Es ist still geworden im altehrwürdigen Kastell, welches da einsam aber majestätisch auf dem südlichsten Zipfel Argaans über den Wellen thront. So soll es doch in diesem Monat Tage gegeben haben, an denen nichts, außer dem klagenden Kreischen der Möwen zu hören gewesen war.
Dennoch versteckt sich Leben in den alten Mauern. Der Hüter Ceron, wie es seine Pflicht ist, genießt ein paar ruhige Tage auf dem Felsen und wacht über alles was da kreucht und fleucht. Bei ihm ist seine Liebste Angelina del Rio. Zusammen betrachten sie mit elterlichem Stolz aber wohl auch einem Tropfen Wehmut, wie der Nachwuchs flügge wird. Für alle Eltern kommt einmal der Tag, an dem die Kleinen erwachsen werden und den Weg in ihr eigenes Leben einschlagen. Und dies tat ihr Sprössling jüngst. Ihre Tochter Jil hat das Kastell verlassen, um in das Unbekannte zu ziehen und herauszufinden wohin sie gehört.
Warum jedoch, ist das Haus der Schwarzmagier so still, man möchte fast sagen leer?
Dafür gibt es einen guten Grund: Einen Grund, der das immer weiter erstarkende Reich Rhobars IV. bis ins Mark erschüttern sollte. Der die innosgläubigen Bewohner das Fürchten lehren wird.
Der Zirkel um Xardas hat seine, ihm so häufig nachgesagte, außenpolitische Isolation aufgegeben. Viel mehr hat sich der Kurs des Zirkels ins Gegenteil gedreht. Überall, wo man auch in dieser schönen Welt hinsieht, sind die Schwarzkutten zu finden. An jedem aktuellen politischen Brennpunkt schiebt der Dunkle Gott langsam und fast unmerklich seine knochigen Finger ins Geschehen.
Die passiven Tage sind vorbei. Die Gegenoffensive zur myrtanischen Expansionspolitik hat begonnen.
Als erstes, direkt vor den Mauern des Zirkelquartiers. Hier kehrte Narzuhl aus dem westlichen Argaan zurück. Doch der Hohepriester durchschritt die Pforte des vertrauten Gemäuers nicht allein. Er wurde begleitet von zwei Orks des Karrek-Stammes. Tashunka und Proya Anout sind Orkschamanen, von ihrem Hochschamanen ausgesandt mehr über ihre Wurzeln herauszufinden. Wo ginge das besser als in der magischen Bibliothek des Kastells? Hier haben die Orks nun die Möglichkeit, mehr über SIE, die Dämonin die der Stamm verehrt, herauszufinden. Narzuhl sorgt also durch die großzügige Einladung in den Zirkelsitz für eine Annäherung. Es wird sich zeigen müssen, in wie weit die Hilfeleistungen die Verbindung der Gruppierungen beeinflussen werden.
Lediglich die kastelleigenen Dämonen stehen einem positiven Ergebnis noch im Wege. Zu tief scheinen bei Beliars Kreaturen noch die schlechten Erfahrungen des „großen Orkbesuchs“ auf Khorinis zu sitzen. Damals griffen die Grünhäute das Kastell an. Auch wenn es den Beliartreuen damals gelang den Angriff zurück zuschlagen, so ist dieser Überfall dennoch in den magischen Kristallspeichern der Blöcke, aus denen das Kastell errichtet wurde, gespeichert. Die Dämonen sind nicht gut auf die Besucher zu sprechen. Doch da die beiden Schamanen ihren Tribut an den Vabun entrichtet haben, werden auch sie von den Regeln des Kastells geschützt und müssen sich lediglich die Sprüche des dämonischen Personals gefallen lassen.
Auch im Weißaugengebirge brodelt das Blut. In diesem speziellen Fall war es das Blut eines gefallenen Trolls. Noxus Exitus ist nach seiner erreichten Priesterschaft zu dem Kadaver zurückgekehrt, um Beliar ein angemessenes Opfer zu bringen. (Was blieb ihm auch anderes übrig, da er aufgrund seiner temporären Bannung immer noch keinen Fuß in das Kastell setzten darf…?)
