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04 Schatzkästchen

Von Jun, 24.07.2010

Gorthar, Markplatz - 3. Turniertag (Einzelkämpfe)

Schweiß ran das Gesicht des Streiters herab. Ein dünner Dreckfilm zog sich an einer Gesichshälfte entlang, während die Nase leicht blutete. Dieser Edward war eine Klasse für sich. Trotz dicken Verband um seinen Oberschenkel, vermochte er Juns Angriffe und auch List zu vereiteln und auszuteilen. Davon sprach auch die Wunde am Unterschenkel die die Hellebarde verursacht hatte, als Edward Jun regelrecht die Beine weg zog.

Auch sein Versuch, seine List mit dem Holzschild scheiterte darauf. Zwar schlug die Hellebarde tief ins Holz ein und Jun löste seinen griff vom Holzschild gleich, um ohne Schild die beschwerte Hellebarde zu passieren und Edward so zu bezwingen. Doch schien dieser Edward Erfahrung darin zu haben und hatte das Glück unter größeren Kraftanstrengungen und abermaligen zuschlagen der Hellebarde das Schild zu spalten.

Nun standen sie da. Jun mit Flammenzunge. Lauernd, leicht gezeichnet und sich eine neue Taktik erspinnend. Edward mit seiner Hellebarde. Wartend, von Wunden stärker gemacht, als er sonst wäre und Jun in die Augen blickend, mit dem Ziel den Plan des Paladins zu erahnen.
Jun umkreiste den Adligen, der in einer alten, eisernen Rüstung, wie Juns Großvater sie sicherlich auch einst trug. Einzig sein linker Oberschenkel war ungeschützt und von einen weißen Verband umwickelt der sich schon leicht rot verfärbt hatte. Doch unter Ehrenmänner und Rittern attackierte man nicht die Wunde des Gegners, der sich trotz Verletzung in den Kampf wagte. Man honorierte es mit Respekt, galt der ritterliche Wettstreit trotz Verletzung als edelmütig und zeugte von starken Körper und Geiste.

Unter dem Hundgugel hörte Jun deutlich sein schnauben, stellte sich sein Gesicht vor und umging den Vollgerüsteten mit der Hellebarde. An sich mochte die Sache klar sein. Würde er Edward den Reichweitenvorteil nehmen können, würde er siegen. Was bleib also ausser aktiv zu werden?

Mit erhobener Klinge und dem Jubel der Menge die diesem Kampf beiwohnte näherte sich Jun langsam, nahm mehr und mehr Schritt auf und stürmte los.
Die Hellebarde erwartend rannte er so schnell er konnte zur Seite weiter, drehte ab und rannte wieder an. Abermals entkam er der Hellebarde die seiner Laufrichtung immer träge hinterher kam. Als er dann nach einem dritten Mal nun zum vierten Mal anlief, bremste er vor der Hellebarde ab. Edward setzte sofort zum Stich an, während Juns Flammenzunge auf das Blatt schlug und es zur Seite lenkte. Ein weiterer Streich des Paladins auf den Schaft und Edward rannte auf Jun zu, um ihn mit seiner Rüstung umzuwalzen. Ein verdammt gewiefter Kämpfer mit der Stangenwaffe.
Jun tat das, wovor sich selbst einer in einer dicken Rüstung sorgen musste und hielt seine Klinge zum Stich bereit. Edward bremste ab, merkte, dass auch Jun auf manch Dinge vorbereitet sein konnte und ließ seine Hellebarde fallen. Kaum hatte er sein Schwert gegriffen war es zu spät um Juns Angriff zu blocken. Kein Stich, aber ein wuchtiger Schlag auf die Schulterplatter der Edward unter seinem Helm ächzen ließ, bevor er mit seinem Schwert ausholte und Abstand schuf.
Jun witterte schon den Sieg, bevor Edward seine freie Hand hob. Dann schlug er gegen die Hundgugel und gab sein Gesicht unter offenen Visier preis. Ein älterer Mann, sicher um 20 Jahre älter als Jun. Mit langen, ergrauten Bart, dunklen Haar und stechend grauen Augen.

