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02 Lokalberichte



Thorniara

Eine Schlacht, an die man sich ewig erinnern wird!

Manchmal hat man es als Berichterstatter schon wirklich schwer: Wie soll ich Sie denn mit den wesentlichsten Neuigkeiten aus Thorniara, der Stadt des Königs versorgen, wenn diese doch schon bis in den letzten Winkel des Reichs vorgedrungen sind, bevor unsere Redaktion wieder etwas neues herausbringt?
Doch nichts desto trotz werde ich natürlichen von diesem Ereignis, dass sich in Windeseile in der ganzen Welt herumspricht berichten, denn vielleicht kann ich ja dem ein oder anderem Leser doch noch etwas neues erzählen, immerhin war ich quasi dabei – nicht ganz, aber fast, doch ich habe einen sehr guten Grund dafür: Die Genialität der Strategen Rhobars III!
Während ich noch vor den Mauern Setarrifs in allerhöchsten Gefahren umherstriff um zu sehen, wie weit die feigen Rebellen denn hinter ihren armseligen Stadtmauern auf den Angriff vorbereitet waren, der ihr rechtmäßiges Ende bringen würde, müssen sich hinter meinem Rücken die Soldaten des Königs schon wieder zurückgezogen haben und einen wirklich außerordentlichen Marsch begonnen haben, den ich nie für möglich gehalten hätte!
Sie haben mit einer unglaublichen Geschwindigkeit die gigantische Palisade, die sie eigens gegen diese Verräterstadt in rekordverdächtiger Zeit errichtet hatten, verlassen, sondern sind dann – vollkommen unbemerkt! - über Thorniara, wo sie etliches schweres Gerät – und es ist eine sehr, sehr große Kraft nötig, um es zu bewegen, ich habe den Rücktransport beobachtet – und eine ziemlich große Truppe samt Versorgung aus der Stadt hinaus verlagert haben, mitten hinein in die Mitte der Insel, zu einer Burg, um die seit ihrer Erbauung, blutige Schlachten geschlagen werden, die durch ihre zentrale Lage sämtliche Handelswege der Insel dominiert und mit ihnen zusammen ein riesiges Gebiet von fruchtbarem Ackerland.
Kurz – und ihr, verehrte Leserinnen und Leser, wisst es wahrscheinlich sowieso schon längst – die Burg Silbersee!
Denn da kann man Rhobar nur beipflichten: Wer das heilige Recht auf dieses Land hat, der braucht auch die Festung, die es kontrolliert!
In einem absoluten Gewaltmarsch, der mich fast bis an das Ende meiner Kräfte erschöpft hat, habe ich mich, sobald ich bemerkt hatte, dass sich die Soldaten zurückgezogen hatten, aufgemacht, um doch noch rechtzeitig vor Ort sein zu können und berichten – berichten von dem, was letztes Mal aufgrund der Niederträchtigkeit der Rebellen gescheitert war:
Dem Sturm auf diese ruhmreiche aber vormals besetzte Festung. Damals – nein, dass ist nicht das Wort, dass es richtig beschreibt, denn das erzeugt gleich das Bild, dass Thorniara lange brauchte, sich zu erholen. Nein, sagen wir besser: Vor einem halben Jahr war ein Versuch die Burg zu erstürmen an der Feigheit der Rebellen gescheitert, welche sich hinter unglaublichen Schutzvorkehrungen und hinter ihren Wällen verkrochen hatten und dann des nachts, als die Truppen schon wieder am abziehen waren, da die königlichen Strategen in ihrer Weisheit ein sinnloses Gemetzel verhindern wollten, ihnen klang heimlich in den Rücken fielen und sie so anstatt in einer offenen Schlacht in einem Hinterhalt zu Fall brachten. Allerdings schafften es die ruhmreichen Streiter Innos' sogar aus eben jeder niederträchtigen Schlacht halbwegs unbeschadet hervorzugehen, sodass sie nun, eben gerade mal ein halbes Jahr später, erneut vor den Mauern dieser Burg standen.
Und dieses Mal war alles anders, denn die paar armseligen Söldner auf den Mauern dieser Burg hatten keinerlei Verstärkung von den restlichen Rebellen, denn diese waren der Palisade, die letztendlich nur ein Ablenkungsmanöver war, genauso auf den Leim gegangen, wie ich auch. Dementsprechend stand der arme, kleine Lord Gawaan mit seinem kümmerlichen Häufchen Leuten ziemlich allein auf den Mauern und sah sich mit einem schier übermächtigem myrtanischen Heer konfrontiert, dass wirklich mit allem ausgestattet war, was ein vernünftiges Heer braucht – vielleicht außer der Reiterei, allerdings sind Pferde in der Regel auch nicht geeignet Mauern zu erstürmen. Der Anfang des Angriffs fand leider statt bevor ich vor Ort war, aber ich kann dank ein paar Gesprächen mit Soldaten und einer Inspizierung alles Gerätschaften trotz allem ziemlich genau rekonstruieren, wie er wohl verlaufen ist:
Anfangs standen die Königlichen in relativ guter Entfernung zu den Mauern – weiter, als die jämmerlichen Bögen der Rebellen schießen konnten – und schauten entspannt dabei zu, wie gigantische Katapulte mit mindestens ebenso gigantischen Felsbrocken die Mauern im wahrsten Sinne des Wortes sturmreif schossen – und ich kann sagen, verehrte Leserinnen und Leser: Die Wirkung dieser Steingeschosse war wirklich immens: Die Mauern hielten nur eine winzige Zeit diesem unglaublichen Beschuss stand, bevor sie Stück für Stück das Bröckeln anfingen – so, wie man es eben von setarrifer Bauwerken gewöhnt ist.
