Sehr geehrte Leser,
jedem ist das Kastell des Zirkel um Xardas ein Name. Natürlich, es gehört zu dem RPG wie die Luft zum Atmen, war doch ebenjener Zirkel einer der ersten "Clans" des frühen RPGs und schafft es, auch heute noch mit unvergänglicher Frische und einem Hauch Würde zu trumpfen. Würde wohl, weil der ZuX einige RPGler beheimatet, die scheinbar ein Talent dafür haben, gute Geschichte zu posten, und das auf eine Art und Weise, dass man der Meinung ist, einen Roman zu lesen. Man ist - verfolgt man einen solchen Postwechsel - immer auf die folgende Antwort gespannt, die Entwicklung der Geschichte und dem Geschehen.
Im Folgenden möchte ich euch die Posts von Jail und Ardescion näher bringen, zwei Gestalten, die alten wie neuen RPGlern bekannt vorkommen. Die Posts handeln von der "Aufnahme" Jails als Lehrling in den Reihen der Schwarzmagier. Wer jedoch liest, wie so etwas unter dem Hüter abläuft, überlegt sich vielleicht zweimal, das gut behütete Heim zu verlassen um Diener Beliars zu werden.
Lugdrub
Anmerkung:
Der folgende Postwechsel ist in Orthographie und Artikulation genauso wiedergegeben, wie er im RPG im Thread „Das Kastell des ZuX #7“ gepostet wurde. Allein die Formatierung mag minimal abweichen.
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Jail, 01.05.2010
Kälte durchflutete den Speiseraum des Kastells, durch den die Alte schritt, doch sie rührte nicht von der Temperatur her, sondern von der Ausstrahlung, die von Jail ausging... die Jail spürte und die Jail bereit war, dem Manne zu widmen, der da in ihr Blickfeld gekommen war.
Sein Platz war das wärmende Kaminfeuer, daß jedoch nicht in der Lage war, das Eis aus der Seele der Alten zu vertreiben und so änderte sich auch die Gefühlskälte nicht, mit der sie dem Hüter nun begegnete.
„Maaaister... heißt Euer geliebtes Opfer willkommen. Ich suche Euch heim, um Euch das zurück zu geben, was Ihr mir einst geschenkt habt“, kam es aus dem Munde der Alten, deren krächzende Stimme von einem schiefen Grinsen untermalt wurde und deren Hand sich verkrampft um den mit geführten Stab krallte.
„Was schaut Ihr denn so belämmert?... Erkennt Ihr mich etwa nicht?“, war die Frage im ungläubigen Ton.
„Mein wahnsinniger Geist müsste Euch doch eine Schwester sein und Euch mehr, als vertraut erscheinen. Eigentlich müsstet Ihr bei meinem Anblick vor Freude quitschen und das alberne Lachen aus Eurer Kehle dringen, das dafür steht, was für ein mieses Charakterschwein Ihr doch seid und welch Hochgenuss es für Euch ist, die Menschen zu wandeln.
Seid Ihr mit Eurem Ergebnis zufrieden?“, erkundigte die Alte sich und die Stab haltende Hand verkrampfte sich noch mehr, daß weiße Knöchel erkennbar wurden.
Doch dann schwand das Grinsen aus ihrem Gesicht und machte einem Anflug von Zorn platz.
„Ich hab... Euch... was... gefragt!“, drängte sie und der Stab schlug mit der Spitze fest auf den Boden, daß das Tocken den Raum erfüllte.
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Ardescion, 01.05.2010
Das Feuer prasselte lautlos in dem in der Wand eingelassenem, von schwarzen, im Schein eben jener Flammen glänzenden, Steine eingerahmten Kamin und trog das Auge des Betrachters, ihn glauben lassend, dass Wärme von ihm auszugehen habe.
Der Raum war schon kalt, noch ehe die Fremde den Raum betreten hatte, noch ehe sie mit eisiger Stimme, aus dem der Wahnsinn troff, zu sprechen begonnen hatte, versuchte, zu finden, was den Hohepriester, der mit leerem Blick in die Flammen starrte, zu erschüttern vermochte. Sie fand es nicht und fand nicht einmal die geringste Regung in den Augen des Hüters, der dort saß, als hätte seine Seele schon lange seinen Körper verlassen.
Die Zeit versank im Schweigen jenes Mannes, ging fort, als wäre sie nur dagewesen, um zu sehen, wohin sie kommen würde, würde sie bleiben, und hätte nicht gefunden, was sie erwartete.
Gedanken formten Bilder, die sich in unwichtigen Details verloren und dahinschwanden, ehe sie sich dem Betrachter offenbarten, deuteten, was sie zeigten, und zu leben begonnen. Vergangenheit und Gegenwart verbanden sich zu einem Fluss und strömten durch den Kopf Ardescions auf der Suche nach der Bedeutung all jener Dinge, die er zu wissen glaubte.
Dann ruckte des Hüters Kopf, so plötzlich, als hätte er soeben erst vernommen, was die Frau schon vor vielen Augenblicken erzählt hatte, als wären die Worte erst jetzt fähig gewesen, anzurühren, was von einer Seele in diesem Menschen zurückgeblieben war.
Ardescion schmunzelte.
„Das Gute am Wahnsinn ist, dass ihr mit der Zeit vergessen werdet, wie die Welt um euch herum zu formen ist, um nutzbar zu sein, gleichsam wie euch alle Worte, alle Fragen und alle Antworten entfallen werden. Nutzlos, sie euch noch zu geben, gleich, mit welchem Enthusiasmus ihr sie verlangen möget.“, erhob sich die eisige Stimme des Hohepriesters, dessen Blick noch immer an den Flammen haftete, als vermögen sie mehr als das, was sie bereits erreicht hatten.
Dann erhob sich der Hohepriester von seinem angestammten Platz und blickte in das alte, runzelige Gesicht einer Frau, die er einst gekannt hatte, doch hinter der Fassade des Verfalls, der sich an ihr vergangen hatte, verschollen war. Jail., hallte es in seinem Kopf, gleichsam gleichgültig, wie sein Mund ein Lächeln zeigte, dass seine Augen nicht zu berühren vermochte. „Jail. Denkt ihr nicht auch, dass der Reiz des Unwissens eine Maximierung des Amüsements zu fördern vermag? Meines doch sicher, während euch im Wahnsinn gleich sein dürfte, dass ihr über euch selbst zu lachen lernt. Was also wollt ihr wirklich?“, fragte der Hüter, ehe er an der Frau vorbei trat und langsamen Schrittes auf die Tür zum Refektorium zusteuerte.
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Jail, 01.05.2010
„Leben“, hepte es aus dem Mund, als wäre es der Frau die ganze Zeit verwehrt geblieben, diesen Wunsch zu äußern, als wäre es der Frau entfallen, als hätte sie sich an den größten Wunsch erinnert, an den man sich doch immer erinnerte, wenn die Angst überhand nahm.
Jail hatte Angst in ihrem tiefsten Inneren, in den klaren Momenten, in denen nicht einfach nur Kälte herrschte und sie schürte die Gier danach nach etwas zu greifen, das von ihr schwand.
Die Alte hustete und setzte sich erneut in Bewegung, um dem Gang des Mannes zu folgen und ihr Geist war versucht, den Hüter daran zu hindern, sie an diesem Ort alleine zurück zu lassen.
