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02 Lokalberichte



Ein neuer Tag und nichts hat sich verändert... Oder vielleicht doch?
Alles was auf Argaan in letzter Zeit passiert ist, erfahrt ihr exklusiv hier in den Lokalberichten:

Setarrif

Auszug aus dem Tagebuch Taeris´, Schwert Ethorns:

…..Jahr zehn, Tag neun.

Berichte schreiben. Hätte ich ja nicht gedacht, dass ich mal hinter einem Schreibpult lande und mir einen halben Tag damit um die Ohren schlage, mit einem Federkiel auf einem Stück Pergament herum zu kratzen. Aber was tut man nicht alles für seinen König…

…zum Beispiel in einen miefenden Sumpf latschen um bekifftes, weltfremdes Gesindel davon zu überzeugen, sich ihm anzuschließen. Im Bericht klingt das natürlich besser. Viel wichtiger: „Die freien Menschen Schwarzwassers und Hüter Toshoos haben die Bedrohung aus Myrtana erkannt und….“ Blablabla… denen geht genauso der Arsch auf Grundeis wie uns Setarrifern auch. Uns Setarrifern… das klingt immer noch komisch. Aber sei´s drum.

Vielleicht sollte ich von vorn anfangen. Gawaan – dieser selbstgefällige Mistsack, der scheinbar nichts aus der letzten Schlacht um seine bequeme Burg am Silbersee gelernt hat – durfte sich vor ein paar Tagen von Ethorn eine Standpauke anhören. Die Garde hat seine schöne Burg erobert. Ganz davon abgesehen, dass mit seiner Garnison eine Menge gute Leute drauf gegangen sind. Sogar eines der Schwerter ist verschwunden. Drakk wird vermisst. Und ich habe bisher nicht herausfinden können wo er steckt… stattdessen sitze ich hier und schreibe. Verdammt.

Aber ich schweife ab.
Ethorn hat jedenfalls einen mittleren Tobsuchtsanfall bekommen. Ich hab den alten Mann noch nicht so brüllen und rot vor Zorn gesehen. Wobei Khaled meinte, dass so was wohl öfter mal vorkommt. Naja… Gawaan soll jedenfalls die Burg zurückholen.

Nur wie? Ohne Armee. Die Klingen? Das sind gute Kämpfer. Aber keine Soldaten. Die Wacht ist damit beschäftigt Setarrif selbst zu sichern und zu verhindern, dass die Garde als nächstes die Stadt schleift. Und die paar Söldner werden den Krieg auch nicht für uns gewinnen.

Fakt ist: Wir brauchen Hilfe. Zumindest bis wir die Kontrolle über die Burg wiederhaben. Ohne die Burg ist es nur eine Frage der Zeit, bis Setarrif ausgeblutet ist und von Rhobar belagert wird. Sarpedon hat mich auf die Idee gebracht, mal in Schwarzwasser vorbei zu schauen. Aus Stewark hört man ja nichts mehr in der letzten Zeit. Aber die haben ja auch gut lachen auf ihrer Burg auf den Klippen. Nach Tooshoo also. Ich habe ein Pferd organisiert und mich allein auf den Weg gemacht. Weniger Aufsehen. Unterwegs hab ich dann Raad und diesen Thoke oder wie auch immer sein Name noch gleich war getroffen. Sie wollten auch dorthin, also haben wir uns den Weg geteilt.

Und man… ist Schwarzwasser eine siffige Absteige. Und ich habe schon einiges gesehen. Aber wenn ich den ganzen Tag ´n unbegrenzten Vorrat Kraut vor der Nase liegen hätte, würde ich es dort wahrscheinlich auch aushalten. Zudem geht einem da kein König Ethorn und kein Rhobar auf den Senkel. Nur irgendwelche bekifften Typen die den halben Tag mit Singen und Bäumestreicheln beschäftigt sind.

Aber was soll´s. Wir haben relativ schnell drei von denen gefunden, die da das Sagen hatten. Ornlu, Ryu – oder so ähnlich und Jarvo. Im Bericht stehen die Namen auf jeden Fall richtig. Raad und ich… oder eher nur ich habe es geschafft, die davon zu überzeugen, dass es gesünder wäre mit uns zu arbeiten, statt gegen uns. Ein bisschen „Rhobar wird euren Baum abfackeln“ hier und etwas „Ethorn ist viel netter und gesteht euch ganz sicher euren eigenen Sumpf zu“ dort… und zack… hat Ethorn so etwas wie Verbündete.

