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3 Nordmar und Varant

VARANT

NACH DER FLUT IN AL-SHEDIM

„Geschichten sind wichtig, doch werden bloß wahre Legenden aus ihnen, wenn darin ein Fünkchen Wahrheit steckt. Ihr habt alle den Schrecken hier in Al Shedim gesehen, doch sicherlich weiß keiner alles. Ich habe Wissen zusammengetragen und will euch nun berichten, was hier in der Ruinenstadt passiert ist, als die Welle kam, damit ihr euren Enkeln noch davon berichten könnt.“,raunte der Mann mit den zerzausten Haaren der Menge zu. Während er zu sprechen begonnen hatte, war er ein wenig im Schein des Lagerfeuers herum gesprungen, was ein wenig lächerlich wirkte. Dies schien ihn jedoch nicht im Geringsten zu stören, sicherten es ihm doch die Aufmerksamkeit der Anwesenden. „Ihr kennt doch sicherlich alle Kuron, oder? Das ist der alte Kauz, der sich Hüter der Bibliothek schimpft. Als das Wasser die Menschen im Tempel einsperrte, sperrte dieser Hohe Wassermagier die Menschen in seiner Bibliothek ein. Er zwang alle, sich ihm und den Alten zu unterwerfen, um so Ordnung und Frieden zu schaffen. Es diente zu ihrem eigenen Wohle, hat man den Menschen gesagt und wer nicht hören wollte..“, beendete er seine Ausführungen nicht ganz, sondern schlug sich selbst mit der Hand ins Gesicht, was wohl diejenigen unter den Zuhörern, welche die Müdigkeit zu übermannen drohte, auch wieder ins Geschehen zurückholte.

Der Geschichtenerzähler blies ein wenig Sand von seiner Hand und begann weiter zu sprechen „Doch nach einiger Zeit begann seine Machtposition zu bröckeln und man stürzte ihn... Tja manche werden wohl sagen, dass dies dem Alten Sack gerade recht geschieht, aber das wisst ihr nicht von mir, sonst bekomme ich keine Bücher mehr ausgeliehen.... Aber dieses Unkraut ist natürlich von einer ganz zähen Sorte gewesen, sodass er erneut die Oberhand gewann und das ganze, so erzählt man sich zumindest, noch weiter gegangen wäre, wenn nicht Tinquilius eingeschritten wäre.“ Daraufhin folgte ein rascher Griff in Richtung des Gürtels, wo der Wasserschlauch schon bereit hing und nur darauf wartete geöffnet zu werden. Nach einem raschen Schluck, bei dem mehr Tropfen auf dem Boden, als auf der Zunge des Mannes, gelandet waren, fing er an mit verschwörerischer Stimme weiter zu sprechen. „Doch nicht alle Alten Säcke, sehr verehrte Anwesende, bitte nicht persönlich nehmen, haben eine solche Schraube locker. Nehmen wir da mal Warus. Dieser verkrüppelte Arzt mit seinem schiefen Bein hat es geschafft in den Zeiten, wo die Seuche das ganze Volk dahin zu raffen drohte, ein Heilmittel zu finden, wobei ihm viele einheimische und auswärtige Heiler halfen. Man musste zwar mit seiner überaus unfreundlichen Art leben, aber wenigstens konnte man dank ihm weiterleben.“