„Haltet an“, sprach die Frau und streckte die krallenartige Hand nach vorne, die doch nicht im Stande dazu war, den Mann zu ergreifen, wo Dieser doch schnellere Schritte wählte als die Frau, die den Stock dazu gebrauchte, sich mit ihm zu stützen. Und so tockte das Ende der einstigen Waffe bei jedem Schritt und lies ein dumpfes Schallen zurück.
„Ich sterbe. Hört Ihr!“, sprach sie, doch dann pressten sich die Lippen fest aufeinander, die doch mehr verlauten ließen, als gewollt.
„Helft mir...“, ächzte sie im Beginn eines neuerlichen Hustens, der auf dem Boden landenden, gelblichen Schleim hervor brachte.
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Ardescion, 01.05.2010
Der Hüter verharrte an dem Ort, denen seine Schritte soeben passierten, und zupfte ruhig mit der Rechten am linken Ärmel seines schwarzen Mantels, der am hohen Stehkragen einige silberne Stickereien aufwies, die nicht selten in der Form eines Schlüssels ausliefen.
Ardescion wandte sich um und blickte zwischen kaltem Graublau hindurch auf die am Boden liegende Frau, die beinahe bemitleidenswert die dürre Hand nach dem Hohepriester reckte und jene doch nicht vom Boden heben konnte. Sie wollte Hilfe. Sie wollte Leben. Wahrscheinlich wollte sie zurück, was sie verloren hatte, wissend, dass es unmöglich war.
Der Hohepriester schritt die kurze Distanz zu der Alten zurück und beugte das rechte Knie, senkte seinen Körper dem Boden entgegen und verharrte in dem Augenblick, als sein Knie leicht den Handrücken der ausgetreckten Hand berührte.
„Ja, Jail. Ihr sterbt.“, sprach der Schwarzhaarige ruhig und drückte das Knie auf den Handrücken, dass ein spitzer Schrei, der nur allzu bald vom keuchenden Husten verschluckt wurde, den Mund der Dunkelhäutigen verließ. „Klagt nur, solange ihr noch Leben in euch habt, denn nur so könnt ihr es auch spüren.“, höhnte Ardescion und platzierte das Knie direkt neben der Hand, ehe seine Rechte nach den dünnen Haaren der Frau griff und den Kopf hochzog.
„Es gab eine Zeit, da hätte ich euch am Leben halten wollen. Doch nun hat dies all seinen Reiz verloren, gleichsam wie ihr alle Reize verloren habt. Es bleibt nur noch meine Hilfe in anderer Weise anzubieten, dass ihr schneller zum dunklen Herrn gelangt und endlich erkennt, wie weise diese Hilfe wäre, endlich erkennt, wie erlösend der Tod doch sein kann. Wozu das erhalten, was ihr geworden seid? Wozu noch am Leben festhalten? Lasst los und macht anderen Seelen Platz, Seelen, die weniger darauf aus sind, sich selbst zu zerstören. Ihr habt es endlich geschafft, nach so langer Zeit. Seid stolz, einen kurzen Moment, und dann geht.“, erklärte der Hohepriester seelenruhig und ließ die Haare wieder los.
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Jail, 01.05.2010
„Ihr versteht nicht!“, wieherte es regelrecht aus dem Munde der Alten, aber Ardescion verstand sehr wohl. Jail versuchte mit einem letzten Bitten und Betteln, von Schmerz, Angst und Tod errettet zu werden und das er nicht dazu bereit war, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, machte sie wütend.
Daher krallte sich ihre dürre Hand nun um das Kniegelenk, das sie zu packen bekam.
„Ihr seid des Heilens mächtig. Also folgt Euerer Bestimmung und Euerer Verantwortung mir zu helfen. Es ist Eure verdammte Pflicht mir zu helfen“, quäkte es aus dem alten Mund.
„Ihr habt gewonnen und ich akzeptiere es“, war der jämmerliche Versuch eines Friedensangebots, bei dem die Frau begann, sich erneut vor dem Mann zu erniedrigen. Sie war auch nicht bereit zu glauben, das Ardescion nicht bereit war, seine Hilfe zu geben. Auch dann nicht wenn er, wie er sagte, keinen Nutzen mehr aus ihr ziehen könnte.
Die Hand löste sich fix vom Knie, denn sie wurde dazu gebraucht, den Körper wieder in eine achtungsvolle Lage zu bringen, was der Frau eine ächzende Sprache entlockte.
„Was muss ich tun?... Sagt, was muss ich tun, damit ihr mir helft?... Ich erfülle Euch jeden Wunsch, nur helft mir“, ereiferte sie sich und stöhnte, nachdem es ihr gelungen war zu knieen und sich an dem Magus fest zu halten.
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Ardescion, 01.05.2010
Die Augen des Hohepriesters funkelten leicht, als er die Worte hörte, die nicht hätten gesprochen werden dürfen, um Leben, so wie es Jail sich vorstellte, zu ermöglichen. Doch sie hatte sie gesagt, hatte sich erneut erniedrigt und, noch ehe sie aus der einen Gefangenschaft befreit werden konnte, der nächsten verschrieben.
Ein schwaches Lächeln flog über dem Mund des Schwarzhaarigen, als er die Arme der Alten ergriff und ruhig von sich schob. „Da wird sich mit der Zeit sicherlich etwas finden, das ihr dann tun könnt.“, flüsterte der Hohepriester, ehe seine Rechte nach der Schläfe der Faltigen griff und seine Magie wirken ließ. „Ihr hättet zu jedem anderen des Heilens mächtigen Hohepriester gehen können, aber ihr seid zu mir gekommen, zu dem wahrscheinlich Einzigen, der euch eher tiefer in euer selbst erschaffenes Verderben reist, als euch zu helfen. Also wisst ihr bereits, dass es schlecht um euch steht, dass es keinen Weg gibt, der euch wirklich helfen könnte, zu regenerieren, was ihr euch so sehr im alten Zustand wünscht. Ihr wisst, dass ihr sterben werdet, unabhängig davon, was irgendjemand tun wird. Deswegen seid ihr im Kastell, deswegen seid ihr zu mir gekommen. Die anderen hätten mit dem Kopf geschüttelt und sich vielleicht entschuldigt, Traurigkeit hätte sicher in ihren Augen gelegen, ob nun gespielt oder nicht, aber sie wären herzlich gewesen, euch zu sagen, dass ihr am Ende seid.“, drang die Stimme des Hohepriesters beinahe säuselnd aus dem Mund und suchte die Frau zu rühren.
„Wie konnte euer Gott dies zulassen? Er, der er diese Sphäre beherrscht, der den anderen verboten hat, sich hier zu bewegen, der dank seiner Kraft in der Heilung zur Perfektion gelangen könnte? Hasst ihr ihn nicht dafür? Adanos, der Gott des Wassers, des Gleichgewichts, hat euch zerstört und in Stücken zurückgelassen, hat euch, die ihr am Boden kriecht, vogelfrei erklärt. Er braucht euch nicht mehr. Was ist das für ein Gefühl? Sehnt ihr euch nach Rache? Sehnt ihr euch nach Vernichtung dafür, was aus euch geworden ist, egal an wen?“
Von
Jail, 01.05.2010
„Adanos ist dafür nicht verantwortlich, aber... aber ihr habt recht. Er hat es auch nicht verhindert, daß eine dunkle Macht, die eher Beliar entspricht nach mir griff und mich zerstörte.