Dort trifft er auf einen alten, aber seinen Plänen zugeneigten Mann, den er sogleich für seine Zwecke einspannt. Dieser Skadu hilft Noxus pflichtbewusst bei den Vorbereitungen für das Ritual zu Beliars Ehren. In einem dramatischen Schauspiel brennt sich der Priester mit der Schattenflamme, gestärkt im Geiste durch den Wahnsinn, die Maske des Schläfers auf den Rücken.
Geschwächt bricht Noxus danach zusammen. Jedoch braucht er sich keine Sorgen um die Konservierung seiner Narben machen, da Skadu sie gut ausräuchert und Wacht hält über den stigmatisierten Priester, ohne überhaupt zu wissen, wen er da vor sich hatte. Hätte er anders gehandelt, wenn er es gewusst hätte?
Doch nach dem Ritual, als Noxus dabei ist wieder zu Kräften zu kommen, da geschieht etwas seltsamen in der Dunkelheit der Höhle… Eine einfache Frage des alten Mannes lässt den sonst so wahnsinnigen Magus sprudeln wie ein angestochenes Fass. Er erzählt dem Fremden viel von seiner Vergangenheit aber auch von seinen Plänen für die Zukunft. Von einem Blutorden ist die Rede. Eine weitere Bedrohung für die befriedete, innoshörige Welt? Sicherlich… Der Orden wächst…
In Setarrif geschehen ebenfalls Dinge, die von der Gefolgschaft Rhobars auch nicht lange unbeachtet bleiben sollten. Don Esteban und die aufstrebende Magierin Azshera zogen aus, um den Zirkel ins Gedächtnis des Königreich Argaan zu bringen.
Die junge Azshera soll in der Hauptstadt des Inselkönigreiches als Botschafterin eingeführt werden. Um jedoch eine Audienz beim launischen König Ethorn zu bekommen ist es vorher nötig, einige Hürden zu nehmen. Diese stellt aber keine Herausforderung für das langjährige Zirkelmitglied Esteban dar, der den einen oder anderen alten Bekannten, wie den Magier Myxir oder Taeris trifft und sorgsam sein Netz spannt, dass den Wunsch nach einem Treffen mit dem König bis in die höchsten Kreise leitet. Dennoch dauert die Ausführung dieses Antrags einige Tage, die sich aber die angehende Botschafterin mit Studien zur Wassermagie vertreibt, während Esteban ausgiebig die Stadt erkundet. Dank unseres Hohepriesters kennt der geneigte Leser Setarrif nun wie seine Westentasche. Überraschend wie schön doch die schwer gebeutelte Stadt an der Ostküste der Insel ist. Voller architektonischer Wunder und einer alten, beeindruckenden Geschichte.
Am Ende sollte es den beiden Reisenden aber nicht verwehrt bleiben vom Hauptmann der Schwerter Taeris in den Thronsaal geführt zu werden. Hier werden Esteban und Azshera von seiner Majestät persönlich empfangen und bekommen die Möglichkeit ihr Anliegen vorzutragen. Mit ungewöhnlich blumigen Worten wird ein umfangreicher Vertrag über die Einrichtung einer Botschaft in Setarrif überreicht. Ob der König dieses großzügige Angebot annehmen wird ist ungewiss, da nicht einmal seine engsten Berater ihn noch einschätzen können.
Wäre eine Zusammenarbeit, in Anbetracht auf die starke Bedrohung aus dem Nordwesten, für beide Seiten nicht aber sehr vorteilhaft?
