Ja, so könnte man sagen, wenn man in diesen Tagen einen Blick auf die weiße Stadt mit den goldenen Kuppeln warf. Die merkwürdigsten Gäste wurden in der Stadt gesehen oder zumindest erzählte man sich, dass sie gesehen wurden.
Fangen wir an bei den zwei Gestalten, die eines Abends am Südttor aufgetaucht waren. Es waren Schwarzmagier! Nein wirklich, sie hatten es sogar zugegeben, ohne überhaupt gefragt zu werden. Dreist, diese Schwarzmagier. Zumindest die eine, jüngere Magierin. Das soll dem anderen, deutlich älteren Schwarzmagier so gar nicht gefallen haben. Deshalb hatte er sich auch, sobald sie die Stadt betreten hatten, von seiner Begleiterin getrennt. Zumindest wurde er wenig später im "Goldenen Prinzen", diesem Nobelladen oben im Händlerviertel, gesichtet. Dafür sah man die junge Magierin mit den leuchtend roten Augen zur gleichen Zeit in der beliebten Sturzkampfmöwe. Keinesfalls alleine, sondern mit einem Meister aus der Akademie. Dieser soll sie ganz schön umgarnt haben.
Obwohl ihres Vorhaben, irgendetwas dem König vorzuschlagen, waren sie ziemlich neugierig, insbesondere der Alte. Oft sah man ihn in den Gassen der Stadt, manchmal alleine, manchmal in Gesellschaft. Neugierig soll er sich alles angeschaut haben. Natürlich, immerhin ist Setarrif die schönste Stadt der Welt. Aber ein bisschen unheimlich war das schon gewesen. Woher soll man wissen, dass sie nichts im Schilde führen? Sind ja schließlich Schwarzmagier! Und wenn sie sogar den Hauptmann der Schwerter zu kennen scheinen, dann muss man vorsichtig sein. Insbesondere, wenn bekannt wird, dass die zweifelhafte Gesellschaft eine Audienz beim König bekommt. Allerdings musste dieses Mal niemand den Kopf verlieren. Was da im Palast wohl vor sich ging?
Doch wenn Ihr nun glaubt, dass kuppelzählende, rotäugige Schwarzmagier die einzigen seltsamen Gäste in dieser Stadt sind, dann irrt Ihr gewaltig.
Richtig geknallt soll es, als der junge Arenaleiter nach etlichen Monden wieder in der Stadt gesehen wurde, denn er kehrte nicht allein zurück. Im Schlepptau hatte er nichts geringeres als einen Ork. Warum, das weiß wohl nur er selbst. Es gab einen riesen Krach deswegen. Diese Nordmänner mit ihren eingefrorenen Weltbildern, sage ich Euch. Ein Ork ist ein Ork. Und ein Ork stinkt. Doch deswegen muss man doch nicht so ausrasten, wie es kürzlich der rothaarige Rüstungsschmied getan hatte. Schnaufend stand er mit einem komplett eingeschüchterten Adson an den Ohren in den Gängen der Akademie und hatte eine lautstarke Diskussion mit dem Leiter der Akademie. Dieser Drakk wollte alle töten, so schrie er herum. Was er da ausgerechnet bei Raad zu suchen hatte, fragt Ihr euch? Habt Ihr denn nicht gehört, dass auch der sagenumwobene Leiter der Akademie eines Nachts mit einem Ork in den Gassen Setarrifs gesichtet wurden? Zumindest erzählte man sich so. Beweisen kann es natürlich niemand. Oder will niemand. Ist auch kein Weltuntergang, solange diese haarigen Biester nicht auch noch das Wort Innos verbreiten. Der Feind sitzt wahrlich woanders in diesen Tagen!
Auf jeden Fall gab es einen riesen Krach deswegen eines Abends vor den Zimmern des Akademieleiters. Selbst ein alter Kamerad von diesem Drakk, dieser bärtige Tischler und ebenfalls Schwert Ethorns, konnte diesen wildgewordenen Nordmann nicht beruhigen. Das Ende von dieser Geschichte: Ork weg, der junge Adson in der Heilerkammer und vom wütenden Rotbart war nur noch eine leere Flasche Schnaps, die über das Pflaster des Königsplatz rollte, übrig.
Ich finde, der Kerl sollte mal in Ruhe darüber nachdenken, worum es in dieser Welt geht. Er wird wohl keinem fehlen hier in den Gassen Setarrifs. Außer natürlich in der Rebellion gegen die Fanatiker im Norden. Er war ein zäher Kämpfer, das muss man ihm lassen. Aber das scheint in diesen Tagen sowieso niemanden zu interessieren.