Vom Leid, Leiden und Leiden lassenGeehrte Leser,
Das Maß ist voll. So sprach der edelmütige Narr angesichts der sich anbahnenden Katastrophe. In diesem Augenblick hätte seine Entschlossenheit nicht größer sein können. Er hätte zu allem gegriffen, was in seiner Reichweite gelegen hätte, nur um das Leid, was sich ihm offenbarte, entgegen zu treten, es zu bekämpfen und in Namen der Gerechtigkeit niederzuringen, bis nicht mehr von ihm geblieben ist, als eine unliebsame, verblassende Erinnerung. Nur wer kein Narr ist, weiß über den verborgenen Kern des Leides zu berichten.
Ich werde euch alles sagen. So sprach der gebrechliche Narr angesichts der Schmerzen, die seinen Körper ereilt hatten. Nie war er schwächer gewesen als in diesem Augenblick und er hatte gerade erst gelernt, sich am meisten auf der gesamten Welt zu hassen, weil er der Verräter war, der Wurm, der geschlagen und am Ende seiner Kräfte nicht das Maul halten konnte. Weil er die seinen ans Messer lieferte und dies das Letzte war, was er auf dieser Welt tat, ehe er starb. Nur wer kein Narr ist, dem gebührt wahre Stärke.
Zu schützen ich gekommen, zu heiligen dein Leben, ich geblieben. So sprach der sanftmütige Narr angesichts all des Lebens in dieser Sphäre. Selten war er von einer solchen Glückseligkeit erfüllt gewesen. Und nie hatte er auch nur den geringsten Schmerz an einem anderen Wesen vollbracht. Als er erfuhr, dass er des Nachts eine Fliege verschluckt hat, zerbricht sein Glück…
Nur wer kein Narr ist, akzeptiert, dass manches Leiden nicht zu verhindern ist.
Drei kleine Wahrheiten, verpackt in den Geschichten unserer Insel.
Viel Spaß beim Lesen!
Ardescion
Anmerkung:
Die folgenden Posts sind in Orthographie und Artikulation genauso wiedergegeben, wie sie im RPG in den Thread „Das Festland #2“ gepostet wurden. Allein die Formatierung mag minimal abweichen.
Von
Don-Esteban, 06.01.2012 - Die Gespaltene Jungfrau
Esteban saß in der Nähe des Kamins und beobachtete die Neuankömmlinge. In den letzten Tagen war nach wochen-, ja monatelanger Ruhe plötzlich wieder mehr Bewegung in die bislang vomn den Bewohnern der Insel halbvergessenen Taverne gekommen. Zuerst dieser Schiffsführer mit seinen Leuten, nun die Frau und ihr Begleiter. Innerlich amüsiert verfolgte er die zum Scheitern verurteilten Versuche des jungen Mannes, den Preis nennenswert zu drücken. Er selbst ear vor einem Jahr bei dem selben Vorhaben gescheitert und weshalb sollte es dann jemand anderem anders ergehen? Obwohl... sobald er davon erführe, daß es jemandem gelungen sei, den Preis auf ein im Rest der Welt übliches Niveau zurechtzustutzen, hätte er sich darauf berufen und ab diesem Zeitpunkt das Selbe bezahlt. Aber andererseits... das Kastell war daran interessiert, Magier Beliars in ausreichender Zahl zur Verfügung zu haben, dafür erschienen einige Säcke mit Münzen, die die Bewohner für ihre täglichen Verrichtungen und Geschäfte benötigten als ein kleiner Preis und Esteban war nicht darauf angewiesen, irgendein eigenes Vermögen für diese lächerlich überteuerte Taverne mit ihren Phantasiepreisen auszugeben. Sollte Murdra doch verlangen, was sie wollte - egal ob es den Realitäten im Reiche Myrtana entsptrach oder nicht. Klar, bei den Preisen kamen weniger Gäste, aber dafür zahlöten diese dann eben das Geld der fernbleibenden Besucher mit.