Sobald diese erste Phase des Fernangriffs beendet war und die Besetzter der Burg gerade ein bisschen durchschnaufen wollten, kam die nächste Runde – und zwar gleich doppelt dick: Zum einen stürmten die Soldaten Rhobars III mit Leitern vor, um die stark beschädigten Mauern zu erklimmen und wirklich auch die letzten Leute dort oben zu vertreiben – und das alles unter sehr geringen Verlusten! Wenn man da berichte vom großen Feldzug gegen die Orks hört... Die Verluste damals waren unvorstellbar viel höher! Aber andererseits: Das waren auch Orks und keine lächerlichen Rebellen.
Doch ich sprach von doppelten Prüfungen für die Soldaten auf der Mauer – und dabei hatten sie schon in der erste gnadenlos versagt: Während ein großer Teil des Heeres auf die Mauern zu stürmte und diese mittels den Leitern erklomm, brachte ein weiterer Teil des Heeres einen schweren Rammbock in Stellung und brach damit das Tor auf, dass typisch setarrifer Qualität entsprechend, nicht wirklich was aushielt und so schnell den Weg ins Burginnere freigab.
Dass es nicht viele Schläge dieses monströsen Geräts brauchte, kann ich wiederum aus eigener Erfahrung berichten, denn zu diesem Zeitpunkt befand ich mich bereits vor Ort.
Und so habe ich auch das nächste, wirklich bedeutsame Ereignis beobachten können. Keine Schlacht gegen dieses verräterische Rebellenpack ohne irgend eine heimtückische Attacke, die vielen tapferen Streitern Innos' das Leben kostet! So war es auch diesmal, denn als gerade der komplette Rest der beachtlichen Streitmacht sich aufmachte, durch das geöffnete Tor in das Innere der Burg zu stürmen um, stellte sich heraus, dass Adanos wirklich der Gott des Gleichgewichtes ist. Warum sonst würde er sich nicht im Angesicht Innos' alles überragender Stärke selbst mit seinem verhassten Bruder Beliar verbünden? Anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass just zu diesem Zeitpunkt das komplette Torhaus, dass von keinem der Steinbrocken getroffen worden war, in sich zusammenstürzte und dabei etliche tapfere Soldaten unter sich begrub.
Doch selbst solche Niedertracht und Hinterhältigkeit konnte sie nicht retten!
Die Burg war eigentlich schon ab dem Zeitpunkt gefallen, als die Streiter des Königs vor dem Tor standen, und dies zeichnete sich nun immer mehr ab, denn selbst von solcher – ja von solcher Grausamkeit unbeeindruckt stürmten sie weiter – ohne auf wirklich nennenswerten Widerstand im Burginneren zu stoßen, wo die meisten der Söldner Gawaans schon die Flucht ergriffen hatten – eben genau so, wie es ihre feigen Vorbilder aus Setarrif auch getan hätten.
Übrigens war der Lord selbst, von dem ich mir nebenbei gar nicht sicher bin, wo er eigentlich diesen doch hochangesehenen Titel her hat - wahrscheinlich sowieso entweder gekauft, vom Rebellenkönig verliehen oder durch Mord an einem ehrenwerten Vorgänger erworben – mindestens ebenso feige wie seine Männer, die diesen Titel auch nicht verdienen, denn er hatte sich aus dem Staub gemacht, als die Königstreuen schlussendlich die gefallene Burg durchkämmten, anstatt wie ein anständiger Mann seiner gerechten Strafe für Hochverrat zu begegnen!
Ich gehe stark davon aus, dass der eine oder andere unter euch, verehrte Leserinnen und Leser, schon längst von diesen Geschehnissen gehört hatte, aber bin doch zuversichtlich, dass ihr dies nicht in solcher Detailtiefe getan habt, wie ich es euch nun ermöglicht habe.
Doch eine Frage bleibt: Was werden die Folgen dieser denkwürden Schlacht sein – selbstverständlich außer dass unzählige Barden ihre Heldenlieder über dieses Ereignis und die tapferen Soldaten, die es ermöglichten singen werden. Zum einen stärkt diese neu eroberte Festung, der Wiederaufbau mit myrtanischer Qualität schon begonnen hat, die Machtposition König Rhobars III auf Argaan immens stärken, wenn auch noch immer nicht die Macht einräumen, die ihm zusteht. Zum anderen werden die Setarrifer jetzt ziemlich eingekesselt sein, denn ohne vernünftigen Überseehafen haben sie jetzt quasi keine Chance mehr, noch mit irgendjemandem wirklich Handel zu treiben. Und schlussendlich wird sich auch der Baron von Stewark endlich Gedanken machen müssen, dass auch eine uneinnehmbare Festung nicht davor schützen kann, den rechten Weg zu beschreiten, da man sich auch in ihr nicht mehr verkriechen kann, wenn das ganze Land drumherum Flagge zeigt.
Wie dürfen also weiterhin gespannt sein, was sich die genialen Strategen des Königs noch alles ausdenken werden, damit die Insel endlich wieder durchwegs in der Farbe erstrahlt, die sie von Anfang an getragen hat: Rot, die Farbe des Königreichs Myrtana, die Farbe Innos'!

