Schatzkästchen: Drei Zeugenberichte von den Geschehnissen um die zweite Schlacht bei der Silberseeburg
Kämpfe, Streitigkeiten, Tod und Elend haben sich von der Silberseeburg bis nach Thoriara breit gemacht. Raad, der Leiter der Akademie in Setarrif, umschreibt den Ort der Gräueltaten geradezu bezaubernd schön, um den Gegensatz zu den eigenen Handlungen aufzuzeigen. Doch lest selbst, wie Raad die Szenerie in der Büsserschlucht direkt nach der Rückeroberung der Silberseeburg durch die Setarrifer beschreibt:
Von Raad, 04.07.2012 (Originaltext)
Es war eine laue Sommernacht. Sterne funkelten am Himmel. Sanft fiel das von einem zarten Wolkenschleier verhangene Licht des Mondes gen Boden. Die Büßerschlucht wirkte, trotz der überall verstreuten Erinnerungen der gestrigen Schlacht, friedlich. Das Blut war längst getrocknet, hart und im Licht des Mondes so gewöhnlich schwarz, dass man es nicht näher beachtete.
Der Tod kam. Er kam in dieser Nacht in Gestalt des Nebels. Trieb wie eine Wolke, die vom Himmel gefallen war, vom Silbersee fort. Schwebte wie ein bleicher Schädel, der der dunklen Seite des Gleichgewichts Zeuge stand, über den Kamm hinauf zur Silberseeburg. Ergoss sich wie Wasser, geschwind und in einer Masse, die weit zu viel war, gesund zu sein, über die steinernen Mauern. Geräuschlos. Unsichtbar für den unwissenden. Bis die ersten Schreie erklangen und den Frieden des Sommers ewig für diese Nacht zerrissen.
Raad setzte den Stiefel auf den steinernen Boden des Weges hoch zur Burg. Seine Haare hingen wirr und doch gewöhnlich an seinem Kopf herab. Sein Bart, kraus in seiner Gestalt, zeugte von wenig Pflege und in seinen Augen lag ein Ausdruck von demütiger Härte. Fand er Gefallen an dem Tod auch seiner Feinde, obschon er so grausam war? Ja. Widerte die Art dieses Aktes ihn dennoch an? Ja. Frohlockte sein Herz dem Beginn dieser Schlacht entgegen? Ja.
Ein Grinsen trennte seine Lippen voneinander. Sachte glitt der Einhänder aus der Scheide auf seinem Rücken, als donnernd der Stein barste und grollend auf den Boden schlug. Sein Grinsen wurde breiter. Erwartungsvoller. Durstig. Indes legte sich ein schwarzer Schatten über seine Augen. Zu sehr der Schüler der Assassinen. Zu sehr der Mann, der als Kind zu früh die Freuden des Tötens gelernt hatte. Er war nicht hier für die Pflicht. Er war nicht hier, um die ihm unterstehenden Männer am Leben zu erhalten. Er war einer von ihnen. Zu spät gekommen, um gebunden zu sein. In dieser Nacht war er frei. Frei, zu sein, was in ihm lauerte.
Der Befehl wurde gegeben. Die Männer setzten sich in Bewegung. Keiner von ihnen brüllte den Schreien des Schmerzes aus der Burg entgegen. Nur das Donnern ihrer Schritte auf dem Boden kündete ihr Kommen. Waren sie allesamt so kalt wieder Nebel? Nur hier, um den Tod zu bringen? Jenen Menschen, von denen sie nicht wussten, ob sie es verdienten oder nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren? Spielte es jetzt noch eine Rolle?
