Der große Gleichmacher (Dumak)
Schnitter, schärfe deine Sense,
Spann Gezäum dem Rosse vor.
Silbern Mondlicht wird dich leiten
Über Wälder, Berg und Moor.
Eingehüllt in Nächtens Mantel,
Weiß mit Schnee am Saum besetzt,
Diamanten gleich mit Sternen,
Ist der ganze Stoff benetzt.
Unter dir die Welt liegt stille,
Ruht in klarer Winternacht,
'S ist das Feld mit deiner Ernte;
Tu die Arbeit mit Bedacht.
Unter diesem prächtig Zelte,
Wartet eine große Schar,
Deren Hoffnung längst verlor'n ist,
Deren Leben Mühsal war.
An dem Feldrain hingesunken
Liegt ein Bündel Lumpen nur.
Da - ein schwaches Menschlein wimmert.
Weit weg führt die Wagenspur.
Über Knochen spannt die Haut sich
Und ganz leis im Fiebertraum
Ruft das Mädchen nach der Mutter.
Doch den Ton – man hört ihn kaum.
Ausgezehrtes Mädchen, höre,
Sollst vergessen deine Not
Wohin ich dich führen werde,
brauchst du niemals wieder Brot.In der festen Kemenate
Liegt der Burgherr satt und warm:
Unumschränkter Macht zum Trotze
Traf den Herrscher Krankheit Harm.
Weder Medicus noch Magier,
Priester, Heiler, Scharlatan,
Nicht Geschmeide, Gold und Reichtum
Wehrt Geschwüren ihre Bahn.
Deine Plage will ich kuren,
Sollt' sie noch so schmerzhaft sein:
Heilen wird dein langes Leiden
Prompt der Schritt an meinen Schrein.Mitten in dem wilden Kampfe
Fällt den Krieger zischend Pfeil
Weil der Schütze richtig zielte
Blieb des Streiters Herz nicht heil.
Pfeifend rasselt schwacher Atem,
Blut rinnt aus dem zitternd Mund.
Dunkler Fleck auf weißem Schneekleid
Tut des Kämpfers Wunde kund.
Laß den Odem aus dir weichen!
Nie mehr kämpfen ohne Sinn,
Nicht für Klang von leeren Worten
schenkst du mehr dein Leben hin.Ach, zerschunden ist der Körper,
angekettet an die Wand
von der Folter ganz zerstoßen
sind die Finger jeder Hand.
Für die Buhlschaft mit Dämonen
War Beweis ihr rotes Haar.
Sie gestand es unter Schmerzen:
Ja, die Klage, sie ist wahr.
Von der Welt sollst du dich lösen
Sieh: sie hat sich abgewandt.
Eh die Flammen dich verschlingen
Komm mit mir, nimm meine Hand.Schnitters Mahd fällt alle Leben,
Junge, Alte, arm und reich,
Unterschiede kennt er keine:
Im Tode sind sie alle gleich.