"Sir Jun. Ich glaube dieser Kampf könnte noch lange gehen und ein Rittersmann gibt nicht auf.", sprach er nach Luft ringend und deutete an, dass er um seine Gesundheit besorgt wäre.
"Sir Edward mir liegt ebenso nichts ferner als im Kampf zu weichen. Ihr habt tapfer gekämpft. Ihr wollt es also so enden lassen?", fragte Jun schnaubend nach ehrenhafter Einigung, die nicht ausgesprochen werden musste.
"Wenn ihr mir dies gewährt, Paladin. Ich fordere aber Revanche, wenn die Götter es zulassen.", entgegnete Edward. Jun nickte und fast zeitgleich hoben beide ihre Waffen.
"Patt!", riefen beide und beendeten ihren Kampf unentschieden, bevor es Edward war der meinte, dass er aus dem weiteren Wettkampf aufgrund seiner Verletzungen austreten würde.
Seine Worte und die Tat beider wurden mit Applaus honoriert und selbst auf der Ehrentribüne applaudierte man für diese ehrenhaften Handlungen. Edward reichte Jun die Hand und wünschte ihm im Finale viel Erfolg. Dem Finale, das morgen stattfinden würde - nach dem ersten Tjosttag.
Als Jun den Namen 'von Eirin' vernahm schreckte er auf, ehe es nicht ein Tavik war sondern ein Taron. Jener wäre sein Finalgegner.

"Das war eine harte Nuss.", kommentierte Giran anerkennend. Jun nickte und säuberte sich sein verdrecktes Gesicht.
"Er hätte wohl gewonnen oder wäre Favorit gewesen, wäre nicht die Wunde. Unglaublich der Mann. Die Erfahrung macht viel aus, Freund. Wir sollten uns nicht Veteranen schimpfen, solang es immer noch solch alte Krieger gibt. - Und nun hilf mir aus der Brigantine zu kommen. Bei Innos! Ich kriege kaum noch Luft.", klagte Jun, der Yinne die Flammenzunge gab und sie bat die Klinge zu säubern. Später stünde das nächtliche Gelage an und Giran wollte mit Jun davor noch für das tjosten üben.


Von Jun, 26.07.2010

Gorthar, Markplatz - 3. Turniertag (Gelage)

Barden spielten Lieder die selbst in Myrtana bekannt waren. Met aus Fässern floß und ein Ochsen briet am Spieß. Menschen aus gehobenen Kreisen tanzten und andere aus diesen Kreisen fraßen wie Schweine. Der Adel und seine höhere Geburt. Doch was wäre die Welt ohne diese Ordnung? Wenn alle Felder bestellen würden? Wer würde die Feldfrüchte den Bauern abnehmen und ihnen dafür Schutz gewähren? Niemand und solange es doch jemand tat, durfte man sich wohl wie ein Schwein zu Tische benehmen, wie ein Heide sprechen und tanzen, um ja eine veraltete, steife Etikette zu wahren.
Nicht wirklich was für Jun. Er war zwar von blauen Blut und entstammte einer langen Linie von Streitern Innos', doch hatte den Paladin seine Zeit in Myrtana genug geprägt. Zumal er von daheim auch anderes gewohnt war.
Giran und er waren zum Gelage wie jeden Abend geladen worden. Sie mussten oder durften sich in Gewandung werfen und durften sich dann von fetten Adligen Fragen gefallen lassen. Wenn es noch über die Turnierkämpfe ging war es angenehm. Fragen zu Vengard, zu Myrtanas Lage ließ Jun dann eher Giran beantworten. Sie waren ja noch vor nicht all zu langer Zeit im Dienste Rhobars. Jun indes - ja was war Jun? Kein Ritter Rhobars, kein Paladin des Ordens. Jun war durch Innos' Gnaden ein Paladin Innos'. Dienen tat er nur Innos wirklich. Sein Wort war Gesetz, über dem niemand stand.
Doch zurück zum Gelage. Giran hatte noch soeben einen dieser fetten Adligen abwimmeln können und setzte sich an den Tisch, wo die zwei sich am Fleisch des Ochsens zu schaffen machten, da bekamen sie wohl hohen Besuch. Es war Lady Isabella samt Zofe und die sorgte dazu, dass sich Giran leicht verschluckte. Natürlich machten die zwei der Lady ritterliche Aufmachungen, wie es sich gehörte bei einer solch schönen Frau.
"Die Ritter Myrtanas haben ihre Manieren nicht vergessen und auch nicht ihren Mut und ihre Tapferkeit. Ihr kämpft imponierend Sir Jun und ihr Sir Giran seid mittlerweile ein gefürchteter Streiter zu Pferde. Wir sind gespannt, wie ihr euch beim Tjost schlagen werdet.", sprach sie.
"Ihr ehrt uns, Lady Isabella. So Innos will, werden wir auch in den letzten Turniertagen Myrtana ritterlich vertreten.", bedankte sich Jun.
"Sir Jun spricht wahr, Mylady. So Innos will, werden wir beide unseren Namen alle Ehre machen. Sagt - habt ihr einen Favoriten?", fragte Giran und klang zum Ende hin zu flegelhaft. Jun stieß diesem den Ellenbogen leicht in die Rippen, während Lady Isabella leicht konfus nach "Favoriten? Ihr meint ob jemand um mich wirbt?" fragte.