Da muss man sich schon fragen, wo da die Gerechtigkeit herrscht und Mächte auf Menschen wirken, die sich nichts zu Schulden kommen lassen haben. Die sich nicht gegen Adanos stellten und auch keinen anderen Göttern neben ihrem eigenen Herrn fröhnten. Aber vielleicht war mein Dienst an meinem Herrn nicht ausreichend genug, das er keinen Sinn darin gesehen hätte, mein Leben zu schützen. So siebt er wohl aus, was für seine Zwecke nicht stark genug ist... was sich nicht für ihn aufopfert“, sinierte Jail und erhoffte doch in diesem Moment das Wohlwollen des Magus, das Verständnis und die Güte die Verlorene aufzufangen, das ihre trüben Augen sich mit dem Glanz von Hoffnung füllten.
„Ist es Beliar, der mir eine Lektion erteilen will, weil ich mich einst von ihm abwandte? Weil ich mich einst auf das Locken einer Wassermagierin einlies, die mich mit ihrem Garn umsponn und mir glauben machen lies, das Adanos mich aus der gefühlten Einsamkeit reißen könnte?
Straft er mich, weil ich einst sein Kleid trug und die Hure Adanos wurde?“, sprach Jail. Ihre Stimme klang in diesem Moment reuemütig und ihr Gesicht sprach die Sprache einer Frau, die darauf hoffte, darin die Lösung des Übels zu erkennen, denn dieser Umstand könnte zugleich ein Ausweg sein.
Von
Ardescion, 01.05.2010
„Nein.“, sprach der Hohepriester leise und erhob sich. Sein Blick hing kalt an den Augen der Alten und suchte sich in die Seele der Frau zu bohren. „Vielleicht ertrug Adanos seine Hure nicht mehr, dass er dies zuließ, doch Beliar zerstört nicht, was ihm noch nützlich sein könnte. Ihr dagegen seid am Ende, für euch gibt es keine Hoffnung mehr, außer ihr öffnet die Augen und erkennt, dass jeder Gott, egal welchen Namen er trägt, schwach ist, gegenüber dem Herrn des Todes, unfähig ist, zu führen, was er erschaffen hat. Am Ende wird nur Beliar, der erhält, was die anderen Götter, nachdem sie es erschufen, verlassen haben.“
Der Hohepriester sah zu, wie sich die Alte zitternd wieder auf die Beine kämpfte. „Es gibt nur einen, der euch helfen kann, nur einen. Niemand werde euch diesen Weg weisen, nur ich. Ihr kennt die Antwort bereits. Eure Vermutungen drehen sich im Tanze mit euren Zweifeln, doch tief in dem gebrochenen Rest eurer Seele wisst ihr bereits, um was ihr mich bitten müsst und gleichsam, dass ihr zuvor von alten Göttern ablassen müsst, um euch dem Ältesten zu ergeben. Folgt mir.“, fügte der Hohepriester hinzu und setzte seinen Weg fort, darauf wartend, dass Jail annahm, was sie sich noch verweigerte.
Von
Jail, 01.05.2010
„Ich weiß, was Ihr mir sagen wollt“, flüsterte es aus Jails Munde. Die Bedeutung der Worte war weniger eine Mitteilung an den Hüter, sondern mehr eine Antwort auf die Frage, die wie ein Blitz bisher durch ihren Geist gezuckt war.
Von Adanos abzulassen war keine Schwierigkeit, denn das Band zu diesem Gott war schon lange dahin und das Verlangen nach dem Gott des Gleichgewichts schon lange geschwunden.
So gesehen gab es kaum Momente, in denen es jemals bestanden hatte und so erkannte die Frau den Irrtum, dem sie damals erlag, als sie sich diesem Gott versprach. Das was Jail bereits viele Jahre quälte, lag nicht in der Hand dieser Gottheit und die Hoffnung darauf, er könne es richten, war der größte Trugschluss, den sie jemals begann. Ganz aus eigener Kraft und ganz aus den eigenen Fehlern, die sie immer wieder begann.
Die Frau sah zu, wie die Türe sich vor ihren Augen öffnete und lauschte dem Pochen ihres Stabes, welcher nun den Gang behallte. Er pochte genauso, wie das erwartungsvolle Herz der Frau, die die dunkle Aura Ardescions in ihrem Rücken spürte und diesen Mann das erste Mal mit anderen Augen sah. Er hatte die Macht Jail zu täuschen, worum die Frau wußte, doch das erste Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl einer tiefen Dankbarkeit diesem Hüter gegenüber, der ihrer Hoffnung Nahrung gab. Und so senkte sich der Blick wärend des Schreitens, um jegliche weiteren Einflüsse auszuschalten, wo sie doch glaubte zu wissen, wo der Ort sich befand, an dem sie ihr Opfer bringen konnte. Nichts und wieder nichts sollte ihre Bereitschaft in diesem Moment stören, in dem Ardescion die Frau laufend überholte. Sie folgte ihm wie eine gehörige Geliebte.
Und erst, als Ardescion vor dem Thronsaal erneut stoppte und Jail in das Gesicht sah, gab sie bekannt, wozu sie sich entschlossen hatte.
„Ich lege all mein Tun, all meine Fähigkeit des Denkens, mein Schicksal in Eure Hände. Führt mich zu Beliar, auf das er darüber entscheidet, was mit meinem Dasein zu geschehen hat“, sprach sie.
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Ardescion, 01.05.2010
„Wie einfach ihr es euch doch macht.“, sprach der Hohepriester trocken und wandte sich dem großen, dunklen Tor zu, das nach einem Augenblick des Zögerns langsam aufschwang und den Blick auf den von nur wenigen Fackeln beleuchteten Thronsaal freigab. Schwarze Bänke säumten den breiten Gang hin zu einem Altar, der vor dem immer leeren Thron stand und der Opfer harrte, die ihren Weg trotz aller Worte nur zögernd in den großen Saal setzten.
Licht undefinierbaren Ursprungs ließ die Glasbilder aufleuchten und den dunklen Schatten zu schmalen Streifen werden. Nur dort, wo der leere Thron stand, der für Beliar vorbehalten war, wenn er seine Füße wider die Weisung seines Bruders in diese Sphäre setzte, schien die Dunkelheit nicht verschwinden zu wollen. Zwei dunkelrote Punkte innerhalb jener Finsternis funkelten unstetig, als die Schritte des Hohepriesters und der Todgeweihten vor dem Altar endeten.