Während in Setarrif vorsichtig versucht wird Verbindungen aufzubauen, sind der Hohepriester Ardescion, der ehemalige Assassine Joe Black und die angehende Magierin Olivia Rabenweil damit beschäftigt Thorniara ins Chaos zu stürzen. Nach einer ereignisreichen Reise über Bakaresh war die kleine Reisegruppe mit falscher Identität im thorniarischen Hafen angekommen. Damit jedoch die Wache der Stadt keinen Verdacht schöpft, wurde schon im Vorfeld dafür gesorgt, dass das in Thorniara ansässige Handelshaus Rabenweil für die passende Deckung sorgt, indem es die Schwarzmagier als fernreisende Händler in die Stadt einlud. Bei den Rabenweils fanden die Magier auch Unterschlupf. Doch es scheint nicht alles Gold zu sein was glänzt. Obwohl besonders dem Hohepriester ein fürstlicher Empfang bereitet wird, so ist doch schnell klar, dass es innerhalb der Familie Rabenweil gewisse Spannungen gibt. Diese zeigen sich bereits nach kurzer Zeit deutlich im Arbeitszimmer von Kajetan Rabenweil, dem Hausherren, als Ardescion ungefragt in ein Gespräch mit seiner Tochter hereinplatzt. Auf seine suggestive Art hat der wortgewandte Hohepriester den varantischen Händler schnell in ein Gespräch gedrängt, in dem es ratsamer ist die Wahrheit zu sagen. So berichtet der Handelsherr über seine Sorge, dass die bis dahin äußerst undurchsichtigen Pläne der Schwarzmagier die Stadt ins Chaos zu stürzen, seine Familie und auch seine Geschäfte in Gefahr bringen könnten. Solche weltlichen Sorgen in den Ohren eines Hohepriesters des Beliars stoßen auf kein Verständnis. Hier prallen die irdisch gebundenen Ansichten des Bürgerlichen auf die von allem weltlichen losgelösten Ansichten eines Hohepriesters.
Olivia muss hierbei erkennen, dass man sich nur einem verschreiben kann. Der Welt oder dem Gott…
Da ihr diese Entscheidung aber zu schwer fällt, flüchtet das junge Mädchen aus ihrem Elternhaus und sucht den alten Fischer Peer im Hafenviertel auf. Hier trifft sie seinen Gehilfen, den Fischer und Wachmann Vielor wieder, den sie in Vengard kennen und schätzen gelernt hatte. Die drei verbringen einen wunderbaren Abend zusammen, bei bestem Essen wo sie ihre Sorgen für eine Zeit vergessen kann. Doch der Zwist zwischen den Zielen ihres Vaters und denen des Hohepriesters lastet schwer auf dem Mädchen und sie entscheidet sich, inspiriert von Vielors Freundlichkeit, für eine dritte Option: Die Liebe. Olivia verabschiedet sich mit einem Kuss von Vielor, ohne zu wissen, dass Ihr Meister Joe Black sie beobachtet. Ihr Entschwinden war ihm nicht entgangen. Da er die Mission seines erwählten Hohepriesters in Gefahr sieht, beschließt der ehemalige Assassine der Sache auf den Grund zu gehen, um mögliche Gefahrenquellen unschädlich zu machen. Am nächsten Tag fängt er mit einer Täuschung den alten Fischer Peer ab, um ihn in eine tödliche Falle zu locken. Der gutmütige Mann lässt sich von Black blenden und bezahlt mit dem Leben dafür. Neue Erkenntnisse bekommt Black jedoch nicht, der Fischer war ahnungslos. So schwimmt am nächsten Morgen eine geschundene Leiche im Hafenbecken, die den Verdacht erweckt, dass sich dunkle Mächte in der Stadt befinden könnten.
Inwiefern sich dieser Umstand noch auf die Aktionen der Zirkelmitglieder auswirken wird, bleibt offen.
Doch anstatt nun endlich damit anfangen zu können, die Stadt mit einer verdorbenen Substanz ins Unglück zu stürzen, stellen sich im Haus Rabenweil den Zirkelmagiern neue Probleme in den Weg. Olivias Mutter hat sich in ihrer dunkelsten Stunde auf dem Sterbebett Innos zugewandt.
Es liegt nun in den Händen des Hohepriesters. Kann der Fanatismus von Tekla Rabenweil ihre Mission noch zum Scheitern bringen oder wird diese Szene im Haus der Rabenweils im Reichenviertel absolut unbemerkt bleiben?