Um ehrlich zu sein: Dass sie uns eine Hilfe sind, glaube ich erst, wenn ich es sehe. Und ich hoffe wirklich, dass das Ganze die Reise wert war. Aber wenigstens habe ich jetzt genug Sumpfkraut von brauchbarer Qualität für die nächsten Wochen.


Kastell

Der Katakomben Wächter

Was ist das für ein Wesen, das wir Dämon nennen? Die Diener Beliars, Vorboten der Unterwelt, Symbole des Schreckens, Objekte der Furcht. So nennen sie vielleicht diejenigen, welche nie die Gegenwart jener Geschöpfe erlebt und nur die Geschichten, geprägt von Hass und Angst und Unwissen, aus den Mündern derer kennen, die sich den Zorn dieser unbeschreiblichen Wesen zugezogen haben. Doch ein Dämon ist viel mehr. In was für einer Welt lebt solch ein Dämon? Wie sieht es aus, was nimmt er wahr und welche Werte erkennt sein Verstand? Unbedeutend sind fleischliche Hülle und materielle Grenzen für ihn. Wertlos der Glanz von Gold und Silber. Bedeutungslos die Kriege der Menschen und nichtig ihre Sorgen. Dies ist Teil des Wissens über die Dämonen, welches die dunklen Priester Beliars ihr Eigen nennen. Wesen von unglaublicher Macht und majestätischer Größe. Aber dennoch ist ihr Handeln nie vollends erklärlich und letzten Endes wohl nur dem Fürsten der Finsternis verständlich.

Dieser Unerklärlichkeit ausgeliefert war die junge Magierin Caitlyn. In einem Kastell, dem mehr Dämonen anheim sind als Menschen, wurde sie zur vielleicht einzigen Person, der die Dämonen eine Art Abneigung entgegenbrachten. Denn so viele Dämonen auch das Kastell bewohnen, ihren Weg haben sie seit langem nicht mehr gekreuzt und die junge Magierin des Zirkels spürte eine Veränderung. So unerklärlich wie das Wesen der Dämonen selbst war sie, aber dennoch so offensichtlich, wie der Schnee auf den Gipfeln des Weißaugengebirges. Während nun der ein oder andere Priester von eben jenen Bergen oder fernen Ländern zum Kastell zurückkehrte oder die Lehrlinge ihre Zeit damit zubrachten sich an die allgegenwärtige Präsenz der Dämonen zu gewöhnen, verbrachte Caitlyn ihre Zeit damit nach dem Wissen zu suchen, welches ihr die vermeintliche Ignoranz der Dämonen erklären konnte.

Doch die unendlichen Weiten solcher Weisheiten auszuleuchten, vermag für einen Menschen ein langer Weg zu werden und kaum überraschend war das Ausbleiben der Erleuchtung. Bis ein anderer Magier die Bühne dieser Geschichte betrat und eben jenes von Caitlyn gesuchte Wissen gefunden haben wollte. Tief in den untersten Gängen des Kastells. In Mitten von tödlichen Fallen und den wieder auferstandenen Überresten derer, die jenen Fallen zum Opfer wurden, sollte ein Buch liegen. Versiegelte Weisheit an einem Ort, den Lehrlinge und junge Magier gleichermaßen meiden sollten. Gesunder Menschenverstand scheint aber an grade diesem Ort, der Beliars dunkler Sphäre am nächsten scheint, nur dünn gesät zu sein. Denn angesichts einer endlosen Suche durch Unmengen von Büchern, musste jenes Buch in den Tiefen der Katakomben wie ein Schatz für Caitlyn klingen, dessen einzige Bestimmung es war von ihr geborgen zu werden. Geführt von Evander Sanatras, der alsbald die Grenzen seiner Macht kennenlernen würde, wagten sie den Weg in die Tiefe und zwischen Kammern des Schmerzes, deren Opfer, längst verstummt, dem Schutze des Ortes gereichen, vergessenen Laboren und unbekannten Horten von Schätzen erreichten sie den Verbleib des Buches, das Licht in die Dunkelheit des Unwissens hätte bringen sollen.

Allein waren die Magier dennoch nie. Stets verfolgt vom Blick der Dämonen waren die Taten von Caitlyn und Evander alles andere als ein Rätsel und ob des Befehls dieser unmenschlichen Wächter erhoben sich die Toten, welche den Magiern bislang ihren Weg kaum zu versperren vermochten und formten eine Einheit des Todes. Eine einzige Ansammlung von Fleisch und Knochen geformt zu einem mächtigen, unsterblichen Koloss. Den Suchenden blieb kaum eine Wahl. Das Heil der Flucht war die einzige Rettung, die zu finden war, und ihres Weges in die Freiheit beraubt, wählten sie einen Kerker, der ihnen für die Nacht den erhofften Schutz vor dem Zorn dieses Wächters schenken sollte.