Die Gedanken verebbten als sein Leib über die Schwelle des ehemaligen Tores sprang. Seine Klinge leuchtete im Glanz des Mondes auf und fand zu geschwind einen Zwilling auf der anderen Seite. Alle Worte wichen seinem Kopf. Das Klirren aufeinandertreffenden Stahls wurde ihm zur Musik. Der Kampf zur Meditation. Erst die Erschöpfung, der Schmerz oder der Tod würden ihn herausreißen. Doch noch war die Nacht jung. Zu jung, um ihrem Ende zu gedenken…
Vier Tage später, die Verwundeten sind versorgt, ein Trupp aus sieben wahnsinnigen Setarrifern überfällt das Lager der Streiter Innos' unweit der zuvor beschriebenen Stelle am Ausgang der Büsserschlucht. Dieses Mal spricht die andere Seite. Zeigler, ein bisher namenloses Opfer kommt zu Wort. Seinem letzten.Von
Die Stadtwache, gepostet von Yared, 08.07.2012 (Originaltext)
Gerade schrie Fillion markerschüttern und sank in sich zusammen, Blut schoss aus seinem Armstumpf auf den rothaarigen Krieger, als ein zweiter sich hinzugesellte. Dann verlief alles wie ihm Zeitraffer und ehe sich Zeigler versah stand er alleine den beiden gegenüber. Der Rothaarige Hatte Fillion den Rest gegeben irgendwo in dem Rutschigen Morast, der sich aus Blut, Schweiß und Staub gebildet hatte, musste auch Arglen liegen.
Das war sein Ende, Zeiglers Ende. Sein kurzes Leben war ...
Schon spürte er, wie die Axt in seinen Brustkorb fahren würde, doch auf einmal riss er ungläubig die Augen auf.
Hinter seinen beiden Widersachern ragte eine große Gestalt in schwerer Rüstung auf und stieß schnaufend den Rothaarigen - keiner der drei Kämpfenden hatte ihn kommen sehen - in den Dreck.
"Tronter ...", keuchte Arglen irgendwo hinter Zeigler sich am Boden windend, halb erstickt, während das letzte bisschen Leben aus ihm heraustriefte.
"Was?", fragte Zeigler leise, der keine Zeit hatte sich darüber Gedanken zu machen, wer ihm da zu Hilfe gekommen war.
Hauptsache ein Paladin!, dachte er.
Er, Zeigler kämpfte Seit an Seite mit einem Paladin.
Irrationaler Stolz brandete in ihm auf, überdeckte die Gedanken an seine beiden gerade martialisch abgeschlachteten Kumpanen.
Der Rekrut riss seinen Schild hoch und machte sich daran, ihn der sich aufrappelnden Nordmarer Söldnerseele über zu braten. Während der Paladin mit gezücktem Breitschwert auf den Axtkämpfer losging.
Etwas später kommen einige als Gardisten getarnte Setarrifer nach Thorniara und geraten gleich an eine ganz andere Art von Schlachtführung; der Papierkrieg. Dafür bildet die Akademie in Setarrif wohl nicht aus. Äusserst geschickt gelöst von Kerdic.Von
Kerdic, 14.07.2012 (Originaltext)
»… Kameraden … Silberseeburg …« Kerdric horchte auf, als er diese Worte hörte. Klang nach weiteren Soldaten, was sowohl gut als auch schlecht war. Gut, weil das wohl weitere Überlebende bedeutete, schlecht, weil damit auch mehr Arbeit für ihn einherging. Mit einem leisen Stöhnen erhob er sich und bedeutete dem Schreiberling neben sich, dasselbe zu tun. Das Chaos im Bluttal hatte es mit sich gebracht, dass keiner wusste, wie hoch die Verluste tatsächlich waren, wer tot war, wer vermisst. Aber in Zeiten wie diesen hatte die myrtanische Bürokratie, die dem Ausbilder sonst ziemlich auf die Nerven ging, auch ihre guten Seiten. Wer in die Armee aufgenommen wurde, landete in irgendwelchen Listen, diese landeten in irgendwelchen Schubladen, und wenn man sie wiederfand, konnte man theoretisch genau sagen, aus wie vielen Männern die Armee bestand und wer welche Aufgaben hatte.
»Für Innos, für den König!«, begrüßte Kerdric die handvoll Männer, die durch den Torbogen geschritten kamen. Kurz musterte er sie. Soldaten, keine seiner Rekruten. Und keine Soldaten, die er kannte. »Woher kommt ihr, zu wem gehört ihr?«, fragte er, während der Schreiberling in seinen Pergamenten blätterte. Einige Namen waren durchgestrichen – die Toten –, einige mit einem Haken versehen – die Zurückgekehrten – und einige standen einfach nur herum und warteten darauf, einer der beiden Listen zugeordnet zu werden. »Und die Namen … müssen wissen, wer gefallen ist.«
(-- Redsonja)