Auch an fremden Landstrichen, fern ab von allem politischen Handeln, spielen sich dramatische, familiäre Geschichten ab. Viraya und ihr bester Freund olirie machen sich auf, um ein paar offene Rechnungen in Virayas Heimat in Gorthar zu begleichen.
Ihr Weg führt sie über Setarrif, wo sie unerwartet auf Virayas Bruder Laen, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte, treffen. Er eröffnet ihr, dass er sie gesucht hat und sie mit zurück in die Heimat nehmen möchte. So beschließen sie ein kleines Schiff nach Thorniara zu nehmen. Damit jedoch olirie in der Stadt des erklärten Feindes Beliars nicht erkannt wird, muss er sich verkleiden. Zuerst in eine zu enge Lederhose gepresst, wechselt der Magier dann jedoch zu Frauenkleidern und einer blauen Perücke. So verkleidet, erreichen sie, nach einem kurzen Aufenthalt in Thorniara, Gorthar und die Stadt Quasar. Zwischenzeitlich haben sich ihnen noch Aaron und Rafik angeschlossen.
In Quasar stellt sich schnell heraus, dass die Geschwister bereits von den Eltern erwartet werden. Besonders Viraya vermutet nichts Gutes dahinter und wittert eine Falle. Was führt die recht einflussreiche Familie im Schilde? Wollen sie die Tochter wirklich beseitigen? Die Gruppe, ohne Aaron, macht sich auf den Weg zum Elternhaus. Hier soll ein Gespräch gesucht werden, doch dieses steht bereits von Anfang an unter keinem guten Stern. Schnell baut sich eine bedrohliche Stimmung auf. Geheimnisse der Familie kommen auf den Tisch, die den Bruder seine Beherrschung kostet. Er kann und will nicht verstehen, dass ihm sein ganzes Leben nur etwas vorgegaukelt wurde. Viraya und er sind nicht einmal verwandt und wurden von der Familie nur als keine Fragen stellenden Instrumente herangezogen. Das Gespräch eskaliert und es kommt zum Kampf zwischen Laen und einem der familieneigenen Söldner. Hilflos muss Viraya mit ansehen, wie ihr geliebter Bruder unterliegt und auf Befehl der Eltern kaltblütig hingerichtet wird. Die Magierin verliert daraufhin die Beherrschung und verbrennt sie zu Asche. olirie und Rafik können nur noch die Trümmer betrachten. Zusammen beschließen sie zu fliehen. Kaum stürmen sie aus dem Haus, treffen sie auf Aaron, der ihnen den Rücken freigehalten hatte. Alles was sie aus dem Haus noch bergen ist, ist die Leiche Laens als Zombie.
Um einen Abschluss unter die Ereignisse zu setzen, wagt die trauernde Viraya ein letztes Gespräch mit ihrem Bruder. Olirie, der als Sprachrohr fungiert, ermöglicht ein klärendes Gespräch mit Laens Geist. Um ihm die ewige Ruhe zu ermöglichen übergeben sie seinen Leichnam den Flammen und somit Beliar.
Bei der Betrachtung dieses Monats lässt sich nur einen Schluss ziehen: Der Zirkel hat Hummeln im Hintern oder ist es das langsam besser werdende Wetter, dass die Schwarzmagier aus dem Schatten treibt?
Die Beliaranhänger mischen im Weltgeschehen mit. Wir bleiben gespannt wohin dies führen wird.
Wird die Insel im Chaos versinken, sowie es ihrem Herren gefallen würde, werden bald Heerscharen von Dämonen frei durch die Städte Argaans wandeln? Beteiligen sie sich an der Befreiung des Inselkönigreichs? Oder können die dunklen Gesellen von den Innoslern aufgehalten werden und lassen sich zurückdrängen in ihr altes Gemäuer, wo sie sich so lange Zeit friedlich ihren Studien hingaben?
Es bleibt abzuwarten.
i. V. Olivia Rabenweil