DAS KASTELLWie es schon einmal warGeschichte wiederholt sich, unaufgefordert, desinteressiert an denen, die das Leid, was sie mitbringt, zu tragen haben. Geschichte variiert im Detail, das Glück erkennend, sich auf dieses konzentrieren zu können. Der Lauf bleibt unverändert, die Gestalten, die sie erblicken, sind andere.
Wie sich die Perspektive der Magier auf das Spektakel, welches sich mit spannungsgeladenen Knistern den dunklen Mauern ankündigte, änderte, erkannten einige, dass die blauen Funken, die in die Fugen des Mauerwerks flogen, ankündigten, was bereits vor vier Jahren geschehen war. Die dunklen Hallen erbebten, Putz bröckelte von der Decke und der Wanderer am Fuße des Kastellberges nahe der Wüstenstad Bakaresh wurde Zeuge eines gar seltenen Ereignisses, nun zum dritten Mal eine Konstante im Lauf der Zeit.
Das Kastell floh der Wüste, wurde von der Magie der Götter hinfort gerissen, um an einem anderen Ort erneut die Geschicke der Welt auf seine gewohnt subtile Art zu beeinflussen.
Das Symbol der Freiheit, Weisheit und Dunkelheit fand seinen neuen Sitz an der südlichsten Spitze Argaans umgeben von den schwarzen Felsen der finsteren Schluchten, dem Zeichen harrend, das ihm seinen Weg in der neuen Welt bestimmte.
Es blieb aus.
Ein alter Gesell, Hohepriester des Zirkels, Don-Esteban, war zugegen, als jene Wandlung ihren Lauf nahm. Seine Gedanken waren fragend und forderten sein Streben nach Wissen heraus, die unbekannte Welt zu erforschen und zu entdecken. Sein Weg führte ihn aus dem Kastell heraus, ein weiteres Mal, unermüdlich auf der Suche nach der Substanz der Handlung der Götter.
Ein Druide schlief an der Esche des Kastells. Gwydion war sein Name und sein Pech war, die Magie, die den Weltenbaum als Fokus für den Teleport nutzte, ihn lähmte, Stimme und Kontrolle über seinen Körper raubte.
Es war bloß eine kurze Zeit, eine entbehrliche Erfahrung, die von Nöten war, ihn sich der alten Kraft bewusst zu werden. Nichts hatte sich für ihn verändert, bloß der Boden, auf den er seine Füße setzte, als er das Kastell in Begleitung des Hohepriesters Cerons verließ.
Der Hüter des schwarzen Gemäuers erhob aus seinem Schlaf, nicht ganz Herr seiner Sinne und redete von sich als von zwei Personen. Sein Weg führt ihn auf bekannte Straße, durch bekannte Gänge, der bekannten Pflicht folgend und es scheint, als beginnen er, sich seiner Rolle zu fügen. Die Gegenwehr ist erloschen, das Interesse an dem, was er solange ignorierte, neu geweckt, als Funken aus seinen Finger sprossen und er die Magie erneut zu entdecken begann.
Eine junge Dame, Viraya, folgt ihrer Lust, wandelt durch das Kastells und verführt den Schwarzmagier Olirie zu allerlei Schabernack. Der Druide hatte auf ihr Anraten bereits der Esche die Äste zu Herzen verbogen, nun folgte ihr der Schwarzmagier und bemalte dieselbe mit roten Herzen. Selbst vor Vabun machten ihre Ideen keinen Halt, hüllten sein steinernes Grau in ein zartes Rosa, bedeckten ihn mit Farbe, ihn zu verschönern.
Hinaus vor die Tore zog es sie, dem bekannten Schwarz neuen Glanz durch Blau zu verleihe, und ließ sie Zeuge werde, die das Kastell die Farbe absorbierte. Sie legte sich in ihrer kindlichen Naivität mit einer höheren Macht an und die Strafe trug sie davon, als sie das Kastell wieder betrat.
Ihre Haare wurden blau, sie wurde dazu verdammt, die Robe, die sie Vabun aufmalte, fortan selbst zu tragen. Auch der Olirie blieb nicht verschont. Ein rotes Herz bedeckte nun seine Stirn und händeringend suchte er nach einer Möglichkeit es zu überdecken.
Viraya hingegen wurde ihm zum Verhängnis. Die unschuldig wirkende Frau gewann aus Begebenheiten, die um sie herum geschahen, ein Schlafmittel von dem Heiler Hurley noch während Olirie dabei saß und gab es ihm bei einem folgenden Besuch in den Wein.
Als jener dann zusammenbrach, raubte sie ihm seine Robe, um dem Hüter nicht von ihrer Schande bedeckt entgegen zu treten. Es nützte zwar nichts, wusste der Hüter doch bereits von ihrem vergehen, doch schien sie sich selbst so wohler zu fühlen.
Nun ist auch sie ein Teil des Zirkels, die dem Anspruch gerecht wird, die Robe von Olirie nur entliehen zu haben und sie ihm gar zurückbrachte, eine weitere Notlüge nutzend, dass sie nackt in seinem Zimmer nach der obligatorischen Prüfungsnacht des Kastells erwacht war. Sie versteht es, sich heraus zu reden, und scheint prädestiniert ein Teil des Kastells zu sein. Nur die Magie, ihr näher gebracht durch den Lehrmeister Sinistro, ist ihr noch nicht vollkommen eigen.
Wie es schon einmal war, so soll es wieder sein. Es sind ihrer Wenige, welche die dunklen Mauern mit Leben füllen, doch beständige, wie der Magier Vryce, der seine Lehre bei dem Hüter begonnen hat und sich gebannt beinahe in dem Wust der von ihm beschworenen Theorien verloren hat.
Wie es schon einmal war, so soll es wieder sein. Die freie Magie unterliegt einer ständigen Änderung, die sich langsam in dieser Welt vollzieht, bis sie mit einem Ruck den Menschen bewusst wird. Die Methoden verfeinern sich, sich zu wirken, die fortan an Gesten gebunden sein soll. Manche nutzen gar ihre Füße.
Vieles geschieht im Kastell. Werfen sie mal einen Blick hinein, sie werden staunen.
(--Ardescion)