02 Königreich Argaan



Von friedlichen Zeiten - Aus den Tagebüchern einer Setarriferin

Man möchte kaum glauben, dass wir uns wirklich im Krieg befinden. Die meisten Bürger der Stadt hegen größere Sorgen, sich vor dem Wind zu schützen, als dass sie sich vor dem Feind vom Festland fürchten, den sie in weiter Ferne glauben. Die kleinen Sorgen des Alltags regieren das Treiben der Stadt, während die Oberen erstaunlich still sind. Je später der Abend wird, desto öfter wird in der Möwe gemunkelt, dass man vom Leiter der Akademie nichts hört, weil er sich etwas Ernstes eingefangen habe, die Klingen erwähnen dann gerne auch diesen Ork, den sie so gerne „sein neues Haustier“ nennen. Und manchmal, wenn ein paar von denen wieder viel zu tief ins Glas geschaut haben, dann erzählen sie auch gerne ein paar Schauermärchen, dass diese alte Hexe ihn vergiftet habe oder ihn gar eingefroren hat. Abergläubisches Volk, das sieht, wie ein Mann von Rang eine Magierin besucht – da kann doch nur verrücktes Gewäsch entstehen.

In der Akademie an sich geht aber alles seinen geregelten Gang – bis jetzt hat noch keiner die Kontrolle darüber an sich gerafft, wie es die Klingen immer prophezeien, wenn sie einmal in Fahrt gekommen sind. Die meisten trainieren eben vor sich hin, wie dieser Zwerg, den sie seit ein paar Monaten dabei haben, ich kann mir seinen Namen nie merken. In jedem Fall scheint der nun ganz eifrig dabei zu sein, zu trainieren, wie man Andere verprügelt. In der Hinsicht soll er ja ohnehin schon einiges auf dem Kerbholz haben, wenn er jetzt noch bei diesem Wendel Thoke trainiert, will ich ihm wirklich nicht mehr im Mondschein begegnen.

Es gibt aber auch noch ganz anderes seltsames Volk, dass ganz eifrig hier in den Straßen für irgendwas zu üben scheint: die alte Estefania – unheimliches Frauenzimmer, die war mir noch nie geheuer– scheint wieder mal jemanden gefunden zu haben, dem sie ihre Seltsamkeiten beibringen kann, einen Fremden, der mir genau so wenig behagt. Ich frage mich wirklich, was da am Ende rauskommen wird...

Und dann ist da auch noch dieses junge Mädel – Madlen heißt sie, glaube ich – wieder aufgetaucht. Nicht einmal verheiratet, wenn die Leute recht haben, und trotzdem schwanger. Die hat wohl zu viel Zeit mit Redsonja verbracht, Beliar weiß, wo die sich schon wieder herumtreibt.

Mit denen wird’s doch samt und sonders böse enden, das weiß ich heute schon. Zum Glück sind die meisten noch bei klarem Verstand und nicht wie diese paar Gestalten...


(Turang)