"Was Sir Giran damit meinte, ist ob ihr für die verbleibenden Kämpfe einen Favoriten habt. Ob ihr als Lady einen der Streiter den Sieg wünschen mögt.", erklärte Jun.
"Oh! Dies meint ihr, Sir Giran. Ich muss euch gestehen, dass ich im Finale wo der werte Sir Jun teilnimmt, auch für ihn mitfiebern werde. Beim Tjost muss ich meinem Blute folgen und meine beiden Brüder und Vettern unterstützen. Es würde sich nicht ziemen Ausländern offenkundig die Gunst zu gewähren. - Doch wenn ihr Sir Giran weit kommt, würde es mir gefallen.", sprach die junge Frau charmant. Giran schienen ihre Worte zu gefallen.
"Verzeiht meine Unhöflichkeit und Neugier, doch was möchten die Ritter in Gorthar? Befindet sich Vengard nicht im Kriege?", fragte sie dann.
"Das tut es, Mylady. Doch wir sind hier, um etwas Neues zu beginnen.", erklärte Giran.
"So, mein Herr?", entgegnete die Adlige.
"Sehr wohl. Im Namen Innos'.", meinte Juns Waffenbruder.
"Bevor ihr aber uns das Tuch des Verdachts über uns werft und und des spionierens bezichtigt, sei euch gesagt, dass wir Artefakte Innos' suchen wollen und meinen Clan, der das Exil ausserhalb Colovias wählen musste.", erklärte Jun, da die Lady in seinen Augen geschickt worden war, um ihnen schöne Augen zu machen und Informationen zu ergattern. Für wahr wieder eine Prüfung Innos', die es für Jun, aber auch Giran zu bestehen galt. Jun blickte kurz zu Giran, der seinen Blick erfasste.

