(Seite 2)




3 Nordmar und Varant

Das Spiel mit höheren Mächten

Al Shedim. Ein Grollen geht durch die Straßen. Die Verursacher behaupten im Nachhinein, es sei alles in Ordnung, doch ist es das wirklich?

Das Leben in der Stadt der Nomaden und Wassermagier scheint nach diversen ungewöhnlichen Vorkommnissen im Verlauf des Jahres seinen gewöhnlichen Gang zu nehmen, selbst der Ausfall des Rates des Wassers nach der immer noch anhaltenden Plage der halluzinogenen Sporen aus dem magischen Wald innerhalb des Tempels scheint keine Auswirkungen auf das Leben der Al Shedimer zu haben. Und dennoch spürt ein jeder, der sich in den Ruinen um den großen Tempel der Wassermagier aufhält, dass sich in den letzten Tagen etwas geändert hat - der mysteriöse Tempel, dessen Aura selbst für jene spürbar war, die der Magie nicht mächtig sind, scheint seiner Kraft beraubt, scheint nun nur ein weiterer verwitterter Steinbau zwischen all den Ruinen der Wüste zu sein. Was aber war geschehen, dass die Magier vom Kreis des Wassers eine solche Schändung des Tempels nicht nur billigten, sondern sogar erst anregten?

Bereits in den vergangenen Ausgaben berichteten wir von den seltsamen Ereignissen mit Flora und Fauna in und um Al Shedim, seit der magische Urwald durch die gedankenlosen Experimente übermotivierter Magier aus dem Nichts entstanden war und seitdem vor allem den alteingesessenen Nomaden ein allzu tiefer Dorn im Auge ist. Besonders die Plage der halluzinogenen Pflanzensporen sei hier noch einmal erwähnt, da die sich offenbar von Magie nährenden Pflanzen im Innern des Tempels unzähmbar wucherten und sämtliche Mitglieder des Rates des Wassers in Fieberträume rissen. Nach offiziellen Angaben des Sprechers des vorübergehenden neu eingesetzten Rates war die Magicophilie der Pflanzen, derer die Magier des Wassers einfach nicht Herr werden konnten, der Grund für das kühne Ritual, das eine vollständige Bannung der ureigenen Magie des Gotteshauses zum Ziel haben sollte. So wurden Briefe an die Sitze der Feuer- und Schwarzmagier entsandt, da das Beseitigen vorhandener Magiemuster - besonders so alter und starker Magie - das Zusammenwirken verschiedener Magieschulen erfordert, woraufhin mit Lopadas und Selara zwei Vertreter des Ordens der Feuermagier und mit Narzuhl ein Mitglied des Zirkels der Schwarzmagier in der Ruinenstadt erschienen.

Bald schon nach dem Eintreffen der Teilnehmer des Rituals wurde der Tempel geräumt und letzte Vorbereitungen getroffen, wie etwa die Beschaffung aller nötigen Ritualgegenstände. Vor allem die Fokussteine, in denen die Magie vorübergehend gespeichert werden soll, nahmen eine zentrale Position innerhalb der Prozedur ein. Was genau während des Rituals geschah, berichtet uns der Wassermagier Domi im Exklusivinterview mit dem Myrtanischen Boten: bei der Bannung habe es gewisse Komplikationen gegeben, die wohl auch die Ursache für das erschreckende Grollen waren, das die von Schicksalsschlägen gebeutelten Al Shedimer in höchste Alarmbereitschaft versetzt hatte. Angeblich sollen die Komplikationen allesamt unter Kontrolle gebracht worden sein, aus verlässlicher Quelle jedoch erfuhren wir davon, dass der Einsatz unzuverlässiger Fokussteine beinahe einen magischen Kollaps zur Folge gehabt hätte. Außerdem soll ein weiterer, mysteriöser Magier kurz vor Beginn des Rituals den Tempel betreten und ihn anschließend wieder verlassen haben. Gerüchten zufolge soll es sich dabei um einen skrupellosen, mächtigen Magier handeln, der einen Teil der Magie gestohlen haben soll und nun gesucht wird.

Angesichts dieser Zwischenfälle und der dubiosen Akteure stellt sich jedoch die Frage, ob das Ziel des Rituals tatsächlich das ist, welches nach außen hin so offenherzig genannt wurde. Vor allem die traditionsverbundeneren Mitglieder des Wüstenvolkes stehen der (wenn auch nur temporären) Entweihung des Tempels sehr kritisch gegenüber, können nicht verstehen, wie man als Wassermagier sein Heiligtum der Macht berauben kann. Handelt es sich etwa um machthungrige Emporkömmlinge, die ihr magisches Potenzial mit skrupellosen Methoden mehren wollen, nachdem mit den Mitgliedern des Rates des Wassers die mächtigsten Verteidiger des Tempels niedergestreckt wurden? Ist ein dubioser Geheimbund von Magiern am Werke? Oder wird vielleicht sogar die Anrufung eines gottlosen Dämons vorbereitet, der den Morgrad in Beliars zweiten Spielplatz verwandeln wird?
Ob die Absichten der praktizierenden Magier ehrlich sind, der Magiedieb gefunden wird und die beabsichtigte Beendigung der Pollenplage tatsächlich eintreten wird, muss sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Wir werden die Geschehnisse jedenfalls weiter mit Argusaugen verfolgen.

(-- Maris)

Blättern: 1 2