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03 Nordmar und Varant

VARANT

Die Trennung des Wüstenvolkes?

Al Shedim liegt ruhig da an der Südküste Varants, abgesehen von den ausgekühlten Kohlefeldern des niedergebrannten Waldes, von dessen Entzündung wir bereits in der letzten Ausgabe berichteten, scheint alles friedlich zu sein. Vielleicht sogar zu friedlich, denn derart ruhig war es in der Ruinenstadt schon seit Jahren nicht mehr gewesen.
Auf den zweiten Blick stellt man tatsächlich fest, dass die Stadt verschlafener, leerer scheint als je zuvor. Kaum ein Wassermagier tritt vor das Tor des Tempels, kaum ein Nomade lässt sich zu reger Betriebsamkeit hinreißen, wie es früher der Fall war. Und tatsächlich handelt es sich hierbei um die Ernüchterung nach der wohl beispiellosesten Trennung des Wüstenvolkes seit der Vereinigung von Wassermagiern, Nomaden und Piraten vor vier Jahren.

Es war kein Paukenschlag wie vor einem knappen Jahr, als die Menschen auszogen aus Al Shedim, weil sie sich nicht mehr sicher fühlten, weil sie keine Nahrung mehr fanden, oder als der bis dahin führende oberste Nomade Wutras abgesetzt wurde. Es waren leisere Töne, die diesmal gespielt worden waren und zu der Trennung geführt hatten – Worte der Freundschaft, Worte der Brüderlichkeit.
Es begann vor einigen Wochen, als die Segel des setarrifischen Schiffes Danea am Horizont auftauchten. Eine Delegation der Hofmagier Setarrifs von den südlichen Inseln, unter dem Banner ihres Königs Ethorn VI., legte schon bald an und wurde vom Rat des Wassers persönlich begrüßt. Die Menschen merkten sogleich, dass diese Begegnung etwas Besonderes war – in der Tat, war es doch der erste Kontakt zweier Adanoskulturen seit wirklich langer Zeit gewesen. Der Wunsch nach kulturellem Austausch brachte die Hofmagier Ethorns nach Varant, so zumindest die offizielle Aussage, doch ob das wirklich die gesamte Wahrheit war, bleibt zu bezweifeln.

Inhalte der folgenden Debatten zwischen den Gästen aus Setarrif und dem Rat des Wassers hinter verschlossenen Türen sind nicht bekannt, doch es wurde heftigst gestritten, und nach einigen Tagen reisten der oberste Wassermagier Tinquilius und der Anführer der Nomaden Al Shedims Maris (die Nomaden waren nebenbei nicht mit zu den geheimen Verhandlungen eingeladen) scheinbar demonstrativ aus Al Shedim ab, um sich angeblich einer wichtigen Mission zu widmen, und ließen die Setarrifer mit ihrem Anliegen warten.
Erst nach der Rückkehr von Tinquilius schließlich schienen endlich Resultate zu folgen, und bald schon stand fest und wurde bekanntgegeben, dass eine Gruppe bestehend aus Freiwilligen und Magiern des Wassers unter der Führung von Tinquilius und Teilen des Rates selbst mit der Danea übersetzen würde, um sich dort auf unbestimmte Zeit aufzuhalten.
Erstaunlicherweise brachen auch einige Nomaden mit ihren Brüdern, allen voran Maris, der kurz vor dieser Entscheidung erst die letzten Weihen zum Rang eines Hüters der Wüste in Empfang genommen hatte und familiäre Gründe für die Entscheidung angab.

Doch als sollte es nicht reichen, dass ein guter Teil vor allem der Führungsriege Al Shedims der Stadt den Rücken kehrte, trafen kurz vor der Abfahrt Orks aus der letzten Enklave des Festlandes, Lago, unter Führung ihres Kriegsherren Moltok ein und baten um Mitnahme vom Festland weg, da Lago angeblich von den Truppen Rhobars eingenommen worden sei, der seine Eroberung auf Varant ausweitete. In entsprechend gespannter Atmosphäre legte die Danea übervoll ab in fremde Gewässer und ließ den ernüchterten Rest zurück. Niemand weiß sicher, dass die Abenteurer um Tinquilius tatsächlich zurückkehren, was der wirkliche Grund für die Reise ist und welche Rolle sie alle dabei spielen würden.
Die Stadt des Wüstenvolkes wird nun wieder vom zurückgekehrten Wutras geführt, der mit großer Wahrscheinlichkeit entweder selbst die Ehren des obersten Nomaden erneut übernehmen oder diesen Posten an den Hüter Shakyor weitergeben wird. Der Kreis des Wassers indes wird fortan von den zurückgebliebenen Wassermagiern Riordian, Merdarion, Warus und Kuron geführt werden, auf dass der Stadt in den Ruinen des Südens ruhige Zeiten bevorstehen werden, egal ob Rhobar, der formal als Verbündeter des Wüstenvolkes zählt und sie endgültig von der assassinischen Bedrohung befreien könnte, kommen mag oder nicht. Was die Abenteurer auf der Danea hingegen erleben werden, das werden wir mit großem Interesse auch in Zukunft verfolgen.

(-- Maris)

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