"Der Clan der Qel-Dromâ? Ich hörte davon, dass sie hier anreisen würden, doch es schien einen Vorfall gegeben zu haben, der ihre Rückkehr zu den Chatillions erforderte. So sprachen die Boten. Schade für euch, Sir Jun. Mögt ihr Sir Giran oder ihr Sir Jun mir nicht über diese Artefakte Innos' erzählen? Oder von Myrtana? Ich war dort nie und wüsste gerne mehr über Land und Menschen und über diese Legende die die beiden Ritter geschaffen haben. Jene der Unsterblichen.", sagte die Lady.
"Sir Giran wird euch sicher gerne von Myrtana erzählen. Über die Artefackte kann ich euch jetzt nicht mehr sagen, denn wir werden selbst nachforschen müssen. Über die Unsterblichen genügt es an sich zu sagen, dass es Innos war der ihr Schild in diesen Zeiten war. Doch ich bin mir sicher, dass auch hier Sir Giran euch mehr erzählen mag und ich euch gerne erzähle wie es in Myrtana um den Glauben an Innos bestellt ist. Ich musste mit Besorgnis erkennen, dass Gorthar Innos nicht einmal einen Tempel errichtet hat und Drakia damit auftrumpft.", sprach der Colovianer und achtete genau wie diese Lady auf seine letzten Worte reagierte. Unbeeidruckt, nicht einmal beschämt. Juns Blick ging zu Giran über und sagte genug aus. Ginge es nach Jun, würde man dieses junge Ding allein deswegen in ein Kloster Innos stecken. Doch er war hier, wie sie so schön beschrieb, Ausländer und Innos scheinbar nicht Gesetz in Gorthar.
Lady Isabella nickte lediglich mit einem Lächeln und bat Giran zu erzählen, während Jun sich Wein in den Becher goss und zuhörte.


Von Jun, 31.07.2010

Gorthar, Markplatz - 4. Turniertag (Tjost)

Es war der Wahnsinn was sich am heutigen Turniertag abspielte. Ritter gegen Ritter, Pferd gegen Pferd, Lanze gegen Lanze. Die Geschwindigkeit und der Jubel der Massen. Der Augenblick als beide Stürmer aufeinander prallten und Lanzen brachen, Ritter aus Sätteln flogen und die Menge lautstark alles kommentierte.
Jun wurde leicht mulmig, hatte er doch mehr theortische Erfahrung als praktische Erfahrung für ein Tjost. Sie hatten geübt. Ein hölzerner Bock den Giran und Gilles anschoben, während Yinne einen Sack festhielt den Jun dann mit gesenkter Lanze treffen musste. Es klappte nach mehreren Stunden, doch war dies wohl wenig mit dem richtigen tjosten vergleichbar.

Nun gab es auch keinen Ausweg und Jun stand vor seinem ersten Tjost-Duell gegen einen Ritter namens Sir Harish. Natürlich ließ Jun etwas spionieren, schauen wem das Banner mit dem Wildschwein gehörte und wurde natürlich etwas enttäuscht, als er hörte es wäre kein Jungritter, sondern wohl ein älterer Adliger der sicherlich um das tjosten genug Erfahrung gesammelt hatte.
"Na, pisst du dir schon ins Kettenhemd?", fragte Giran mit Grinsen und klopfte Jun auf die Schulterplatte. Jun brummte darauf nur.
So ziemlich mit allem was er hatte und noch gut saß, war der Streiter gerüstet. Unter dem Harnisch war ein doppelter Wams und das Schild das Jun trug, war sein guter Kampfschild aus Stahl. Dazu noch der 'Helm des Roten' und der Paladin war äußerlich bereit. Innerlich versuchte er seine Gedanken und Sorgen über Bord zu werfen. Gebete murmelte er immer wieder, während er mit Giran Xanthos bereit machte. Der Varanterhengst wurde natürlich hergemacht, bekam trotz Ehrenkodex im Turnier für vorne eine lederne Rossschürze angelegt und auch der Kopf und Hals wurden entsprechend geschützt, bevor der dunkle Überwurf über Juns wahrlich wertvolles Pferd übergeworfen wurde. Ausgebildete Schlachtrösser waren ungemein viel wert und wenn Lanzen splitterten, bestand immer die Gefahr das Splitter auch die Pferde verwundeten.

