Eine Geschichte von Göttern und MenschenEinst, in fernen Zeiten, so wird es erzählt, lebte in einem Land, weit weg, ein Mensch. Kein gewöhnlicher Mensch, nein, einer von denen, die die seltene Gabe besitzen, sich die Mächte der Götter zu bedienen, ein Magier. Und dieser eine war kein Magier des guten Herrn Innos, dem Hüter von Licht und Wahrheit, dem Richter über Recht und Unrecht. Und er war auch keiner von den Magiern des Herrn Adanos, der mit ewigem Gleichmut über die Welt blickt und weise darauf bedacht ist, daß jedes Ding wachsen und gedeihen kann, es dabei jedoch andere nicht daran hindert, es ebenso zu tun. Also daß alles sein Auskommen hat.
Nein, dieser Magier neigte sein Haupt vor dem dunklen Gott Beliar, dem die Nacht, der Tod und das Chaos untertan waren. Nur wenige Menschen entschieden sich dafür, Beliar als ihren Herrn anzunehmen. Und er war einer von ihnen. Und so wie es oft von den Anhängern Beliars erzählt wird, brachte er Böses über andere Menschen, Chaos, Tod und Vernichtung, und niemand wußte, weshalb er dies tat. Und so wurde es allenthalben darauf zurückgeführt, daß er den schwarzen Gott anbetete und dieser ihn mit Wahnsinn geschlagen haben mußte, denn Beliar ist ein unberechenbarer Herr. Und er wurde gejagt und angeklagt und verbannt aus allen bewohnten Orten. Und nach vielen Schneisen der Zerstörung gelangte der Magier mitsamt einer Begleiterin, die ebenfalls eine dunkle Magierin war, eines Tages in ein fernes Land, das die Menschen Varant nannten. Und dieses Land war fast vollständig von Wüste bedeckt. Vor langer Zeit mußten die Menschen dort ein schlimmes Schicksal heraufbeschworen haben durch einen unaussprechlichen Frevel. wie sonst ist es zu erklären, daß dieser gesamte, gewaltige Landstrich von einer schier endlosen Wüste ganz aus Sand bedeckt war und dort nichts wuchs und es keinen Halm und keine Beere, keinen Bach und keinen See gab?
In dieses Land nun hatte es den schrecklichen Magier verschlagen, denn dort gab es, am Rande der Wüste, eine Stadt, in der die Bewohner alle dem Glauben an den Gott Beliar huldigten und ihm Opfer darbrachten. Hier war er unter seinesgleichen und war es doch nicht, denn die Menschen dort töteten sich nicht gegenseitig, sondern lebten friedlich nebeneinander. Und so kam es, daß er voller Zorn über das, was er sah, in die Wüste hinaus ging. Und wie es von einigen berichtet wird, fiel in der Endlosigkeit und Einsamkeit der Wüste sein innerstes auf ihn selbst zurück und er offenbarte der Magierin, die ihn begleitete, daß sein Handeln allein aus Hass geboren war. Daß er allen anderen seinen Schmerz aufbürden wollte, um selbst frei davon zu werden. Dies war der Zweck seines Lebens gewesen, den er voller Eifer verfolgt hatte. Und doch hatte es ihn nicht einen Steinwurf, nicht ein Augenzwinkern näher an seine Erlösung gebracht. Denn es war nur Hass auf sich selbst, weil er einst, ohne es zu wissen, den Menschen, den er am meisten liebte, getötet hatte. Und dies konnte er sich nicht verzeihen.
Doch ist dies nicht das Spiel, das die Götter mit uns treiben? Beliar stellt seine Fallstricke, in die wir arglos stolpern. Unfähig, vorauszusehen, was die Götter für uns erdacht haben, verstricken wir uns unentwirrbar in unser Schicksal. Innos beobachtet alles aufmerksam, um uns letztendlich anhand unserer Taten zu richten und Adanos läßt alles geschehen, denn es gehört zu seinem Plan vom Gleichgewicht, in dem die Welt verharren soll, bis das sie einst wieder vergeht.
(--Dumak)