Erschreckendes und Erfreuliches aus ThorniaraDer Hafen von Thorniara ist, wie man selbstverständlich auf ganz Argaan weiß, ein wahres Meisterwerk myrtanischer Baukunst, einer der effektivsten Hochseehäfen in diesem Bereich der Hemisphäre – auch wenn man dies vielleicht in Setarrif leugnet – und der ganze Stolz unserer Stadt. Doch eben jener Hafen wurde vor kurzen wahrhaft in seinen Grundfesten erschüttert!
Und nein, selbstverständlich nicht von irgendwelchen ketzerischen Wassermagiern durch irgendwelche gewaltige Manipulation der Naturgewalten oder von irgendwelchen gesetzlosen Rebellen aus unserer östlichen Nachbarstadt, wie sie es durch Sabotageakte schon etliche Male versucht haben, jedes Mal aber an unserer heldenhaften Stadtwache gescheitert sind, sondern von denen, die eigentlich in unserem Hafen eine sichere Heimat finden: Von Seemännern, die in absoluter Gewissenlosigkeit und durch katastrophales Unvermögen die durchaus nicht gerade schwere Einfahrt in unseren Hafen nicht schafften.
Ich sehe schon in Setarrif die lachenden Gesichter beim Lesen dieser Zeilen. 'Ha! Die Deppen des Königs werden von ihren eigenen Leuten hintergangen!' höre ich sie in den den Spelunken dieser Stadt rufen.
Doch ihr irrt euch gewaltig: Nicht die Seefahrer an sich haben sich gegen das myrtanische Reich erhoben, sondern es gibt unter diesen hoch ehrenwerten Männern, die den Zusammenhalt unseres Reiches jeden Tag auf ein Neues durch weite Reisen fördern, die uns alle die Güter, Neuigkeiten und manchmal auf Freunde aus weit entfernten Teilen der Welt bringen; es gibt unter ihnen welche, die ihrer Zunft nicht gerecht werden und ihr Handwerk nicht beherrschen.
Ein eben solcher Seemann ist ein gewisser Sigurd Blauzahn, der sich selbst Kapitän eines Schiffes schimpft, und der es vermochte, den Hafenkai in nahezu ungebremster Fahrt zu rammen!
Ja, ihr habt richtig gelesen, werte Leserinnen und Leser! Dieser Sigurd Blauzahn wahr nicht dazu in der Lage - trotz Leuchtturms! - bei Nacht die Entfernung zur Küste richtig einzuschätzen und seine Geschwindigkeit zu drosseln. Nach Aussagen einiger Matrosen machten sie mit ihrem Schiff nahezu bis kurz vor die Küste volle Fahrt, nur um dann auf den letzten Metern verzweifelte Bremsversuche zu unternehmen. Nun ist das aber bei einem Schiff ziemlich schwierig, denn im Gegensatz zu einem Rad gibt es beim Schiff nichts, wogegen man Bremsklötze drücken könnte oder wogegen man sich stemmen könnte.
Auch Versuche, die Fahrt durch Rudern zu verzögern erwiesen sich als vollkommen unsinnig, sodass sich der so genannte Kapitän des Unglücksschiffes genötigt sah, im Hafenbecken bei voller Fahrt den Anker zu werfen.
Dieser Belastung war aber sein Schiff schlicht weg nicht gewachsen, sodass es in der Mitte zerbarst und trotzdem noch in großen Teilen mit immenser Geschwindigkeit den Kai rammte und zerstörte.
Ja, es zertrümmerte wirklich große Teile des einzigen Hochseehafens der Insel und hinterließ uns wahre Massen an Holz und sonstigen Materialien im Hafenbecken!
Glücklicherweise befand sich unter den Passagieren des Schiffes ein Novize des Ordens der Feuermagier, welche die Menschen am Hafen mittels einer imposanten Lichterscheinung warnen konnte, sodass bis auf einige Seemänner niemand verletzt oder gar getötet wurde. Über die Mannschaft kann man allerdings keine so genauen Angaben machen, denn ihr primäre Ziel direkt nach dem „Eintreffen“ im Hafen lässt sich mit einem ganz einfachen Wort beschreiben: Untertauchen.