"Kampf auf drei Lanzen, Jun. Die fünf Ladys auf der Ehrentribüne entscheiden, wer die Runde gewinnt. Versuch gut zu treffen und zieh den Kopf zur Seite, wenn es kracht. Es gab Ritter denen jagten die Splitter durchs Visier. Gewinn als Erster drei Lanzen und du bist weiter. Oder treffe diesen Sir Harish so, dass er vom Gaul fliegt. Wirklich alles klar?", fragte Giran, nachdem er Jun noch einmal das Regelement vorführte.
"Innos wird mich beschützen. Helf mir auf Xanthos.", meinte Jun und ließ sich dann auf sein Schlachtross aufhelfen. Oben wurde ihm sein Helm gereicht, den er dann anzog und dann auch sein Schild. Von Gilles geführt, ging es dann gen Turnierplatz...


Von Jun, 31.07.2010

Gorthar, Markplatz - 4. Turniertag (Tjost)

Fanfaren erklangen. Herolde riefen Juns Namen und Titel aus und dann auch sogleich jene von Sir Harish. An der Seite waren hölzerne Lanzen in Waffenständern aufgestellt und Xanthos wieherte und stampfte schon voller Tatendrang auf.

"Hoooo, Xanthos! Hooo!", sprach Jun unter seinem Helm und ließ sein Schlachtross auf und ab gehen, um die Anspannung nicht nur bei seinem Pferd etwas zu senken. Als dann die Fanfaren zum zweiten Mal erklangen, reichte Gilles Jun eine lange, hölzerne Lanze mit Kronenspitze. Jun umgriff noch einmal seinen Stahlschild fester, griff dann die Zügel dann in der Hand am Schildarm und hielt mit dem anderen Arm die Lanze hoch. Leicht setzte er Xanthos in Bewegung, so wie Sir Harish. Die Ritter grüßten einander und gaben zu erkennen, dass sie bereit sind, als sie beide ihre Lanzen in die Höhe hoben und senkten. Mit diesem Zeichen begannen beide ihre Pferde anzutreiben, während die Menge vor Spannung begann auf zu jubeln. Lautstark, mit Druck auf den Flanken von Xanthos trieb Jun den Varanterhengst an bis sie im Galopp waren und er durch die Sehschlitze seines Flügelhelmes den angaloppierenden Gegner sah.
Berauschend war dieses Gefühl von Tempo, vom Lärm der Menge, vom sich abspielenden Kopfkino kurz vorm dem Zusammenprall. Adrenalien jagte durch Juns Gliedmaßen und Augenblicke vor dem aufeinandertreffen, begann er die Lanze zu senken, unter dem Arm zu klemmen, sich selbst fest in den Sattel und Steigbügel zu stemmen und mit seiner geringen Erfahrung seine Waffe auszurichten.
Ein Wimpernschlag und es krachte laut auf, als Holz auf Stahl traf. Jun zog sein Gesicht zur Seite und hielt zugleich immens gegen den Druck am Schild, während auch bei ihm die Lanze auf etwas getroffen hatte und berstete.
Die Wucht riss Jun fast vom Sattel, er schwankte auf Xanthos und fing sich als er den Oberkörper leicht nach vorne brachte. Kurz schüttelte er sich, brachte Xanthos mit den Zügeln zum halten und wendete dann beim Lanzenständer. Kurz sah er auf zur Ehrentribüne, dann zum Brett wo für die Menge der Lanzenstand zu sehen war.
Eine Lanze für Jun. So ganz wusste er nicht wie das geschah, aber scheinbar hatte er besser getroffen. Sein Stahlschild trug die Spur vom Lanzentreffer. Sir Harish' Kürass indes wurde wohl wie sein Schild gestreift.

