06 Zirkel um Xardas




Im altehrwürdigen Kastell, der einzig wahren Heimat der Schwarzmagier, sind noch immer nicht wirklich viele seiner Bewohner anzutreffen. Doch sollte man sich darüber nicht ärgern, denn nun können die dienstbaren Dämonen einmal ungestört das gesamte Kastell von oben bis unten, von vorn nach hinten, von links nach rechts, von innen nach außen usw. putzen und Wienern, sodass es am Ende noch sauberer als ohnehin schon sein wird. Vom Boden essen, diesen anschließend genüsslich sauberlecken, danach den Wein direkt vom Boden schlürfen und dann noch ein Versuchsob ... äh ... einen Patienten am offenen Herzen operieren? Kein Problem dank des obersten Hygienedämons und seiner Heerscharen!

Ähem. Kommen wir zum eigentlichen Geschehen:

Unterhalb der unserem dunklen Herrn geweihten Mauern, genauer gesagt in den Katakomben, wandert Narzuhl noch immer auf der Suche nach zwei verschwundenen Orks durch die Finsternis. Mittlerweile ist er allein, nachdem Ceron ihn zum neuen Hüter gemacht hat und an die Erdoberfläche zurückgekehrt ist, froh darüber, nun nicht mehr dieses Amt bekleiden zu müssen. Hoffen wir, dass Narzuhl von der Macht des Kastellschlüssels beschützt wird und nicht vorzeitig in Beliars Reich einkehrt.

Die gesuchten Orks werden indes weiterhin in irgendeinem geheimnisvollen Raum von irgendeinem mehr oder weniger untoten (bedeutet: Hirn frisch, Körper unappetitlich) und noch geheimnisvolleren Orkschamanen unterrichtet, allem Anschein nach in Sachen Magie. Der Schamane hat dabei wohl fiese Lehrmethoden auf Lager, die bisher aber noch nicht wirklich zur Entfaltung gekommen sind.
Das eine noch lebendige Grünfell, das Gerüchten zufolge auf den Namen Tashunka hören soll, betätigt sich als gelehriger Schüler und übt fleißig den Einsatz von mächtigerer Magie, als er bislang beherrscht, wobei er noch keine echten Fortschritte gemacht. Die zwei lästigen fliegenden Skelettmagier tauchen zwischendurch gern mal auf und sägen kräftig an seinen Nerven, nur um schließlich doch noch einen nützlichen (?) Hinweis auszuspucken. So kommt es auch, dass der werte Herr Ork sich momentan daran versucht, den Geist einer Ratte zu manipulieren. Man darf gespannt sein, wie diese Tour durch die unheimlichen Gewölbe weitergeht.

In einem anderen Winkel der Katakomben gab sich Joe Black vor einer Weile ganz anderen Vergnügungen hin. Ein uralter Golem (oder waren es mehrere Golems?) konfrontierte ihn mit verschiedenen Scheinwelten (glühende Lava, eisige Schneemassen, grässliche Bäume mit aufgeknüpften, noch lebendigen Leichen, gewaltige Feuersbrünste – ein reichhaltiges Programm wurde geboten) und diskutierte in unterschiedlicher Gestalt mit ihm, um ihn so zu prüfen. Am Ende wurde Joe nicht im golem‛schen Klo heruntergespült, sondern für geeignet befunden. Geeignet wofür, das erfahren wir gleich (wir – ich bin mal wieder lustig heute, denn ich weiß es ja längst!).

Zuvor begeben wir uns noch ins Kastell. Dort tauchte vor Kurzem ein jahrelang von einem Dämon in den Katakomben gefangengehaltener Ex-Magier namens Incanus auf, fraß sich zunächst tagelang durch die endlosen Vorräte des Küchendämons und wurde einige Zeit später, selig im Refektorium schlummernd, unsanft von einem Skelett geweckt, das den ganzen Raum zu säubern hatte und dabei keinen nervigen Menschen gebrauchen konnte. Der Ex-Magier reagierte sehr unverschämt, woraufhin es schließlich zu einer Prügelei kam, die unentschieden endete.
Es folgte eine Gesprächsphase, danach orderte der neueste Kastellbewohner eine viel zu große Weinflasche, die umkippte und das gerade geputzte Refektorium fast komplett mit Wein flutete. Daraufhin prügelte das Skelett wutentbrannt auf den Störenfried ein, der das Ganze nur beenden konnte, indem er winselnd versprach, beim Aufräumen zu helfen. Anschließend ging es an die Arbeit. Inzwischen dürften die beiden den Speisesaal wieder hergerichtet haben. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht für ihr Verhalten von den Dämonen bestraft und bald im Innenhof gefunden werden. An verschiedenen Stellen im Innenhof.