Nachdenklich schwenkte er sein Weinglas. Immerhin dazu hatte sich Murdra herablassen können. Die Tonbecher, die sie früher als Gefäße für Flüssiges benutzt hatte, waren mittlerweile um einige elegante Gläser ergänzt worden. Natürlich nicht ohne zahlungskräftige Unterstützung des Heil- und Kräuterkundigen, als der sich Esteban hier in der Gespaltenen Jungfrau niedergelassen hatte. Und dazu hatte er sich von einem Händler, der vor einigen Wochen hier Rast machte, einige Fässchen des weißen Argaaners, der an den Süd- und Osthängen des weißaugengebirges wuchs und in manchen Jahren einen wirklich vorzüglichen Wein abgab, abgekauft. Endlich war er nicht mehr von dem furchtbaren Bauernwein, den Murdra in halb vermoderten Fässern anbot, abhängig. Aber wozu sollte sie auch großartige Weinvorräte anlegen? Die übliche Kundschaft bestand aus Bauern, Fischern, Handwerksburschen und Soldaten. Diese tranken üblicherweise Wasser, Bier oder gleich Selbstgebrannten. Wein kredenzte man eher in den wenigen vornehmen Gasthäusern von Thorniara oder Setariff und nicht in einem Landgasthof wie diesem. Wenigstens war die rustikale Küche, die Murdra pflegte, erinnerungswürdig. Einfache Gerichte, im Kessel oder der Pfanne zubereitet. Zutaten, die überschaubar waren. Dinge, die zum Sättigen gegart wurden, nicht um Schönheitspreise zu gewinnen.
So saß er also neben dem Kamin, der die Winterkälte draußen hielt, nippte dann und wann von seinem Weißen und beobachtete die Gäste. Und morgen würde er vermutlich das Selbe tun.
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Drakk, 05.01.2012 - Thorniara
„Wir wissen das du einer der Clanlords aus Nordmar bist. Und wir wissen das du zu den höchsten Kriegern unter Ethorn zählst. Also erzähl uns alles was du weißt und wir können hiermit aufhören....“ sprach der Gardist und nickte den Wachen zu. Mit einem Ruck wurden die Arme des Nordmannes mittels der Kette in die Höhe gerissen, einen weiteren Zug später baumelte der Hüne wenige Finger Breit über dem Kalten Kerkerboden.
Der Schmerz zog sich durch den gesamten Oberkörper des Rotschopfes, eine Hand voll Blutiger Risse zogen sich über seinen Oberkörper. Nach dem letzten Verhör, wie es sein gegenüber nannte, hatte sie ihn einige Tage in ruhe gelassen. Aber jetzt war ihre Geduld am Ende, sie wollten Antworten auf ihre Fragen haben.
„Du scheinst nicht zu Verstehen...ich bin kein Paladin, oder Ritter. Zu den Magier gehöre ich auch nicht und der einzige auf den ich höre ist der König. Ich habe praktisch keine Grenzen in meinem handeln...“ sprach der Mann weiter und wog die Peitsche in seiner Hand hin und her.
„Leck mich...“ brachte Drakk knapp zwischen zwei Atemzügen hervor als auch schon die Peitsche knallte. Laut schrie der Hüne auf, der Schlag der Peitsche hinterließ einen weiteren langen, Blutigen Streifen auf seinem Oberkörper.
„Sprich!“ fauchte ihn der Mann an und schwang erneut die Peitsche. Nur knapp verfehlte die Peitsche den Rüstungsschmied und schlug laut knallend gegen die Wand.
Leise begann der Hüne zu lachen. Immer laute hallte das Lachen durch den Kerker ehe es in ein Huste überging. „Vergiss es...von mir hörst du nichts.“ sprach Drakk schwer atmend. Er wusste, lange würde selbst er diese Folter nicht mehr durchhalten. Aber er hoffte solange durchzuhalten bis er aus dem Kerker befreit werden würde – oder Verbluten würde. Lieber würde er Sterben als Informationen über seine Kameraden preis zu geben.
„Wie du meinst...ich gebe dir noch etwas zum denken“ knurrte der Kerl vor ihm. Die beiden Wachen begannen den Hünen etwas herab zu lassen ehe sie noch einige Ketten mehr anlegten und sie fest spannten. Er konnte sich kaum mehr bewegen und als er den Foltermeister wieder ins Auge fasst wusste er auch warum. Noch ehe reagieren konnte presste eine der beiden Wachen einen Holzknüppel zwischen seine Zähne und drückte den Kopf des Nordmannes mit aller Kraft gegen die Wand.
Seelenruhig stand er vor der Tür und hielt ein Stück Stahl in die Flamme der Fackel. Drakk wusste das die Flamme den Stahl ausreichend erhitzen konnte um schwere Verbrennungen zu ermöglichen und ihm wurde mit jedem Moment mulmiger zu mute.