Drei Dämonen schwebten an den drei Seiten des Altars aus dem Boden hervor und verschränkten ihre Pranken in würdevoller Poste vor ihrer breiten Brust. „Alles endet.“, intonierte der Hüter des Kastells und drehte sich mit ausgebreiteten Armen zu der alten Frau um, deren Stock ihr von seiner Magie aus der Hand gerissen wurde und klappernd einige Schritte hinter ihr auf dem Boden landete, „Jeder Tag hat sein Ende, mit jedem Leben verhält es sich gleich. Nur die Nacht ist ewig, nur die Nacht ist endlos, nur die Dunkelheit stirbt nie.“
Zwei Dämonen verließen ihre Position und hoben die zitternde Frau von den Füßen, um sich vorsichtig auf dem Altar zu betten. „Nur Beliar bestimmt, wie wir Leben. Innos mag die Menschen erschaffen haben, doch ohne Beliar ist ihre Existenz nichtig. Er nimmt und gibt ihnen Leben, Freiheit und einen Sinn für all ihre Handlungen.“
„Ihr seid gekommen, um zu leben, habt gebetet, dass es euch nicht genommen wird, weil ihr zu sehr an ihm hängt, weil ihr Angst vor dem Tod habt. Das ist es, was euch an diese Sphäre band, das ist es, was euch mit Adanos vereinigte.“, predigte der Hohepriester, nachdem ein schwarzer Ritualdolch mit sechs kleinen Zacken an jeder Schneide in seiner Hand erschienen war, „Um zu leben, müsst ihr sterben, um zu sein, müsst ihr vergehen. Der Körper geht dahin, zerfällt zu Staub, zerrieben zwischen den Mühlsteinen der Zeit, während der Geist zur letzten Wache sich aus dem Körper erhebt, um vor dem dunklen Gott, dem wahren Gott zu knien.“
Die Arme des Hüters senkten sich und seine Rechte legte den schwarzen Dolch ruhig auf die sich nervös hebende und senkende Brust der Flehenden. Dann erhob sich die Magie aus den Sphären außerhalb der diesen und sickerte in den Thronsaal wie unsichtbarer Rauch ein, formte Gestalten von erdrückender Präsenz und entriss der Szenerie ihr bekanntes Licht um sie im Zwielicht den Fängen Adanos zu entreißen.
„Gebt euch hin.“, beschwor Ardescion Jail, als sich ihre Hände zuckend wie an den Fäden eines Puppenspielers hoben und zitternd auf dem Dolch auf ihrer Brust niederließen. „Zollt den Wesen eures Gottes Tribut, in dem ihr ihnen euer Blut gebt, schwört Beliar die Treue, in dem ihr der fleischigen Hülle entsteigt und nackt vor ihm um Gnade bittet. Erniedrigt euch, um erhöht zu werden.“
Von
Jail, 02.05.2010
Ein solches Ritual, mit dem man selbst ein Opfer zu bringen hatte, erforderte eine Menge Mut und so brauchte es ein Wunder die Frau so handeln zu lassen. Ein Wunder, daß ihr so viel Vetrauen pflanzen konnte in solch einer Tat eine Chance zu sehen, oder einfach nur genügend Wahnsinn, um einer Marionette gleich zu handeln.
Hier und da vernahm die Dunkelhäutige ein Knistern und Wispern, Seelen von einst lebenden Menschen.
Seelen, die darauf warteten eine neue Schwester zu bekommen.
Wie bekannt dieses Gefühl doch war...
Die Hand hielt den Dolch verkrampft und presste ihn fester flach liegend auf die bebende Brust, doch ihre Augen hatten sich abgewand von den Gestalten und musterten nun mit zuckendem Blick das rituale Werkzeug, welches sie Belair näher bringen sollte und sie erinnerte sich an die Art Schwur, den sie vor wenigen Momenten noch gesprochen hatte.
Ihre Finger umschlossen das Instrument mehr und die Hand hob sich, das Jail das Glitzern der Klinge für einen Moment bemerkte, doch es schwand und zeigte ein klingenartiges Gebilde, welches wie eine rote Lache anmutete. Als hätte die Klinge sich verflüssigt und würde zeigen, wovon sie sich ernährte.
Die Hand führte den Dolch noch ein Stück weit weg und legte sich schließlich auf das Innere ihres Handgelenks. Ein Zittern der Hand lies auch die Klinge auf der Haut erzittern, daß die Lippen der Frau zu zucken begannen. Sie formten Worte, die den Mund jedoch nicht hörbar verliesen und dennoch waren sie hörbar für die Gestalten, die mit ihrer dunklen Aura antworteten und sie in ihrem Tun bestärkten.
Eine Art flüsterndes Echo erfüllte den Raum und klang wie der Gesang eines Totenchores und er wies dem Dolch seinen Weg, der sich langsam und zögerlich über ihre Haut zog.
Aus dem monotonen Tönen erhob sich eine dunklere Stimme, die sich in den Geist der Dunkelhäutigen bohrte und er stimmte die Frau in die Lage, der Melodie mit der eigenen Stimme zu folgen.
Wenn ihr Geist der körperlichen Hülle entstieg, gab es die Begegnung mit ihren Eltern – da war die Frau sich sicher.
Und so vollzog der Dolch das Ende des Striches etwas fester und lies eine klaffende Wunde erkennen, aus der Blutstropfen mehr und mehr quollen und damit veränderten sich die Stimmen zu einem trommelartigem Klang, mit dem die Frau den Dolch in die andere Hand nahm und Selbiges an dem anderen Handgelenk geschah.
Erstaunlich, wie schnell der momentane Schmerz verschwand und wieviel Erleichterung man dabei empfinden konnte, das Beängstigende hinter sich gebracht zu haben und so zierte das Anlitz der Alten ein Lächeln, wärend sie mit geschlossenen Augen den Dolch fallen lies und beide Handgelenke zum Rand des Altars brachte. Auf das ihr Blut in die außen gelegene Rinne dieses Tisches fließen konnte.
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Ardescion, 08.05.2010
Ein finsteres Lächeln legte sich auf das blasse Gesicht des Hohepriesters, als er das pumpend aus den klaffenden Wunden quellende Blut betrachtete. Seine Mundwinkel zuckten in freudiger Erregung, erneut dem roten Regen preisend im Tod und in der Magie seines dunklen Gottes versinken zu können. Seine Augen glühten und zeugten von dem Verlangen, dass seinem Herzen einen unbekannten Takt gab und seine zittrigen Hände unruhig in einigem Abstand über dem Körper der Alten wandern ließ.
Gemächlich, als wäre alle Zeiten schon längst an ihrem Ende angelangt und mit ihnen jedes Versprechen von Eile, sickerte das Blut die Rinnen an den Seiten des Altares entlang und flammte von fremder Magie berührt in tiefschwarzem Feuer auf.
Der Hüter des Kastells schritt um den Altar herum, dass er am Kopfende zum Stehen kommen konnte, und legte seine erregten Hände mit aller Sorgfalt, die sein nach Blut lechzendes Herz ihm noch gewährte, an die Schläfen Jails. Die Magie, die in seinem Körper pulsierte und ihm das Gefühl vermittelte, als wollte jede Faser seines Seins ebenfalls aus seiner fleischlichen Hülle hervorbrechen, ergoss sich in einem heißen Strom in den Schädel der Sterbenden, um den letzten Funken Leben, der ihr noch gegeben war, zu nähren, sie zwischen den Sphären und doch an jene Adanos‘ zu binden.
Die Bilder in seinem Kopf zuckten von der Magie durchströmt und ließen ihn sich selbst sehen, wie er über dem verdorrten Körper einer einstigen Schönheit beugte und mit unstillbaren Verlangen das Blut aus den Wunden an ihren Handgelenken saugte, als wäre dies die letzte Essenz, die ihm weiteres Leben gewähren konnte.