Diese Männer waren zu feige, vor Innos zu ihrer Verantwortung für unser aller Wohl und ihr Scheitern zu stehen und verkrochen sich feige in all den undurchsichtigen Gefilden, die sich trotz massiver Bekämpfung unserer Stadtwache nicht ausräuchern lassen. Einigen wird sogar nachgesagt, sich nach Setarrif oder Stewark abgesetzt zu haben!
Doch immerhin, die Hauptverantwortlichen wie der Kapitän, der erste Maart und noch einige andere wurden gefasst, haben ein äußerst gemütliches Plätzchen in den Kellern der Bastion bekommen und harren dort jetzt ihres Urteils, dass in Kürze über die Schuldigen gesprochen werden wird. Der ein oder andere mag nun vielleicht munkeln, dass es sich bei diesen um Saboteure aus Setarrif gehandelt haben mag, welche der Miliz entgangen sind, doch ich versichere euch, solche Umtriebe konnten ihnen in keinster Art und Weise nachgewiesen werden. Es waren schlicht und ergreifend unfähige, grob fahrlässige Männer, was sie Sache keineswegs bessert.
Derzeit überwacht die Stadtwache immer noch mit letzte Aufräumarbeiten am Hafen und im Hafenbecken, die am Unglücksabend innerhalb von Minuten organisiert worden waren, und unterstützt nebenbei auch den Wiederaufbau tatkräftig, sodass der Hafen bald wieder in seiner alten Pracht erstrahlen wird und wieder der Stolz unser ganzen Stadt sein kann!
Doch dies war nicht das einzige wichtige Ereignis, das sich in Thorniara in letzter Zeit zugetragen hat. Nein, es gibt auch durchaus positive Meldungen: Die Miliz rüstet auf, wahrscheinlich um sich abermals dem niederträchtigen Verrätern in Setarrif zu in die Quere zu stellen!
Und dies gleich durch zweierlei Schritte: Zum einen hat unser Hauptmann, Flarke, einen neuen Wachtmeister ernannt, nachdem dieser Posten seit seiner eigenen Beförderung vakant gewesen war.
Lodrick heißt der neue zweite Mann der Stadtwache, ebenfalls ein Soldat vom Festland, womit man wohl die Bindung Thorniaras an das Königreich unterstreichen möchte, und ein Veteran des Krieges gegen die Orks. Wenn man den Gerüchten glauben darf, sogar ein Mann, der zur Zeiten der Besatzung des ganzen Festlands durch diese widerwärtigen Kreaturen ein Teil jener heldenhaften Rebellen war, die sich in allen Landesteilen gegen die Grünfelle zur Wehr setzten!
Wieder andere gehen sogar noch weiter: Angeblich ist der neue Unteroffizier sogar ein Anwärter im Orden der Paladine!
Darüber lassen sich allerdings absolut keine fundierten Aussagen treffen.
Sicher dagegen ist, dass er seit einiger Zeit in Thorniara ist, der Stadtwache als Schmied große Dienste erweist – ich verstehe ja nicht viel davon, aber ich habe mir sagen lassen, dass die Qualität der Waffen seit der Neuvergabe dieses Postens ziemlich gestiegen sei – und nebenbei den Rekurten den Kampf mit der Waffe näher bringt.
Zur Zeit befindet er sich in Begleitung Kerdrics, des Ausbilders der Miliz, mit etlichen tapferen Männern der Stadt, die das Waffenhandwerk erlernen wollen, um für Innos und die Gerechtigkeit zu kämpfen, außerhalb der schützenden Mauern – wie, wo und was sie dort genau machen hätte ich vielleicht sogar in Erfahrung bringen können, allerdings darf ich dies nicht und will es auch nicht, schließlich liegt mir, als bescheidener Diener Innos', nichts ferner, als die seinigen ausspionieren und die Informationen den schändlichen Verrätern in Setarrif in die Hände spielen!
Nur so viel sei gesagt: Nehmt euch in Acht vor dem Myrtanischen Reich, denn dieses wird bald mit ungekannter Schlagkraft eure Mauern niederreißen!
Gath