Schließlich zog er die Stahlstange aus der Flamme und ging Rasch auf das Schwert zu. „Und morgen sieht die Welt anders aus...“ knurrte der Mann breit grinsend und führte das Stahlstück in Richtung des linken Auges des Nordmannes. Drakk versuchte verbissen sich zu wehren, aber die Fesseln waren Stramm gezogen, er konnte sich kein Stück bewegen. Die Wache drückte seinen Kopf fester gegen die Wand und versuchte mehr Schlecht als Recht das Augen des Rotschopfes aufzuhalten. Der Krieger konnte das Stahlstück klar vor seinem Auge erkennen ehe es mit einem leisen zischen das Auge berührte.
Drakk schrie. Er schrie so laut er konnte, aber kaum ein Ton schaffte es seine Kehle zu verlassen. Der Holzknüppel zwischen seinen Zähne verhinderte es. Wenige Augenblicke, die Drakk wie Jahrzehnte vorkamen, entfernte der Gardist das Stahlstück und blickte den Hünen grinsend an. „Morgen...wirst du sprechen.“ sprach er und ehe die Wachen die Fesseln lösen konnten verließen den Nordmann die Kräfte und er wurde bewusstlos...
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Marvin, 02.01.2012 - Setarrif
Während eine Spinne unter seinem Bett eine Fliege verschlang, saß Marvin auf demselbigen, offenbar vollkommen unbeeindruckt von dem erstaunlichen Vorgang der Natur, der unter seinem Bett stattfand. Wahrscheinlich wäre das sogar so gewesen, hätte derselbige etwas davon geahnt, Marvin wusste zwar wahrscheinlich besser als die meisten Menschen, dass immer eine Spinne in der Nähe war, doch meist kümmerte er sich nicht darum, warum sollte er auch. Er war keine bevorzugte Spinnenbeute, Spinnen waren keine bevorzugte Marvinbeute, beide konnten mit der bevorzugten Beute des jeweils anderen nichts anfangen, so waren sie für die perfekte Koexistenz prädestiniert. Abgesehen davon, dass Marvin Spinnen im Normalfall zertrat, wenn er sie zu Gesicht bekam, doch wer will sich schon über Lappalien aufregen? Die Spinne höchstwahrscheinlich, durchaus verständlich, schließlich war ihr Leben von Ihrem Standpunkt aus gesehen wohl ... sagen wir einfach mal: mehr ... wert, als von Marvins Standpunkt aus, der dazu keinen Standpunkt hatte, weil er keine Gedanken daran verschwendete. Doch abseits dieses Tötens-auf-Sicht, konnten beide gut zusammenleben.
Doch selbst wenn die Spinne herausgekommen wäre, Marvin hätte sie nicht bemerkt. Er war tief versunken in einem Buch über Kampfkünste. Der Inhalt war großer Schwachsinn in seinen Augen, doch das machte das Ganze umso unterhaltsamer. Es handelte um den Kampft mit besonderen Waffen, die der Autor eloquenterweise als exotisch bezeichnete, weil sie selten waren. Er ging allerdings in keiner Stelle des Buches darauf ein, warum diese Waffen selten waren: Weil sie einfach verdammt unpraktisch waren, ganz abgesehen davon, dass die erfordliche Zeit ihre Beherrschung zu meistern einfach nur abartig hoch schien. Vor allem weil man es danach wahrscheinlich immer noch nicht mit einem Schwertkämpfer aufnehmen konnte, der dieselbe - absurd lange - Zeit damit verbracht hat, den Schwertkampf zu erlernen.
Mit einem Lächeln schlug Marvin das Buch zu und warf es zu dem Stapel neben seinem Bett, womit er oben erwähnter Spinne ordentlich den Nach-Mittagessen-Spaziergang verdarb, in dem er sie ... nun ... aus Versehen ... umbrachte. Wüsste Marvin, was er gerade getan hätte, würde es ... würde es ihm wohl nicht einmal die Stimmung verderben, ihn aber wenigstens von dem Gedanken ablenken, den er seit Tagen hin und her schob in seinem Kopf. Von der Schublade "Wichtig" in "Eilig" und von dieser in "Sehr Eilig" von dieser in "Jetzt!" und von dieser in "Auf der Stelle". Dem Gedanken an ein Ziel, ein Projekt, eine Aufgabe, irgendetwas ... Großes ...