02 Königreich Argaan


Kneipengespräche


“Wenn ich’s euch doch sage: Ein Ork! Ein richtiger echter großer Ork. Hier in Setarrif!” Ein halbleerer Bierhumpen wurde krachend auf der massiven Tischplatte abgestellt. “Was der hier macht? Keine Ahnung. Ist mit dem Akademieleiter gekommen und dem ehemaligen Hauptmann und wurde zur Akademie gebracht. Natürlich sind die beiden wieder da, ich hab’s doch selbst gesehen. Die Beiden und den Ork. Was? Ihr glaubt mir nicht? Von wegen betrunken. Du hast’s grade nötig Jack. Wer wurde denn von seiner Alten rausgeschmissen, weil er ständig blau war? Na also, jetzt bist du still. Aber mit euch muss ich mich nicht abgeben. Da vorn hat sich grade der Tom nen Tisch gesucht. Mit dem kann man wenigstens vernünftig reden.

Na Tom, alter Junge. Lange nicht mehr gesehen. Wo hast du dich denn rumgetrieben?”

“Ich war bei der Silberseeburg, während du hier Sarpedon das Bier weggesoffen hast. Was ich dort wollte? Hast du die Aushänge nicht gelesen? Dort gab’s gute Arbeit für starke Arme und gutes Geld für gute Arbeiter. War ne ziemliche Schinderei, aber hat sich gelohnt.” In langen genüsslichen Zügen floss das Bier die Toms Kehle hinunter. “Ham Bäume gefällt und ein ordentliches Tor in die Schlucht gesetzt. War wirklich kein Zuckerschlecken. Der größte Balken brachte es locker auf zwanzig Mannslängen, da kannst du dir überlegen, was der gewogen hat. Und hier in der Stadt? Wird nicht viel verpasst haben, oder?”

“Würd ich so nicht sagen. Habs grad den Eseln da drüber schon erzählt. Der Akademieleiter und dieser rothaarige Tischler aus Nordmar, der alte Hauptmann, sind wieder da und haben, ohne Scheiss Tom, eine Ork mitgebracht. Würde ja gern wissen, was der König zu der ganzen Sache sagt. Aber aus dem Palast erfährt man ja nichts. Und sonst? Lass mich mal überlegen.”

Ein kurzer Ruf von Tom und bald stand ein neues Bier auf dem Tisch. “Hilft dir vielleicht beim überlegen.”

“Ich wusste doch, dass man sich mit dir unterhalten kann. Auf dein Wohl! Ich kann dir noch ein paar Sachen erzählen. Kürzlich war ein Schwarzer hier. Nein, nicht so wie dieser Gorn, von dem man sich verschiedene Geschichten erzählt. Einer aus dem Kastell, da bin ich mir sicher. Ist hier rumgeschlichen und beim Schmied gewesen. Ich hab ihn auch einmal auf dem Friedhof gesehen. Will gar nicht wissen was er dort gemacht hat, wo doch mein lieber Onkel dort begraben liegt. Hoffentlich liegt er noch! Denen aus dem Kastell hab ich ja noch nie über den Weg getraut. Und wenig später war er weg und der Schmied auch. Aber einer der Jäger will im Wald draußen laute Hammerschläge gehört und Spuren von Wagen und Ochsen gesehen haben. Alles sehr dubios. Na wenigstens ist der Schmied wieder zurück.”

Ein weiterer tiefer Zug aus dem Humpen sorgte für eine kurze Pause. Nachdem die Schaureste ihren Weg an den rechten Ärmel gefunden hatten, ging es weiter:
“Sonst hab ich hier auch einige gesehen, die hier nicht hingehören. Kürzlich war so ne reiche Göre hier. Hat die feine Kutsche vor der Taverne geparkt und ne Handvoll Leibwächter dabeigehabt, die jeden blöd angemacht haben, der das Weib mal zu lange angeschaut hat. Und schlecht anzusehen war sie ja nicht. Die Göre ist dann mit so nem eigenartigen Typen verschwunden, keine Ahnung wo die mit ihrer Kutsche hin ist. Außerdem halten die hier zurzeit nen Feuermagier gefangen. Scheint ein großes Tier zu sein. Bin mal gespannt, wie lange sie den noch hier behalten. Und dann war da noch so ein Typ, der war vollkommen durch den Wind. Der wäre doch glatt ins Meer gelaufen, wenn Sarpedon ihn nicht aufgehalten hätte. Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht!”

Der leere Humpen knallte ein letztes mal auf den Tisch.
“So, jetzt muss ich aber los. Nicht das meine Alte noch aufmuckt, so wie beim Jack, dem Esel. Machs gut, Tom. Können uns gern wieder mal unterhalten. Mit dir kann man ja wenigstens reden. Ach ja, mir fällt grad noch was ein. Wenn du wieder Arbeit suchst, dann geh mal zur Arena. Dort wird seit ein paar Tagen gebaut. Das wär doch vielleicht was für dich!”

(-- Adson Muller)