"Jun pass auf! Wenn du zustößt und dabei deinen Körper so bewegst, wirft er dich das nächste Mal aus dem Sattel.", meinte Giran der auf der anderen Seite Jun die Lanze reichte.
"Ich schaff das schon...", meinte Jun und wusste eigentlich gar nicht was Giran da genau meinte. Er visierte nur an. Abermals hoben beide Reiter ihre Waffen, Fanfaren erklangen erneut und Rösser wieherten auf, bevor sie auf Höchstgeschwindigkeiten angetrieben wurden.
Donnernde Hufe pflügten den Boden durch. Schnauben der galoppierenden Pferde war schon zu vernehmen. Die Menge jubelte auf, schrie ihren Favoriten nach vorne und abermals senkten sich die Lanzen.
Beide Ritter nahmen Ziel, bewegten beim Aufprall die Gesichter zur Seite und wieder krachte es laut auf und übertönte die Menge. Splitter flogen umher, doch dieses Mal hatte Jun weniger Glück.
Nicht nur das seine Lanze nur leicht gestreift hatte und keinen Schaden davon trug. Nein, Sir Harish hatte Juns Schildverteidigung mit einem gezielten Treffer durchbrechen können und einen Treffer am Harnisch aus Khorinisstahl setzen können. Jun blieb im Sattel, aber die Wucht hallte noch durch seinen ganzen Körper. Ein Wirkungstreffer der Jun etwas die Luft raubte. Eins zu Eins Lanzen wurde verkündet.

"Chevalier! Iss allös in Ördnüng? - Ihr zieht euär Gesischt zü früh zü...a droite!", meinte Gilles. Der Streiter nickte nur, verstand nicht was der Typ mit diesem fürchterlichen Akzent da sprach und schüttelte seinen Körper, während er Xanthos wendete. Die Lanze tauschte er aus und atmete durch. Giran hinter Harish gab irgendwelche Instruktionen, aber woher sollte Jun nicht abgesprochene Dinge verstehen? Er würde wieder anreiten. Im Rausch der Sinne - so konnte man dieses tjosten beschreiben. Es berauschte wie nur wenige Dinge es vermochten. Blut hatte er geleckt und nicht nur weil er sich beim letzten Treffer auf die Lippe gebissen hatte.

Abermals erklangen Fanfaren. Es galt anzureiten und der Menge zu geben was sie verlangte. Der Sturm begann. >HAAAA!<, tönte es aus Juns Helm. Xanthos begann zu beschleunigen, während Juns Körper mit dem Galopp mitging. Nach vorne gerichtet. Draufgängerisch wie man es von einen Qel-Dromâ-Reiter erwartete. So entschlossen Jun, so entschlossen auch Xanthos der spürte, wie Jun dieses mal gewinnen wollte. Xanthos wurde schneller und schneller und ihr gemeinsames Ziel kam näher und näher. Die Lanze senkte sich, der Schild wurde vor den Körper angehoben, die Augen visierten den Treffpunkt an, der Lanzenarm stieß leicht nach vorne, ein Atemzug noch und dann zerschellte Holz abermals an Stahl. Beide Lanzen brachen, Schilde wurden malträtiert, ein Pferd wieherte auf, ein Aufschrei - und die Welt drehte sich, bevor alles dumpf aufschlug und es kurz dunkel wurde.
Jun lag im Staub, suchte oben und unten, Himmel und Erde, während die Menge Sir Harish mit Applaus feierte. Als erstes sah er dann Yinnes Gesicht, dann Girans und dann Gilles.
Dumpf hörte er Girans rufen, vernahm sein schütteln. Sein Helm wurde ihm vorsichtig abgenommen. Die Sonne blendete Jun leicht, bevor er wieder mehr Herr seiner Sinne war.
"Xanthos?", fragte er.
"Bei Innos! Er hält mich für ein Pferd.", schwarzmalte Giran schon.
"Nein, Giran. Xanthos geht es gut?", fragte Jun. Gilles nickte und lief zu Xanthos um den Varanterhengst zu beruhigen.
"Gut. Helft mir auf.", meinte der Streiter und wurde wieder auf beide Beine gebracht. Danach winkte er in die Menge und bekam für sein zumindest tapferes Auftreten und nach Giran auch waghalsigen Stil seinen Applaus. Sir Harish gratulierte er dann auch, bevor er von Giran leicht gestützt gen Turnierzelte schritt.
"Ich muss lernen mit der Lanze zu kämpfen...", keuchte er vor.

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