Der Sturm nach der Ruhe
Was ist eigentlich in der Stadt los, die sich so gerne mit ihren Goldenen Kuppeln brüstet? Nach dem das letzte Jahr dort doch eher in Müßiggang seinen Abschied nahm, kann man im neuen dergleichen kaum noch entdecken. Während die Kämpfer in der Akademie munter ihre Klingen schwingen und dabei ein Liedlein singen, die Frauen mit ihren Körben frohgemut durch die Straßen laufen und sich von den Händlern bedienen lassen oder alternativ dazu die Klingen schwingenden Männer beim selbigen vor Neid erblassen lassen, fehlt es auch in der oberen Riege kaum an Tat, die freilich auch umstritten sein will:
Wer glaubt, dass das Empfangen von Botschaften anderer hochwohlgeborener Monarchen zu den langweiligeren Pflichten der Adelsspitzen gehört, der hat freilich noch nie Ethorn VI. beim Briefe Öffnen erlebt. Mittlerweile spricht die halbe Stadt unter vorgehaltener Hand vom Mord an einem myrtanischen Gesandten. In eingeweihten Kreisen wird davon berichtet, dass Rhobar für einen Frieden die Prinzessin Setarrifs als Braut gefordert habe (und in uneingeweihten von 5.000 Tonnen Sumpfkraut, einer Büste Innos' aus purem Diamant, einer Unterhose, die nicht rosa ist, und einigen Unaussprechlichkeiten, die das Mindestalter dieser Ausgabe auf ein Maß anheben würden, das dem geneigten Leserkreis nicht gerecht würde).
Doch nicht nur in den feineren Kreisen der Stadt ist wieder das Leben zu spüren: in der allseits beliebten Sturzkampfmöve werden gesellige Lieder laut, im Hinterhof wird das Abstechen der geselligen Leute geprobt, in der Akademie scheint seit Neuestem ein kleiner Terrorkrümel sein Unwesen zu treiben und auch das Haus der Magier füllt sich mit altbekannten doch vermissten und neuen, der Kochkunst zugetanen Seelen, während in den verschlageneren Kreisen die unehrlichen Handwerke weiter geprobt und auch gemeistert werden und im Untergrund auf oder gegen einäugige Zwerge gewettet werden, die sich in der Prügelei beweisen wollen.
Auch im Hafen ist die Stimmung gut, wo weitere Vertreter der Mutter Kirche mit geheimnisvollen Missionen übers Meer zu fernen Ländern schippern.
Ebenso scheinen die bekannten Baumkuschler wieder ihr Unwesen in der Stadt und gleichermaßen mysteriöse Zauberei getrieben zu haben, wobei die uns allen wohl vertrauten Gerüchte über ihre Absichten zwar immer älter, doch wenig wahrer zu werden scheinen.
Es herrscht also ein buntes Durcheinander, bei dem man selbst kaum noch die Augen offen, die Kleider sauber und den Verstand in Ordnung halten kann oder will, während wir alle munter und vergnügt in die nächste Rauferei mit den Rotröcken zu geraten drohen, bei der uns die Hilfe eines steinalten Alchemisten mit ellenlangem Bart leider abgeht, dessen blubbernde Mixturen auch im faulsten Klappergestell noch die Kraft von zwanzig Bären weckt, während wir zu der frohen Einsicht kommen, dass eigentlich jedes andere Volk spinnt...
(-- Turang)