Ardescion wankte im Trance und breitete die Hände aus, dass der Körper der Dunkelhäutigen eine Handbreit über dem Altar schwebend bloß noch an den filigranen Strängen der Magie zu hängen schien, die pulsierenden von seinen Händen ausgehend sich um ihren Körper wanden und doch nicht verhindern konnte, was geschehen musste.
Das ausgebleichte Blau als Symbolik für die Magie der Heilung, wandelte sich zu einem tiefen Schwarz, durch das der Geist des Magus zu verbrennen schien, für einen Augenblick eins mit seiner Magie, mit den Dämonen, mit allen Wesen seines Gotte, ja gar mit seinem Gott selbst zu werden. Er war Beliar, er war der Herrscher über den Tod.
Dann schien der Raum zu implodieren, erschütterte in seinen Grundfesten und zog sich zu einem einzigen Punkt zusammen, der alleine das Herz der Bittstellerin bildete, ehe er wie die Haut einer aufgeschwemmten Leiche zurückwaberte. Die Luft schien zu brennen, als sei nicht nur Beliar, sondern auch sein hitziger Bruder anwesend, der mit mürrischem Blick verurteilte, was er sehen musste.
Mit einem tiefen Schrei der Erregung rissen die Fäden der arkanen Macht, zuckten wie gespannte Seile in die Körper zurück, die sie zuvor noch verbanden, und zerstörten den alten, gebrochen Leib der Hure Adanos‘, ließen ihn brechen, ehe er sich im imaginären, aufkommenden Wind zu Staub zerfallen im Raum verteilte.
Dann wurde es dunkel im Thronsaal des Kastells. Die Gestalten bleichten aus der Sphäre Adanos‘ heraus und gingen über in das Reich der Toten zu den Knien eines Gottes, der im tiefen Schatten ihre Ankunft bereits erwartet hatte.
Ohne zu wissen, was er tat, beugte der Hohepriester der dunklen Mächte sein von einer tiefen, schwarzen Kapuze verhülltes Haupt. Dies war der Augenblick, an dem Jail sich zu rechtfertigen hatte. Er war zu einer Randfigur degradiert worden, zu dem bloßen Geleit einer um Gnade flehenden Seele, die vor dem dunklen Gott zu Knien verlangt hatte.
Er sprach nicht. Er rührte sich nicht. Und doch schien er omnipräsent in jeder Ader eines menschlichen Geistes zu existieren und durch Schmerzen oder der Abwesenheit dergleichen, Missfallen und Gefallen auszudrücken. Oder schwieg er nur, weil Ardescion ihn nicht hören konnte, während er im Geiste Jails wütete?
Von
Jail, 08.05.2010
Der tobende Sturm, der im Geiste der Frau wie ein Kreischen klang, erlebte seinen Höhepunkt wie ein Feuerwerk, doch er verspühte nicht und verpuffte, sondern hielt inne.
Körper und Geist drifteten in Zeitlupe auseinander, bis die Bewegung sich soweit verlangsamte, daß sie kaum mehr spürbar und Sichtbar war.
Ob es wirklich geschah, konnte Jail nicht wissen und dennoch vernahm sie den dumpfen und dunklen Ton, aus dem sich schwarze Flammen nährten und zu einem Ruhebett für die einstige Schönheit wurde.
Wo man ein Knistern und Knacken vermutete, blieb Dieses jedoch aus und auch die Hitze schien weder Leib noch Seele etwas anhaben zu können und dennoch... die einstige Maga spürte den Griff der Flammen, die sich drohend um sie legten. Sie spürte und sie fürchtete das fortgesetzt werden würde, was bereits im Gange war.
Der dumpfe Ton, der einem Impuls glich hob an und lies aus dem brummenden Klängen eine Stimme ertönen. Ähnlich Der, wie sie die Dämonen gebrauchten, doch um einiges schmerzhafter für den Geist der Bittstellerin, die nach Luft japste und das Gesicht zu einer Fratze verzog. Eine Fratze, die nur im Gespür der Alten existierte, denn ihr Leib war nichts weiter als Asche, die ihren Weg weiter gehen würde, würde sie ihrem Herrn nicht gerecht werden.
Nun!?.
Jails Geist erbebte, zitterte vor Schmerz und vibrierte in der Erwartung die aneinander gereihten Buchstaben zu deuten. Angst lähmte den Geist, der mit diesem einzigen Wort doch nichts anfangen konnte. Ihre Augen zuckten unruhig umher und warteten doch darauf irgend etwas erkennen zu können, doch das lodernde Feuer unter ihrem Körper rauchte lediglich und formte langsam eine Art dämonische Gestalt.
Schweigend verharrte die Frau der Dinge, doch der dämonische Rauch schien kein Leben in sich zu führen.
Nun!?.
Erneut dieser Laut und die Annahme, er stammte von dieser Art qualmenden Gestalt, doch es war nichts weiter, als ein unbekanntes Wesen, das einem stummen Wächter glich.
„Ich...“, begann die einstige Maga, von ihrem eigenen Wort sogleich gestoppt, schien damit etwas aus ihrem Inneren zu weichen, das regelrecht aus den Lungen gesaugt wurde.
Und so bemerkte die von Furcht erfasste Frau, daß ihr nicht viele Worte gewährt waren, um ihr Anliegen vorzubringen.
Beliar, wenn er es denn war, mit dem sie hier zu tun hatte, schien scheinbar nicht sehr geduldig.
„Nehmt Euch meiner an... und... lasst mich Euch dienen“, ächzte Jail deutlich geschwächt von den wenigen Worten und in der Hoffnung, eine erlösende Antwort zu erhalten, doch außer dem dumpfen Brummen erfüllte nichts diesen unbekannten Raum.
Und ohne zu wissen was vor sich ging, verspürte die Frau eine Art von Fließen,... wie eine Sanduhr, in der der Sand langsam aber sicher seinem Ende entgegen rieselte.
„Was Ihr auch wollt, daß ich tue... ich tue es in Eurem Sinne.
Was muss ich tun?“.
Wieso antwortete der Herr nicht?
Schmerz erfasste die einstige Maga, die spürte, wie der letzte Atemzug in eine Leere überging und damit vermutlich auch die letzte Möglichkeit, sich ihrem Herrn mitzuteilen. Allem Anschein nach hatte sie ihre letzte Chance verwirkt, weil es immer noch der überwiegende Wunsch war, unter allen Umständen weiter leben zu wollen.
Und so war es ein einziger Gedanke, den sie noch zu formen im Stande war – eine leere menschliche Hülle, frei von Gedankengut und Emotionen, die sie nicht mit in ihr Grab zu nehmen gedachte. Denn es war schlecht, wenn nicht einmal der finstere Herr Gefallen an ihnen fand.
