Genug von Leuten, deren Namen vielleicht nicht jedem sofort ins Auge springen, weil sie eher zu den unauffälligen Typen gehören? Dann ist das heutige Interview das Richtige für euch. Mit Taeris in der heutigen Ausgabe haben wir ein weiteres echtes Urgestein ins Rampenlicht gezerrt und interviewt. Seit vielen Jahren ist er Mitglied des Neuen Lagers, der Gilde Lees, der Nordmarer und nun des Königreichs Argaan hat er schon viele Veränderungen kommen und wieder gehen sehen. Und einige davon selbst gestaltet.
Bote: Kannst du dich noch erinnern, wie du ins Rollenspiel gekommen bist? War das der klassische Weg Vieler, also zuerst ein Gothic-Spiel gespielt, dann ins WoG-Forum gekommen, dann das Foren-RPG entdeckt?
Taeris: Hm.... kennst du das, wenn Dinge sich so lange her anfühlen, dass das ebensogut einem anderen hätte passiert sein können oder dass man das irgendwo gelesen hat oder sowas? Na gut.. du bist eh etwas älter als ich.
Ich habe damals eben nach irgendwas gesucht, nachdem ich Gothic (1!) gespielt hatte und bin eben auf das Forum gestoßen. Aus Langeweile habe ich auf Rollenspiel geklickt… und bin in einem Story-Thread hängen geblieben. Irgendwas mit riesengroßen Monstern in Gorthar. Wahnsinnig episch alles. Genau das, was mir im Spiel gefehlt hat. Und dann habe ich noch ne ganze Zeit lang nur gelesen. Und gelesen. Und gelesen. Und dann wollte ich eben mitmachen. Habe einfach einen Vorstellungspost geschrieben, mir in 10 Minuten meinen unglaublich tiefgängigen Char ausgedacht... und jo. 10 Jahre. Und das ging Einigen so. Zumindest aus den unmittelbar folgenden Jahrgängen und meinem RPG-"Freundeskreis" waren es einige, die so zum Forum gefunden haben und so angefangen haben. Auch das viele Lesen vorher, ohne selber mitzuschreiben hab ich schon öfter gehört.
Bote: Ja, über zehn Jahre seitdem ... ich beobachte auch immer irgendwelche "Gäste" die im RPG-Forum oder im RPG-Archiv vorbei schauen. Es scheint also etwas dran zu sein, dass es auch Interessierte abseits der eigentlichen RPG-Teilnehmer gibt, die sich für die Geschichten interessieren.
Was hat sich für dich, in deiner Sicht aufs Rollenspiel im Laufe der Jahre seit Gothic II besonders stark geändert? Ist es das Setting, ist es der Umgang der Gilden untereinander? Was unterscheidet das RPG heute von dem wie es vor vielleicht zehn Jahren war?
Taeris: Ach, was stille Mitleser angeht, könnte ich noch einiges erzählen...
Ich habe mal Fanpost-PN bekommen von einer Leserin, die sich unbeteiligt ohne Forenanmeldung die ganze!!! Xardivae-Questreihe durchgelesen hat. Und was die traurig war, dass wir diese unendlich lange Geschichte nicht ganz fertig gestellt haben...
Ich bin nicht der Meinung, dass sich das Rollenspiel seit Gothic 2 sehr verändert hat. Aber vielleicht war das auch nur ein so sehr schleichender Prozess, dass man das im Nachhinein nicht mehr so gut sagen kann. Damit meine ich aber nicht die offensichtlichen Änderungen. Das Setting ist natürlich größer - und irgendwie auch ein bisschen blasser geworden. Die Skills haben sich ein wenig geändert, die Magie hat sich geändert. Aber der Kern – das Miteinander und dergleichen war irgendwie ziemlich konsistent. Am gravierendsten sehe ich da eigentlich "nur" die Problematik der Zu- und Abnahme der Mitgliederzahlen.
Durch das extreme Wachstum der Mitgliederzahlen zu G2-Zeiten haben sich die Gilden nicht nur organisatorisch verändert. Plötzlich gab es mehr oder weniger komplexe Aufnahmerituale und fast schon als solche zu bezeichnende Selektionsmechanismen, große Räte, große Diskussionen, große Gildenaktionen, Kriege ... das war schwierig, wieder mit den dann wieder schwindenden Mitgliederzahlen herunter zu skalieren. Und das wurde mit dem Wechsel auf Gothic 3 nicht gut gemacht. Was aber hauptsächlich an der Spielvorlage lag. Die steigende Anzahl an Gilden, an zu bepostenden Schauplätzen – richtigen Reichen. Das hat die Mitglieder sehr weitläufig verteilt. Und dem RPG meiner Meinung nach sehr geschadet.
Was nicht heißt, dass früher alles besser war. Wie der Herr Malmsheimer schon klug gesagt hat: „Früher war nichts besser. Aber es gibt Dinge... die waren früher gut“. Insgesamt hat sich - ganz objektiv betrachtet - am System immer nur im Detail recht viel verändert. Andere Skills. Andere Rangnamen. Andere Zaubersprüche oder Arten sie zu wirken. Aber das Spielsystem blieb immer gleich. Habe ich die Frage jetzt eigentlich beantwortet? Irgendwie komme ich mir stark vor, wie ein alter Mann der in seinem Schaukelstuhl irgendwas vor sich hin brabbelt.