Nachdem er dieses Mal geendet hatte, flog ihm eine Pfanne an den Kopf, sodass ein erstauntes und unsicheres Raunen durch die Menge ging, dass jedoch mit einer beruhigenden Handbewegung des zerzausten Mannes wieder erstickt wurde. „Beruhigt euch... das war nur mein Assistent, der mich daran erinnern sollte, wenn ich was vergesse, nämlich warum es die Seuche überhaupt gab. Kurze Sache eigentlich, verrottende Waren in Kombination mit Leichen und vergammelnden Pflanzen sind ein wundervoller Krankheitsherd, dem sich jedoch auch einige Freiwillige um den Wassermagier Harzus annahmen, der all dies am Stadtrand sammeln und verbrennen ließ. Ein netter junger Mann, wenngleich er sich oft zu viele Gedanken macht, aber ich schweife ab...“ Während der Geschichtenerzähler über das Verbrennen gesprochen hatte, hatte er sich einen Holzstock vom Boden gegriffen und diesen ins Feuer geworfen, wo dieser knisternd verbrannte. Bevor er jedoch weitersprach kreuzte er die Hände vor der Brust und schloss die Augen. „Die Sterbenden wurden von dem Priester Alondril und einigen der anderen Wassermagier betreut, wobei ersterer all die Opfer der Flut und der Krankheit mit einer großen Beerdigungszeremonie bedachte, die in den letzten Jahren wohl ihres Gleichen suchen müsste. Er sprach zusammen mit der Adeptin Aniron Worte, die das Herz berührten, zumindest meines und dem Volk in finsterer Stunde ein Lichtblick sein sollten“, ging der zerzauste Mann - nun stellte er sich endlich als Balor vor - auch noch auf die Beerdigung ein.

Die Augen wieder öffnend, machte er einen kleinen Sandhügel auf dem Boden. „Damit ihr wieder was zu trinken, mussten die Brunnen wieder benutzbar gemacht werden. Dabei leistete irgend so ein blinder Wassermagier, kommt net von hier, zusammen mit Solveg gute Arbeit, sodass wir hier nicht alle verdurstet sind. Um auch gerecht zu sein, muss man jedoch auch zugeben, dass auch Kuron mit ein paar Novizen und so, natürlich als Bestrafung, einen der Brunnen und den Kanal gesäubert hat.“Nun stahl sich ein leichtes Grinsen auf das Gesicht des Mannes, bevor er grinsend erneut zu sprechen begann. Dabei ging der Geschichtenerzähler auch wieder ins Springen über „So jetzt wo die meiste Gefahr gebannt ist, können wir in Ruhe beim Wiederaufbau der Häuser verhungern, wenngleich es heißt, dass der Rafik ausgezogen ist, um was zu besorgen.“
(-- Hyperius)
GEHEIME ASSASSINENPLÄNE!

Auch in dieser Ausgabe erfüllen wir, der Myrtanische Bote, den Wunsch unserer geschätzten Leser nach denkwürdigen Berichten aus dem heißen, fernen Varant. Dem Boten gelang es nach intensiver Recherche, einen der Assassinen des Alten Bundes aufzufinden. Diese geheimnisumwehten Männer und Frauen sind - jedenfalls nach den Gerüchten - Teil einer uralten Zusammenkunft. Doch darüber war leider nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Dafür erlangten wir Kenntnisse über die Strategien und Denkweisen dieser Assassinen. Mein Gesprächspartner, der zur Sicherheit anonym bleiben wollte, um dem derzeitigen Herrn von Bakaresh, Zuben, keinen Anlaß zu geben, gezielt nach ihm zu suchen, ließ in dieser Hinsicht keine weitere Information verlauten. Doch über andere Dinge unterhielt ich mich mit dem edlen.Wüstenherren.

Edle Assassinen

Unser Informant, ein kampferprobter Assassine, der zu den höchstangesehenen seines Ordens gehört, erzählte mir bei einer Tasse Tee, zu der er mich - ganz in der alten Tradition der vornehmen Wüstenbewohner - an einem geheimen Ort einlud, mehr über eine alte Waffe, in deren Besitz die Assassinen gelangt sind und mit deren Hilfe sie glauben, Zuben besiegen zu können. Er erklärte mir, daß „es sich dabei um einen wahrhaft einzigartigen Trumpf handelt, den es gelang in Khorinis zu erbeuten! Ein Schwert das vom dunklen Gott selbst geschmiedet worden sein soll, fand seinen Weg, über die Person Ravens, in die Hände des Emirs.“ Mit Hilfe dieser Waffe, die seinen Worten nach unbegreifliche Macht verleiht, soll Zuben besiegt werden. Den Assassinen Bakareshs ist dabei natürlich bewußt, daß Zuben, der Löwe der Wüste, wie er sich gerne von seinen zahlreichen Anhängern nennen läßt, fintenreich und listig ist und sich sicher nicht auf einen einfachen Zweikampf einläßt. Nähere Planungen wollte man mir aus verständlichen Gründen nicht offenbaren.