Nun aber auf in den Sumpf von Tooshoo, wo sich derzeit gleich fünf Zirkelmitglieder aufhalten:

Dort wäre vor einer Weile beinahe der Konflikt eskaliert, bei dem sich die verrückten Schwarzmagier Noxus Exitus und Nicolei van Yunarik mit dem von Noxus liebevoll „Feuerwurst“ genannten Feuermagier Lopadas in der Wolle hatten.
„Beinahe“ soll heißen: Kurz bevor es so richtig Action geben konnte (mit supertollen Spezialeffekten und in brillanter Auflösung), griff Andrahir, einer der Waldläufer, ein und schickte Noxus mithilfe eines speziellen Pfeils auf eine Last-Minute-Reise ins Land der Träume. Daraufhin wollte ein anderer Wäldläufer namens Ricklen das Zeichen für einige Scharfschützen geben, doch der Druide Ornlu kam ihm zuvor und entließ aus seinem Mund eine merkwürdige Betäubungswolke, die die Situation schlagartig entschärfte. Die beiden verbliebenen Magier behaupteten sich zwar halbwegs gegen die Wirkung der Wolke, wurden jedoch von einem weiteren Sumpfbewohner endgültig ausgeschaltet, indem er ihre Köpfe aneinander schlug.
Der Hohepriester Esteban, der von der jungen Olivia aus seiner derzeitigen Behausung im Sumpf geholt worden war, erreichte den Ort des Geschehens übrigens zu spät, um noch in den Konflikt eingreifen zu können.
Die betäubten Magier wurden wenig später irgendwo in den Sumpf verfrachtet (nach Konfliktparteien getrennt), wo sie inzwischen wieder zu sich gekommen sind. Die „Feuerwurst“ hat sich – typisch Innosfanatiker – feige zurück nach Thorniara teleportiert, während im Falle der beiden Zirkelmitglieder noch nicht klar ist, ob und, wenn ja, wie sie aus dem Sumpf herausfinden werden. Beliar möge sie führen und nicht im Magen eines Sumpfhais enden lassen.

Apropos Sumpfhai: Joe Black, der sich nach der bestandenen Prüfung zwecks des weiteren Magiestudiums nach Schwarzwasser begeben hatte, lief ein paar Tage, nachdem er den beschriebenen Magierkonflikt und dessen Lösung beobachtet hatte, genau solch einem niedlichen Tierchen über den Weg, als er sich gerade frisch auf der Suche nach Esteban im Sumpf verlaufen hatte. Der Ex-Assassine ergriff wenig heldenhaft die Flucht und wäre wohl glücklich darüber gewesen, dass die Bestie sich nach einer kurzen Verfolgungsjagd ein neues Opfer gesucht hatte, hätte er nicht im letzten Moment mitbekommen, dass ausgerechnet Olivia jenes Opfer war.
Diesmal deutlich heldenhafter, beschwor er einen Golem (dieser Fähigkeit war er durch das Bestehen seiner Prüfung für würdig befunden worden), der sich auf den Sumpfhai stürzte und so Olivia ermöglichte, auf einen Baum zu flüchten. Während die beiden Wesen sich prügelten, erschienen einige Sumpfbewohner aus Schwarzwasser und deckten den Sumpfhai mit Pfeilen ein. Kurz darauf stürmte Joe, nachdem sein Golem zusammengebrochen war, auf den Sumpfhai zu und lenkte ihn dadurch ab, was der bereits erwähnte Ricklen ausnutzte und dem Monster mit einem Speer den Garaus machte.

Nach diesem aufwühlenden Kampf begaben sich die zwei Schwarzmagier zu Esteban, um sich der Magieausbildung zu widmen, wobei Olivia dies auch schon vor dem Kampf getan hatte.

Nach einigen weiteren Stunden voller Theorie über die Beschwörung von Zombies und anderen Untoten sowie einem unbeaufsichtigten Beschwörungsversuch Olivias haben sich Hohepriester und Schülerin auf den Weg zu einer untotenverseuchten Gruft mitten im Sumpf gemacht, um deren Bewohner (oder zumindest ein paar davon) zu studieren. Unterwegs sind sie auf einen grabewütigen Zombie gestoßen, den sie noch immer ganz genau beobachten, da er ein äußerst interessantes Studienobjekt sein muss.

Joe Black, der erst nach der Exkursion von seinem derzeitigen Meister in Sachen Beherrschung des dritten Magiekreises geprüft werden wird, hat seine beiden Zirkelgenossen nicht begleitet und sich stattdessen wieder allein im Wald herumgetrieben. Dabei ist er in die Fänge einer wohl einst sehr mächtigen argaanischen und seit Ewigkeiten in einem Sarkophag unter der Erde gefangenen Hexe geraten, die ihn mit halbwegs sanfter Gewalt einkassiert hat. Zu seinem Glück hat ihn die Dame bisher weder gefressen noch anderweitig vernascht, sondern verkündet, einen Auftrag für ihn zu haben, und ihm ihre Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen geführt. Nun wird sich sicher bald zeigen, worin besagter Auftrag besteht.

Wie man sieht, haben die Mitglieder des Zirkels also stets gut zu tun. Das ist auch bitter nötig, denn wie sonst soll die Menschheit eines Tages Beliars Herrlichkeit erkennen?

-- Incanus