Von
Ardescion, 08.05.2010
Im Schädel des Hüters an der Pforte zum Reiche Beliars schwankten schwarze Schatten kämpfend mit den Bildern fremder Zeiten in einem Tanze, der zu keinem guten Ende gelangen konnte. Die Welten verdrehten sich im Verstand des Magiers, dass er glaubte, jene würde bereits keinen Bestand mehr haben und von ihm sein nicht mehr als ein bloßer, nicht wertender Beobachter übrig geblieben. Vollkommene Objektivität, vollkommene Gleichgültigkeit in Bezug auf die Dinge, die geschehen mochte. Normalzustand in fremden Gefilden und dadurch gefährlich nahe dran, die Seele des Hohepriesters im Chaos aufgeschwemmter Emotionen untergehen zu lassen.
Er lachte leise in sich hinein, kicherte wie ein kleines Kind, dass sich freute, wie sehr die Süßigkeit auf der Zunge prickelte, weinte zugleich von tiefer Trauer erfasst, dass er noch ein Mensch und nicht mehr war, dass er nichtig im Angesicht seines Gottes war, bloß eine Figur auf dem Schachbrett, bloß ein Bauer, der seinen König noch nie gesehen hatte, der diente, weil man es von ihm verlangte.
Dann verschwand das Chaos aus dem Geiste Ardescions und an seiner Statt trat eine vollkommene Klarheit, die ihn in nur einen Augenblick alles erkennen ließ, beinahe alle Zusammenhänge, die wie Fäden in den Händen seines Gottes zusammenliefen, gleichsam wie er sich dem Wissen gewahr wurde, dies alles in seinen Kopf nicht behalten zu können, vergessen musste, um sich selbst und sein Leben zu wahren.
Tod oder Leben für die Hybris des Menschen?, hallte die Stimme eines der mächtigeren Dämonen im Kopf des Hohepriesters wieder und bohrte sich wie eine einschlagende Axt in seine Gedanken, dem gleichen Schmerz wie der materiellen Gestalt der Metapher frönend.
„Leben für die Weisheit des Menschen, zu hinterfragen.“, antwortete Ardescion schlicht, ohne dass sich sein Geist gewahr wurde, ob sich seine Lippen nun bewegten oder nicht.
So verdient Demut den Tod?
„Sie verdient Beachtung und Führung, die den Samen der Weisheit sprießen lässt.“, entgegnete der Magus.
Toleranz den Schwachen. Ein so menschliches Bedürfnis. Der Starke neigt zur Vernichtung. Du gierst danach, Mensch., dröhnte die Stimme der Kreatur Beliars wie ein in seinem Schädel eingesperrter Bienenschwarm.
„Ich geleite lediglich die Bittsteller. Mein Verlangen steht hier nicht zum Disput.“, erwiderte der Hohepriester und erntete das Gefühl im Schweigen des Dämons blanken Hohn zu erkennen. Der Dämon wusste um die Schwächen des Hüters, um seine Gier und sein Verlangen, wusste ihn zu vernichten mit nur einer Bewegung seiner Hand und schien die gleiche Freude zu verspüren wie der Schwarzhaarige, wäre er in der gleichen Position.
Dann wurde es wieder dunkel vor den Augen des Dieners Beliars. Das Chaos kehrte zurück und kreiste um einen kleine, leuchtenden Punkt, in dem sich das unzerstörbare Wissen vereinte, dass der Preis, den der Hüter zu zahlen hatte, weil er Jail an diesen Ort gebracht hatte, mehr war, als er bereit war, zu geben. Beliar hatte entschieden.
Schwankend löste Ardescion die Hände von den Schläfen der vor ihm ruhenden Frau und stützte sich schwer atmend auf den Rand des Altars. Sein Atem ging flach und der Glanz kalten Schweißes im flackernden Schein der Fackeln war auf seiner Stirn zu erkennen. Er hustete und sein Körper krampfte sich zusammen, ehe er sich über den Leib der Frau beugte und Blut spuckend von fremder Hand geschüttelt wurde.
Das schwarze Nass ergoss sich über die Frau, ehe es in Jail einsickerte und die Brust zum Heben und Senken zu zwingen schien. Sein Blut, sein Preis. Ardescion stützte sich am Altar und rutsche an ihm herab langsam gen Boden. Er fühlte sich krank. Leer. Kalt.
Von
Jail, 08.05.2010
Nimm es an!, war da die Stimme, von der Jail nicht wußte, wo sie her kam und von wem sie stammte.
Was?, formte ihr Geist und stellte damit nicht nur die Frage nach dem, was sie annehmen sollte, sondern generell die Frage nach dem, was nun mit ihr geschah.
Nimm es an!, erneut die Aufforderung aus unbekanntem Geiste, doch scheinbar immer noch auf einer dämonischen Ebene, wenn man davon ausging, das die Frau Qualen erlitt.
Es war ein Schmerz, der nicht wirklich schmerzhaft war. Nicht wie ein brennendes Eisen, welches man ihr an den Schädel und auf das Herz legte, sondern ein Schmerz, welchen man empfand, wenn das Herz an den Emotionen zerbrach. Doch wie war das möglich, wo Jail doch sämtlichen Emotionen entsagte?
Nimm es an!, erneut die Aufforderung und damit der steigende Schmerz in ihrer Seele, der sie fast dazu brachte, sich im Geiste dagegen zu wehren, doch sie wußte... sie hatte den Kampf verloren und musste den Tribut nun zahlen.
Nimm es an!, erneut das Donnern in ihrem Schädel, daß die auf dem Altar liegende Frau sich unter der sich füllenden Brust windete. War das die Form eines Paktes, den sie mit Beliar einzugehen hatte? Das das Opfer, welches der finstere Herr von ihr forderte?
Ich sage Dir... nimm!, und obwohl die Frau in ihrem Geiste keine weiteren Worte vernahm, wußte sie doch, was der Ursprung der Stimme damit meinte.
Die Brust senkte sich, nur um sich einmal mehr und gieriger mit dem schwarzen Elexier zu füllen, welches jede Pore ihres alten Leibes zu durchdringen begann, ehe der Strom des Nass versiegte und Magie im Leibe der Frau floss. Eine Magie, die Jail zu einem Spielball der kalten und dennoch brennenden Lust werden lies, die ihr Geiste empfand und so windete die einstige Maga sich auf der Oberfläche des Altars.
Lust, die ihr Qualen bereitete und Jail unter den Empfindungen schmerzvoll zu junken begann, daß ihre zu Leben erweckten Hände über den Leib glitten und dort zu stoppen versuchten, was ihr eine abscheuliche Leidenschaft bereitete – eine Vereinigung zweiter Menschen, wenn auch nicht auf menschlich üblichem Wege.
Mit einem letzten, lang gezogenen Stöhnen rollte die Frau schließlich von dem Altar und fand sich mit einem harten Aufprall auf dem kalten Grund wieder, denn sie nicht nur mit ihren Händen ertastete, sondern auch mit den aufgesprungenen Lippen, die über den steinernden Boden fuhren.
Die Wange langsam über diesen Boden gezogen richtete der Kopf sich auf und lies die Augen eine Gestalt erkennen – Ardescion, jämmerlich in die Knie gezwungen, das die Mutter das Kind zu trösten gedachte, doch wärend die einstige Wassermagierin auf den Hüter zu kroch, suchte sie den Schutz bei dem Vater und seinen Trost, bis die herran gerobbte Frau den Zorn ihres Lehrers spürte, der ihr sinnbildlich gesehen immer wieder mit dem Stock auf die Finger klopfte.
