Bote: Ach, jetzt willst du also schon behaupten, daß die Moderation manchmal wegsehen würde? Das wird ja immer kruder!
Don-Esteban: Nein, um Beliars Willen, das will ich natürlich nicht. Das ist sogar fast schon ein Lernprozess bei mir. Früher (als das Wünschen beinahe noch geholfen hat und so weiter), als noch meditate und ich die Moderation im Rollenspiel inne hatten, hab ich immer wieder an konkreten Fällen mit ihr darüber diskutiert, was für Ausnahmen von den Regeln man denn noch zulassen könne. Ich fand immer: keine. Sonst braucht man auch die Regeln nicht. Heute muß ich sagen, man kann auch in Einzelfällen mal fünfe gerade sein lassen, solange man in der Lage ist, die Konsequenzen abzuwägen. Eine merkwürdige Aktion alleine zerstört noch nicht das Rollenspiel, nur dauerhafte Änderungen jenseits der Regeln sollten doch vermieden werden. Also auch nicht jede Idee einfach abnicken, aber auch nicht alles kategorisch ablehnen.
Bote: Das heißt also, daß du heutzutage bei Nachfragen eher mal ja sagst?
Don-Esteban: Ha! Ich werde ja gar nicht gefragt (sondern netterweise in Ruhe gelassen). Vermutlich kungeln das die Schreiber mit dem für die geplante Handlung vorgesehenem Thread zuständigen Moderator direkt aus oder schreiben einfach so drauflos und hoffen erfolgreich das Beste.
Bote: Ist das die Zukunft des Rollenspiels? Einfach drauf los schreiben?
Don-Esteban: Nein, einfach drauflos schreiben gabs nur in der chaotischen Anfangsphase, danach wurde schnell ein wenig notwendig erscheinende Bürokratie aufgebaut, um den Forenablauf in regelbare Bahnen zu lenken und das Durcheinander etwas zu entwirren, damit ja keiner einfach so drauflos schreibt. Wäre ja noch schöner! Und überhaupt, der große Ansturm, als in manchen Jahren so viel Neulingsandrang herrschte, daß fast jeden Tag neue Teilnehmeranmeldungen abgearbeitet werden mußten, gehört der Vergangenheit an. Diese Zeiten sind tatsächlich schon eine Weile vorbei und werden sicher auch nicht wieder kommen. Der ZuX hat im letzten Jahr zum Beispiel gerade einmal sechs neue Mitglieder aufgenommen (und im gleichen Jahr acht inaktive Mitglieder entlassen). Aber im Großen und Ganzen halten sich die Gilden ganz wacker. Von den „Durchgangsbahnhöfen“ früherer Jahre, als viele Neue aufgenommen wurden und auch viele wieder inaktiv wurden, hat sich das Bild gewandelt zu einem recht großen über lange Zeit aktiven Kern in jeder Gilde und relativ wenigen Neuaufnahmen.
Bote: Noch eine obligatorische Frage der Phantasielosen: Gibt es etwas, daß dich besonders stört?
Don-Esteban: Danke, daß du mich das fragst. Selbstverständlich gibt es etwas. (Nicht nur, weil perfekt langweilig wäre.) Neben den üblichen Sachen wie zu wenig Interaktion oder zu wenig Eingehen anderer auf die unmittelbaren Posts anderer im Thread gibt es da eine persönliche Sache. Ich bekomme viel zu wenig Feedback zu meinen Posts im Rollenspiel. Natürlich hätte ich wie jeder gerne einen Regen aus Blumensträußen und Büstenhaltern. (Wer will auch nicht für seine phänomenalen literarisch herausragenden Leistungen gefeiert werden?) Zur Not können wir das mit den Blumen auch weg lassen, da meine Vasenanzahl begrenzt ist. Am Rest kann ich das Aufstellen von Verschlussöffnungsrekorden üben. Wie auch immer. Vielleicht gehe ich mit meinem Zeug, das ich ins Rollenspiel schreibe, ja auch allen einfach nur auf die Nerven? Zu verschwurbelt? Unzeitgemäß? Wirres Zeug? Interessiert doch keinen? Ich weiß es nicht. Ich bekomme keinerlei öffentliches Feedback und auch nur minimales nicht öffentliches. Vermutlich findet sich fast jeder in dieser Klage wieder, wenn er diese Zeilen liest. Da rackert man sich ab, um tolle Sachen zu veröffentlichen und dann scheints keinen zu interessieren! Dabei gibt es den schönen Thread namens Schatzkästlein. (In Anlehnung an die alte RPG-Online-Zeitung „meditates Schatzkästchen“, in der sie besonders lesenswerte Geschichten aus dem Rollenspiel präsentierte.) Abgesehen davon, daß der erwähnte Thread heutzutage nur sehr selten benutzt wird, habe ich in der Vergangenheit oftmals das Gefühl gehabt, daß da oft genug Seilschaften von Postpartnern gegenseitig ihre supertollen Posts reinsetzten, um dem jeweils anderen eine Freude zu machen. Aber andererseits: Wer will schon objektiv über die Güte von Rollenspielposts richten? Auch die sind, wie so vieles, in großen Teilen Geschmackssache. Also nutzt den Thread für nach eurer Meinung großartige Posts, die ihr im Rollenspiel findet! Am liebsten natürlich für meine. Oder lest ihr die etwa gar nicht?
Bote: Vielen Dank für das Interview, das war wirklich ungeheuer eloquent.
Don-Esteban: Da kann ich nur das Selbe behaupten. Und überhaupt, jemand anders wollte es ja nicht führen. Mhm, vielleicht sollte ich auch gleich noch das Schatzkästchen hier im Boten übernehmen, damit meine Pulitzerpreis verdächtigen Geschichten endlich genug gewürdigt werden.
Bote: Jetzt ist aber genug mit dieser penetranten Selbstbeweihräucherung. Wenn der Bote ein unparteiisches Blatt wäre, würde es so etwas nicht geben. Oh …
(--Dumak)