Posten alleine ist langweilig.
Zumindest ist das etwas, was viele relativ bald nach Eintritt ins RPG feststellen. Als Konsequenz daraus entschließt man sich, sich einer Gilde anzuschließen, hofft auf eine Neulingsorganisation, andere Spieler, die das machen, was so oft gefordert wird, auf die Neuen zugehen und so weiter.
Ich glaube, so ähnlich ging es uns allen.
Doch wie geht es dann weiter?
Man steigt in seiner Gilde auf, entwickelt seinen Charakter – zumindest manchmal – vom reinen Einzelgänger hin zu einem, der in die Gemeinschaft eingebunden ist, der die Ideale seiner Gilde teilt – und der ihre Feinde teilt.
Mit der Einbindung und den selben Feinden führt dies die meisten recht bald in ein Wort, dass für viel Aktivität im RPG sorgt: Gildenaktionen.
Man profiliert seine Gilde, zeigt wie böse die anderen sind, zeigt, warum man im Recht ist, warum man gewinnt – und vergisst genau den Grund wieder, warum man eigentlich im RPG ist: Man wollte mit anderen zusammenposten.
Natürlich, mit seinen eigenen Gildenkollegen immer, aber war das Ziel so manch einer Gildenaktion nicht eben die Interaktion zwischen den Gilden? Hatte man nicht vorher in geheimen Gremien mühsam ausgekartelt, wie ungefähr die Aktion nun ablaufen sollte, wie sie ausgehen sollte und wie man dahin kommen sollte?
Dummerweise basieren diese Konzepte eben darauf, dass man zusammenarbeitet, dass man eben mit den Charakteren der anderen Gilde zusammenkommt, damit man dann gemeinsam gegeneinander ein und das selbe Ziel verfolgen kann.
Aber da könnte sich der Andere ja wehren! Da könnte er ja eventuell meinen noch so tollen Plan etwas ins Wanken bringen, da dieser einige Schwachstellen aufweist, der ich mir sogar bewusst bin, bei denen ich aber zu faul bin, durch Nachdenken zu einer Lösung zu kommen...
Aber ich hab da so eine klasse Idee: Ich poste meinen Gegner einfach mit!
Dann ist der nämlich genau so, wie ich ihn gerade brauche: Dumm, einfältig, ziemlich schlecht, total fanatisch, das letzte Miststück... Halt so, dass genau das klappt, was ich mir so geniales ausgedacht habe. Aber er könnte ja immernoch reagierieren... Er könnte schnell noch irgendwelche NPCs erfinden, welche dann doch nicht haargenau machen, was ich brauche...
Doch auch dagegen gibt es eine Lösung: Ich poste einfach gleich alles selbst. Erledige riesige Arbeitsschritte innerhalb eines einzigen Posts, sodass ich gleich alle vor vollendete Tatsachen stelle, die dann genau so aussehen, wie ich mir das gewünscht habe.
Wunderbar, genau so klappt eine Gildenaktion genau nach meinem Strickmuster, ich darf mich, dank eigener NPCs, einmal so richtig stark fühlen und mein Charakter muss sich auch kein differenzierteres Feindbild aufbauen, da alle ja genau so waren, wie das die örtlichen Propaganda so verkündet.
Merkt man etwas? So in der Art funktioniert das RPG nicht. Der wahrscheinlich einzige Grund, warum wir ein Rollenspiel mit Posts füllen, anstatt einfach nur Bücher zu schreiben, ist doch, dass wir dies nicht alleine tun wollen, sondern mit anderen zusammen. Und damit das geht, müssen wir auch akzeptieren, dass niemand seine eigene Gilde gerne in schlechtem Licht sieht.
Jeder möchte ein Held sein, und jeder kann auch ein Held sein, solange er dies nicht auf Kosten anderer macht.
Was also tun?
Ich habe mir hier mal ein paar Gedanken gemacht.
Zum einen, ganz wichtig, ganz simpel: Monumentale Ereignisse brauchen Zeit. Da die Zeit im RPG ca. der Zeit entspricht, in der wir leben, heißt das, dass sich so etwas über Stunden hinzieht und Andere in dieser Zeit durchaus etwas davon bemerken können. Wir Schreiber bemerken das aber nur, wenn es irgendwo steht, was wiederum zur Konsequenz hat, dass sich solche Geschehnisse eben auf mehrere Post verteilen müssen. Dann sehen andere, was passiert, dann können sie reagieren und ähnliches. Und wer geschickt postet, schafft es trotzdem, dass genau das passiert, was er sich selbst überlegt hat, und nicht zwanzig Leute dazwischenfunken.
Aber es reicht nicht, solche Ereignisse aufzuspalten, damit die eigenen Leute etwas bemerken, es ist auch durchaus wichtig, solche Ereignisse mit dem Gegner zusammen auszuposten – vor allem, wenn dieser selbst eine aktive Rolle dabei spielt. Man selbst weiß in der Regel relativ wenig über das Funktionieren der anderen Gilden, solange man nicht mittels eines ZAs in diesen vertreten ist. Also sollte man es denen überlassen, die eben Teil dieser Gilde sind, ihre wichtigsten Leute aktiv zu beposten – selbst wenn es nur NPCs sind – und nicht alles mit Leuten zu besetzen, die genau das machen, was man selbst gerade möchte.
Und was macht man, wenn von den Gegner mal wieder kein Schreiber verfügbar ist, weil alle eben doch noch ein nicht digitales Leben führen?
Dann sollte man sich zumindest immer eines überlegen: Wie würde man selbst reagieren, wenn man an der Stelle des NPCs stehen würde? Non-Player-Characters sind eben Charaktere, wie man es dreht und wendet, die kreativ und logisch denken können und durchaus ein gewisses Niveau haben. Schließlich beschäftigt keine Partei auf Argaan vollkommen unfähige Kämpfer.
Aber verbiegt sich die Handlung nicht viel zu sehr, wenn man all das berücksichtigt?
Im Normalfall nicht, zumindest dann nicht, wenn die Informationen über die Planung zu allen Leuten, die sie brauchen, durchsickern – und das sind eben zumeist mehr Personen als nur der Rat, das sind die Personen, die tragende Posten im Rahmen der Aktion ausführen, dass sind die (erfahrenen) Schreiber, die mit großer Aktivität teilnehmen und ähnliches.
Wir brauchen für funktionierende Gildeninteraktion nicht mehr Planung, sondern mehr Interaktion zwischen Schreibern der unterschiedlichen Parteien und mehr Einsicht in den Plan für alle.
Ich glaube, da kann sich beinahe jeder etwas an seine eigene Nase fassen.
Gath