Die Hand, die den Magus berühren wollte, ruhte nur wenige Zentimeter über dem Leib des Mannes und schloss sich schließlich zu einer Faust.
Die Augen, die tränen wollten, brannten vor Trockenheit.
Die Emotionen, die in Jail ein letztes Mal aufstiegen, ergossen sich zu einem erbrochenen Strom aus ihrem Munde,... auf der Suche nach einem neuen Wirt, ehe sie auf dem Boden zu Staub wurden und ein nicht gespürter Windhauch ihn in alle Richtungen zerstreute.
Und schließlich berührte die Hand den Hüter doch noch in Form einer Ohrfeige.
Doch dann formte sich die Hand, um die Wange des Hüters zu liebkosen, verharrte erneut in der Bewegung, weil jeglicher Ansatz von Schuldgefühl die Frau vergessen lies, was Schuldgefühle überhaupt waren, ehe sie sich überhaupt bilden konnten.
Gewillt, den Hüter einfach liegen zu lassen hob sich die Hand gen Mund, um auf den Fingernägeln zu kauen.
Doch was war das?... Knochige Finger mit gelblich, brüchigen Nägeln... eine Haut, die überall dunkle und wulstige Stellen aufzeigte... Narben an den Handgelenken, die so aussahen, als würden jeden Moment Maden aus ihnen heraus kriechen... lose Zähne, die Jail nun auf den kahlen Boden spuckte.
Da fassten die knochigen Hände zitternd nach dem Manne.
„Los! Ihr seid noch nicht fertig!“.
Von
Ardescion, 09.05.2010
Röchelnd hatte der Hohepriester der dunklen Mächte jede Demütigung, die ihm die alte Hexe nicht ersparen wollte, über sich ergehen lassen. Hatte die Berührungen ertragen, obwohl es ihn einen Schauer des Ekels über den Rücken jagte, hatte die Ohrfeige erduldet, gerade weil sie ihm zeigte, dass er noch zu leben im Stande war, hatte die Liebkosung akzeptiert, obschon sie dem Hüter die Galle aus dem Leib zu pressen verlangte und einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge hinterlegte, den er nur mit Mühe in diesem Zustand halten konnte, bevor er kotzend über der anderen Frau zusammengebrochen wäre.
Sie wand sich in ihren Qualen, schien mehrere Gestalten gleichzeitig widerzuspiegeln, die alle im selben Augenblick nicht verstanden, wer sie waren oder welches Verlangen sie antrieb.
Und der Magus begann leise zu lachen, als seine Finger sich tastend seines Gesichtes annahmen, dass ausgesaugt und eingefallen wirkte, so als wäre seine Gestalt der Jugend entsprungen, die sie trotz allem nur wenig all die Jahre über bedauert hatte. Seine Hände griffen nach seinen Haaren, die dünn wirkten, kaum mehr vorhanden und nur noch wie einzelne Fäden, die zwischen knorrigen Ästen zu Staub zerfielen.
Das Lachen wurde lauter, schallender und erfüllte alsbald den gesamten Thronsaal, wurde von den Wänden zurückgeworfen und klang in seinen Ohren doch wie der Schrei eines alten, verzweifelten Menschen, der kurz davor stand, in Tränen gehüllt sich an sich selbst zu vergehen.
Erneut packten ihn die Hände der alten Frau und die krächzende Stimme des den Göttern misslungenen Experiments über den schnellen Zerfall menschlicher Körper schrie ihn an, riss ihn aus seinen Gedanken und verlangte mehr, wo er schon mehr gegeben hatte, als er jemals freiwillig bereit gewesen wäre.
Der Zorn erfüllte seine Brust und ließ seinen Körper beben. Seine Augen gewannen die alte Kälte zurück und sein zuckender Mund presste sich zu einer dünnen, blauen Linie zusammen. Wutentbrannt schlug er die mit vergammelten Leder überzogenen Hände zurück und sprang mit einem Satz auf die Frau zu, griff nach ihren dürren Hals und schlang seine knochigen Finger darum.
„Du dreckige Schlampe wagst es, Forderungen zu stellen, wo du dankbar sein solltest, wo der dunkle Herr dich für deine Demut gesegnet hat.“, brüllte Ardescion und schlug mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, gegen den von einer wie Pergament wirkenden Hautschicht überzogenen Schädel. „Stattdessen solltest du um Gnade winseln, dafür dass mir genommen wurde, was dich nun am Leben erhält. Du hast bekommen, um was du für deine Treue gebettelt hast, für das du dich erniedrigt, für das du dich getötet hast.“
Der Hohepriester rollte sich von der Alten herab und rappelte sich mühsam auf die Beine. Sein zitternder Finger deutete auf sie und seine Stimme krächzte, als er erneut sprach: „Faltiges, verdorrte Wüstenblume, mehr wirst du nicht mehr bekommen, mehr wird dir dieses Leben nicht mehr bescheren. Und wird dir je die Gnade Beliars zu Teil werden, hüte dich vor den Menschen, die dich behüten sollen, denn sie drängen danach, dich zu vernichte, dass du einen Pakt mit dem Tod geschlossen hast. Ich bin war sein Zeuge, ich bin sein Wächter, ich bin dein Meister, knie oder der Sturm des Orkus wird dich wieder in den Staub zerfallen lassen aus dem Beliar dein selbstverschuldet jämmerliches Leben geschmiedet hat.“
Von
Jail, 09.05.2010
„Jahh... der dunkle Herr“, quitschte nun auch wieder die Stimme der Alten, die sich die schmerzenden Stellen rieb, doch trotz des Schmerzes war da ein Grinsen auf ihrem Gesicht, da Ardescion kaum in der Lage dazu war, Jail noch weiter zu erniedrigen.
„Der dunkle Herr hat sich meiner angenommen und mir gegeben, was ich brauche. Im Gegenzug zu dem, was ich ihm dafür geboten habe. Und Du willst mir nun drohen?... Mir Verfehlungen vorwerfen, wo Du doch nur das siehst, was Du selber gesäht hast?!“.
Jede Form der Furcht war in diesem Moment gewichen und hatte für den Augenblick etwas den Platz frei gemacht, das die Frau nicht begriff. Immerhin unterhielt der finstere Hüter sich gerade mit sich selbst.
Blut sammelte sich im Mundraum der Alten, die den farbigen Speichel auf den Boden spie. Das Lächeln auf ihrem Anlitz schwand und erneut erfassten die Augen der Frau die des Mannes.
„Wenn er Dir etwas genommen und er es mir dafür gegeben hat, wird er wohl der Ansicht gewesen sein, daß es angemessen wäre Dir etwas zu nehmen, um es mir zu geben.
Das er Dir nicht alles genommen hat bedeutet vielleicht, daß er Dich halten will, aber mich ebenso. Stehen wohl beide in seiner Gunst. Hmm?...
Was glaubst Du wohl, was er tut, wenn Du Verrat übst?“, krächzte die Alte den letzten Satz etwas lauter, bis sie begann sich unter einem angestrengtem und schmerzerfüllten Stöhnen in den aufrechten Stand zu bringen, aber keinen Moment ließ sie dabei den Hüter aus den Augen.