Gath




Tooshoo

Alltäglichkeiten im Sumpf

- Boah, was für ein Mistwetter da draußen. Der Monat gefällt mir nicht.

Du beklagst dich über das Wetter? Dabei bist du mehr als den halben Tag hier drin und lässt dir das Bier schmecken.

- Wer will das zu der Jahreszeit nicht?

Keiner, aber es gibt Leute mit Beschäftigung. Dieser Trupp zum Beispiel, die einige Stege in Schwarzwasser repariert haben. Das sind fleißige Leute. Dieser ... Raminus, dieser Holzfällermann ... von dem hört und sieht man derzeit viel. Ich hörte er verstehe sein Handwerk prächtig.

-Dann weiß ich wen ich ansprechen muss, wenn ich Bretter für meinen Verschlag brauche. Aber hast du auch das aus Tooshoo gehört? Ich hab von einem Bekannten gehört, dessen Bruder als Wache dort arbeitet, das diese Bestie, die gefangen genommen wurde ... du kennst es doch oder? ... naja, auf jeden Fall hat sich herrausgestellt, das es gar kein Untier ist, sondern ein Mensch. Ein gewöhnlicher Mensch, der nun in einem Käfig im Baum sitzt. Sogar einen Namen ... äh ... Griffin, oder so.

Wenn es aber ein Mensch ist, wieso hat er so für Trubel gesorgt? Man braucht doch einen Grund warum man jemanden ein „Tier“ nennt.

-Was fragst du mich? Wir sind im verdammten Sumpf, man. Hier ist schon das Merkwürdigste geschehen. Da ist diese Situation auch nichts Neues. Wir werden wohl bald erfahren, was es damit auf sich hat. Dann ist da noch dieser Bettler. Ich hab gehört, der soll sich im Sumpf rumgetrieben haben und ist dann mit einer Orkwaffe zurückgekommen. B ... irgendwas ... ah ja Balthur, so wurde er genannt. Man sagt er hätte da draußen was von Interesse gefunden, irgend einen Händler, die überfallen wurden. Gemeuchelt von den Grünfellen.

Was du so hörst. Alles nur Ammenmärchen. Diesen Kerl kenn ich nicht und ich kenn viele hier. Da hat einer mal wieder einen über den Durst getrunken. Viel interessanter ist doch der Besuch von außerhalb. Diese Männer aus Setarrif, die schnurstracks zum Baum gingen und dann mit dem Boss reden wollten. Sahen wie ausgebildete Kriger von Ethorns Armee aus.

-Welche aus Setarrif? Von König Ethorn? Was wollen die wohl ...

Bin ich ne Wache? Anscheinend wollen sie was bereden. Du. Da liegt was in der Luft, das kann ich spüren. Da rollt was an und das könnte uns gefallen oder nicht. Vielleicht wollen die uns auf den ihrer Seite sehen und buhlen jetzt um uns, oder son Quatsch. Was weiß ich. Das werden wir sehen.

-Hier liegt vieles in der Luft und das immer wieder. Übrigens hat sich Irgendwer, kurz nach der Ankunft der Herren aus der Stadt, im Garten rumgetrieben, da wo dieser Gärtner wohnt und haben sich da an Pflanzen ausgelassen. Vielleicht haben sie ja nach Sumpfkraut da gesucht ohne bei der Plantage rumschnüffeln zu müssen.

Da sind doch zu viele Schläger, die dir ans Leder gehen. Da ists hier doch viel gemütlicher. Lass uns nicht weiter darüber reden. Das ist passiert und Neues liegt vor uns. Prost!

Sennahoj

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