter Mann, sie wissen es zu unterhalten. Natürlich könnte ich so etwas tun, bei diesem Fest ergaben sich ja dutzende Gelegenheiten, doch riskiere ich in keinster Weise meinen guten Ruf.", meinte Moor nachdem er wieder ernst geworden war.
Nachdem Ser Demron die Villa verlassen hatte, brauchte er eine kurze Zeitspanne um einen klaren Kopf zu bekommen. Moor schied hiermit nun definitiv als Täter aus. Er war, trotz seiner Abneigung gegen die Baroness, zu sehr auf seinen Ruf bedacht, um eine solche Tat zu begehen oder jemanden dafür anzuheuern.
Desweiteren war Demron von Moor durch das gesamte Haus geführt worden und nirgens waren Anzeichen einer Kette oder eines Armbands (bei einem Manne sowieso) zu finden gewesen und Moor hatte sich nicht gescheut, seine Reichtümer zur Schau zu stellen.
"Das war Nummer eins.", dachte der Adlige und strich auf dem Weg zu seinem Zimmer Moors Namen von der Liste.

Hass ist es, dem er auf der Spure ist, zwischen Lady und Baroness, so leicht mag doch der Erfolg und Abschluss der Mission scheinen und von fernen Ländern und fremden Sitten berichtend findet er Eingang in den Kopf der Lady, die so offensichtlich die Täterin sein muss.

Doch auch der Mann, den mit Apparaturen und Mechanik man begeistern kann, auch der scheint Dunkles zu verbergen und auch eine Goldkette, so schön auch anmutend, auch die scheint keinen Sinn zu erfüllen, wie sie da zwischen fremdartig anmutenden Gerätereien steht. War es am Ende doch der Gatte?

Seine Ehre vergessend schleicht nun doch auch der Ehrenmann sich erneut und ungesehen in das Anwesen aus reinem Luxus, sogar die Gewalt sich nutzbar machend, findet er schlussendlich, hold war ihm das Glück auf seiner Suche, Belastendes in Papieren und Dokumenten, der Mann muss es gewesen sein, der sich durch gestohlenes Gold der Unsittlichkeit jener Baroness zu entschädigen gedachte.


Von Demron, 08.08.2012 (Originaltext)

Verstohlen hatte sich Demron in aller Eile, die er sich in einer solchen Situation leisten konnte, in Richtung Privatzimmer Rothwyns bewegt. Zum Glück war er keiner der hohen Herrschaften begegnet und sonst jemanden, der ihn unnötig aufhalten würde. Die bewusstlose Wache würdes keinesfalls lange unentdeckt bleiben.
Vor dem Privatzimmer des Diebes angekommen, neigte Ser Demron ein Ohr an die Tür und lauschte. Das Holz war nicht, wie erwartet, sehr dick und man konnte somit sehr gut hören was dahinter vorging.
Denn plötzlich waren Schritte zu vernehmen und Demron hatte gerade noch genug Zeit, in Deckung zu gehen, währen Ser Rothwyn Selse eilig das Zimmer verließ und in Richtung Teppenhaus verschwand. Er hatte dabei vergessen die Türe zu schließen.
Schnell eilte Ser Demron in das Privatzimmer, welches mit unzähligen Apparaturen und Dokumenten zugestellt war.
"Wie soll ich hier etwas finden?", fragte sich Demron bestürzt, denn er wusste das er nur wenig Zeit hatte, bevor man den Bewusstlosen fand und Arlarm auslöste oder Ser Rothwyn Selse zurückkehrte.
Verdrossen suchte sich Demron minutenlang durch den Berg an Dokumenten und fand nichts, während ihn wieder eine alt bekannte Ingrimm erfasste. Doch musste er nun einen kühlen Kopf bewahren und sich nicht vom Zorn leiten lassen.
Dann fiel Ser Demron der Schreibtisch des Selses auf und das Fach, welches geöffnet war. Schnell hastete Demron zu diesem und griff in die Schublade, hoffte das Rothwyn nicht gegangen war, mit Dokumenten die Ser Demron brauchte.
Doch er hatte Glück. Anscheinend wollte Rothwyn nur etwas holen oder dergleichen und hatte in aller Eile vergesssen alles richtig abzuschließen. Ser Demron durchsah die Dokumente und ein Grinsen stahl sich in sein Gesicht.
Zuallererst ein Auftragsbefehl in welchem Rothwyn Anweisungen an einen seiner Bediensteten gab, die Kette zu stehen. Dann noch ein Brief an einen Schmuckhändler, der das Kleinod gegen angemessene Bezahlung bekommen würde und dann noch das private Tagebuch Rothwyns, in welchem er angab, den Diebstahl für den Verführungsversuch in Auftrag gegeben zu haben, nur um sich etwas an der Baroness zu rächen.
Ser Demron nahm die Dokumente an sich und verließ das Privatzimmer. Im Raum mit dem Apparaturen sah er sich verstohlen um und konnte niemanden erkennen. So leise wie möglich schlug er die Scheibe des Schaukastens ein und nahm das Kleinod an sich.
Danach ließ Ser Demron das Haus hinter sich und machte sich auf in Richtung Marktschänke.

Diese frohe Kunde überbringend ist somit ein Ende geschaffen zwischen dem Mann seiner Ehre und dem Mann eines Schattens, der sich selbst zu verhüllen sucht.


(-- Turang)

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