Ihre Hände glitten über den kalten Altar und suchten dort Halt, wärend ihr Geist nach Abstand suchte und die Frau sich fast auf der gegenüber liegenden Seite des Opfersteins wieder fand. Dieser trennte die Beiden und brachte Jail wieder etwas gefühlte Sicherheit zurück.
„Ich bin eine Tochter Beliars und es ist Deine verdammte Pflicht mich dem Meister näher zu bringen, aber nicht, in dem Du mich tötest, sondern in dem Du seinem Willen folgst, mich lehrst nach seinem Willen zu handeln. Diese Verpflichtung bist Du eingegangen, als Du mir den Weg zu ihm ebnetest. Und das nicht erst jetzt, sondern schon vor langer Zeit“, keifte die Frau, die sich versuchte mit den Händen an dem Stein zu krallen, daß ihre Fingernägel dabei abbrachen.
„Also handel danach!“, zischte es aus dem Munde der Alten.
Von
Ardescion, 09.05.2010
Der Hohepriester lachte leise, ehe er einen Schritt näher an die Alte heran setzte, sie kalt musterte und ihr mit dem gleichen kalten Blick die Beine wegtrat, dass ihr Kopf nur knapp die Kante des Altars verfehlte und ihr Leib wieder hart auf dem Boden aufschlug.
„Ohne mich, niedere Kreatur, wirst du vergehen. Du kannst nur vermuten, was Beliar entschieden hat, ich hingegen habe seine Stimme vernommen, sein Urteil ist in meinem Kopf zum Leben erweckt worden. Ich hätte mich weigern können und ihm wäre es egal gewesen. Ihr seid nur eine Figur auf seinem Spielbrett, eine dumme, kleine Figur, die an den Fäden einer anderen hängt, die euch noch gebrauchen kann. Wäre dem nicht so, hättet ihr bei Beliar verweilen können. Er braucht keine verbrauchten Huren, die dann, wenn ihr Leib geschändet ist, um Verzeihung bettelnd zu ihm zurückkriechen. Warum sonst hat er euch den Makel gelassen, den man euch zufügte, warum sonst lässt er euch schwach zurück, wimmernd und in eurer Verblendung glaubend, zu wissen, was richtig und was falsch definiert. Damit ihr lernt, damit ihr dient, damit ihr ihm beweist, dass sein Geschenk zu Recht gegeben worden ist.“, sprach der Hüter des Kastells mit eisigem Tonfall und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
„Erst die Zeit wird zeigen, wie gut ihr die Aufgaben, die euch gegeben werden, erfüllt. Dann nämlich, wenn Beliar in seiner Gnade euch euren Leib wiedergebt.“, fügte Ardescion hinzu, während er langsam um die Frau herum schritt, die erneut versuchte, auf die Beine zu gelangen. Amüsiert berührte die Spitze seines Schuhs einen ihrer dünnen Arme und schob ihn gemächlich zu Seite, bis der andere nicht mehr fähig war, dass Gewicht ihres Körpers zu halten, und sie schwer atmend mit dem Gesicht wieder den Boden berührte. „Ohne mich wirst du nicht mehr sein als ein wimmerndes Nichts. Niemand wird sich euer annehmen. Ihr seid bloß Zierde an einem Ort, der schrecklicheres als euren vergammelten Anblick zu bieten hat. Mich zum Beispiel.“, spottete der Hüter des Kastells, ehe er mit aller Kraft auf den Arm Jails trat, dass er mit einem lauten Krachen wie ein morscher Ast brach. „Denkt darüber nach, Lehrling.“, sprach Ardescion kalt und schritt erhaben zwischen den Bänken hindurch, ehe die Dunkelheit sich seiner annahm und er verschwunden war.
Von
Jail, 09.05.2010
„Du... elendiger Bastard“, war es aus dem Munde der Gepeinigten gekommen,... leise, weinend und dennoch einer lauten Anklage gleich, die die Ohren des Hüters nicht mehr hatten erreichen können.
Gelähmt von den Geschehnissen hatte die einstige Maga den Schlaf an dem Opferstein gewählt, aus dem sie nun mit einem heisernen Schrei erwachte.
Die Hand, die aus der Gewohntheit versuchte sich auf den Boden zu stützen, lies einen unsagbar fürchterlichen Stich verspüren, der sich ebenso zu einem unsagbar fürchterlichem und wallendem Beißen entwickelte und die Frau dazu brachte, wie ein Köter zu jaulen. Die andere Hand griff nach dem geschwollenen Arm und versuchte die Stelle zu ertasten, die von allen Stellen am meisten Schmerze, doch lokalisieren ließ sich der Bruch nicht eindeutig und so verharrte die Alte schwer atmend an dem Stein gelehnt, bis die wallende Pein sich in ein klein flächiges Pochen verwandelte und damit halbwegs erträglich wurde.
Die Augen zusammen gekniffen angelte Jail sich in den Stand und verharrte halb über dem Opferstein gebeugt, bis der Schwindel schwand und ihre Stimme sich leise im Kopfe erhob.
Holt Hilfe...
Nichts.
Schickt nach einem Heiler.
Ihr seit nicht dazu ermächtigt, mir einen Befehl zu erteilen, erwiederte die plötzlich scheppernde Stimme im Kopf der Alten, die sich vor Pein bog und den Leib halb umwandte.
Ein Dämon war erschienen und schwebte einige Schritt weit von der Verletzten entfernt.
So weit, daß die Frau ihrem Gedankengang nicht nachkommen konnte, nach dem Wesen zu greifen.
Schickt nach einem Heiler.
Ihr seit nicht dazu ermächtigt, nach einem Heiler zu rufen. Er wird Euch finden, wenn er den Zeitpunkt dafür als richtig erachtet.
„Mein Arm ist gebrochen. Wäre das nicht ein geeigneter Zeitpunkt?“, erwiederte die Frau nun laut und versprühte mit ihrer Stimme pure Wut.
Wenn er es für richtig hält, ist der Zeitpunkt geeignet.
Damit endete die kurze Konversation, die Jail noch mehr Schmerzen bereitet hatte, daß die Alte nichts weiter tun konnte, als in gebuckelter Haltung den dunklen und finsteren Saal zu verlassen.
Schwerstarbeit die Pforte des Saales zu öffnen und die Luft erneut in die alternden Lungen zu pumpen, daß Jail kaum zu Atem kam und keinen klaren Gedanken fassen konnte, doch dann besann sie sich wieder ihrem Plan, die Krankenstation aufzusuchen.
Und war das Bild in diesem Moment noch klar vor ihren Augen, konnte sie sich nunmehr kaum an einen Weg erinnern, den sie einschlagen sollte. Jeder erdachte Weg, jeder gedachte Schritt endete in einer Sackgasse oder vor einer verschlossenen Türe und das mit einer Schnelligkeit, daß die Augen der Dienerin Beliars wie wild in den Augenhöhlen ruckten, die einstige junge Frau auf die Knie fiel und ein erneuter Stich ihren Arm erfasste.
Wütender Natur schallte die kreischende Stimme der Alten von den Wänden wieder und lies die Beschimpfungen, mit denen sie Ardescion bedachte, mehrfach gesprochen durch den Raum rasen. Bis zu dem Moment, in dem Jails Stimme jeglichen weiteren Ton verwehrte.