Statt den Schatz der Weisheit ans Licht zu bringen, waren die beiden Magier nun selbst gefangen in der Dunkelheit. So ereilte sie also die Ironie des Schicksal und genau jenes Schicksal, oder vielleicht die Hand Beliars selbst, führte einen weiteren Magier in die dunklen Kellergewölbe des Kastells. Seisuke, im Herzen immer noch ein Dieb, hatte unlängst seinen ersten Schritt getan ein wahrer Magier zu werden und einen kleinen Anteil der Macht erlangt, die der Gott der Nacht seinen Dienern zu verleihen vermag. Tage des Studiums im Zentrum von Beschwörung und Zerstörung brachte er zu, mehrte sein Verständnis über die Magie und seine eigene Macht. Bis der Zauber des Kastells auch ihm den Weg in die Gänge, vergraben unter dem Kastell, vor Augen führte. Und Neugier ist das Wesen, welches Magier und Diebe gleichermaßen teilen. Neugier, die den jungen Magier vereinnahmte und den Weg ins Ungewisse gehen ließ.

Langsam und vorsichtig, mit geschärften Sinnen und Verstand schlich der einstmalige Dieb voran und gleitet vom Schrei der Verzweiflung fand auch er den unsterblichen Wächter, der auf seine Beute wartend regungslos seine Wache hielt. Die Erkenntnis ob der gefangenen Mitbewohner zerrte auch an seinem Verstand. Wohl kein klar denkender Mensch würde sich freien Willens gegen ein solches Monster stellen und was ihn letztlich dazu bewegte mochte vielleicht sogar für den Dieb selbst unerklärlich sein. Vielleicht um die anderen Magier in seine Schuld zu stellen oder um das Maß seiner eigen Fähigkeiten zu prüfen? Was es auch war, es ließ ihn vor die Kreatur springen und schwarze Flammen werfen. Magie, die gegenüber einem solchen Wächter jedoch kaum mehr als ein Insektenstich sein musste. Die Wunden schlossen sich und mit stummer Bestimmtheit fügte der Golem aus Fleisch und Knochen ein weiteres Ziel der Liste derer hinzu, die es zu vertreiben galt.

Gewonnen hatte Seisuke nun nicht viel außer Zeit. Zeit, die Evander und Caitlyn zur Flucht gereichte und ihrem Helfer in der Not zur Hilfe kommen ließ. Welchen Sinn diese Entscheidung trug, darüber mögen in ferner Zukunft die Lehrlinge des Kastells streiten, die die Geschichten über die Schrecken der Katakomben hören würden. Denn selbst die vereinten Kräfte dieser jungen Magier vermochte dem Golem kaum zu stoppen und so verblieb einer der drei mit der Bürde, selbst die Rolle des Opfers einzunehmen. Worauf das Vertrauen Evanders begründet war ist wieder eine Frage, die zu klären wohl niemand im Stande sein wird. Er warf Caitlyn und Seisuke zur Seite, lockte den Golem in eine der vielen Kammern und spürte, die Konsequenzen seiner Rolle. Die Kraft hinter dem mächtigen Arm der Kreatur riss Evander von den Beinen. Wehrlos war er im Angesicht des gnadenlosen Wächters und sein Leben nicht viel mehr als Spielball, der zu platzen drohte.

Danken soll Evander Beliar und den Dämonen, die ihn nicht mit dem ersten Angriff sterben lassen wollten. Danken soll er den Magiern, die mit Magie und brennendem Wasser dem Golem für einen Moment haben Einhalt gebieten können. Und nie versiegen soll sein Dank, denn er und auch die anderen beiden haben den Weg vor den Altar ihres größten Meisters noch nicht beschreiten müssen. Doch das Unwissen ist geblieben. Der Schmerz und die Gefahr bedeutungslos geworden. Denn Nichts hat sich geändert. Kaum eine Frage wurde beantwortet und das Geschehen im Kastell behält seinen gewohnten Lauf. Die Dämonen bleiben Dämonen und die Magier bleiben die Menschen, ewig erstaunt ob des Wesens dieser unerklärlichen, aber majestätischen Gestalten.

(--Seisuke)

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