Darüber hinaus geruhte mein Informant, mir mehr über das ferne Jharkendar zu berichten, ein Ort, der wohl im nördlichen Teil der Insel Khorinis liegt, jedoch Jahrhunderte lang verborgen war vor den Augen aller. So abgeschieden liegt dieses Tal und so unwirtlich ist die Küste in diesem Abschnitt der Insel.
„Die Idee nach einem solchen Artefakt zu suchen hatte ihren Ursprung nicht etwa in Abenteuerlust oder in Neugier“, klärte mich mein geheimnisvoller Gesprächspartner über den Sachverhalt auf, während er mir - ganz höflicher Gastgeber, wie es so manche aus dem alten Wüstenvolke sind - Tee nachschenkte. „Es war mehr Hoffnung die uns antrieb, eine so wagemutige Reise auf uns zu nehmen“, setzte er seinen Bericht fort. „Nachdem Bakaresh durch Zuben eingenommen worden war, verblassten bereits die Ideale des alten Bundes in Bakaresh. Etwas, daß wir unter keinen Umständen zulassen durften“, gab er zu bedenken und dabei leuchteten seine Augen, wie zwei helle Punkte in seinem wettergegerbtem Gesicht.

Finstere Banditen

Und er erzählte weiter, ließ dabei den Blick hin und wieder in eine nur ihm bekannte Ferne schweifen, wohl in Erinnerungen an alte Abenteuer versunken: „Also erinnerte Druschak* sich an einen Mythos, den er damals in Khorinis aufgeschnappt hatte. Nicht mehr als ein Märchen. Doch die Aussicht auf eine solche Waffe ließ ihn die Zweifel hinfortwischen. Des weiteren gelang es ihm, Bensan* mit auf diese Mission zu nehmen und Visurga*, die Kopfgeldjägerin, ebenso zu überzeugen nach Jharkendar zu reisen. Dort wo schon manche Suchen ihren Ausgang genommen hatten. Dort kam den dreien das Erdbeben zu Hilfe. Denn dadurch wurden die drei eines Banditen gewahr, der sich zu weit von seinem Lager entfernt hatte.“ Ihm folgend betraten die drei mit einer List das Lage, indem sie sich als Banditen ausgaben, erzählte uns der Haudegen weiter mit einem Schmunzeln. Im Lager erfuhren sie dann, daß sich einer der Verbrecher aus der ehemaligen Barriere zum Herr der Banditen aufgeschwungen hatte und die gesuchte Waffe als sein Eigentum ansah.

Mein Informant schilderte mir den folgenden Kampf in den glühendsten Farben. Dieses erzählerische Talent läßt mich hoffen, daß er eines Tages selbst die Feder ergreifen wird, um unseren geschätzten Lesern an seinem an Abenteuern sicher reichen Leben teilhaben zu lassen. Und so gestaltete sich die Schilderung, wie ich sie aus seinem eigenen Mund vernommen haben: „Es schien so, als wären die drei ungleichen Gefährten genau im richtigen Augenblick dort angekommen. Und genau so war es! In dem Moment, wo Raven die Grabkammer betrat, in der sich die Klaue befand, konnte er gestellt werden. Aus dem Kampf, der folgte, konnten wir nur aus einem einzigen Grund als Sieger hervorgehen: Der Schattenmimik. In einem offenen Kampf hätten selbst drei erfahrene Assassinen nicht den Hauch einer Chance gegen Raven gehabt. Doch im Schatten zu wandeln, war ein Vorteil, den wir ausspielen konnten. So konnten wir den ehemaligen Erzbaron schließlich bezwingen.“

Gefahr für Zuben

Anschließend konnten die drei Gefährten aus der Höhle des Löwen entkommen und das alte Artefakt mit sich führen. Unser Gastgeber gab zu bedenken, daß sicher die alte, dem Artefakt innewohnende Magie die übrigen Banditen zum innehalten bewegte, indem es allergrößte Furcht in ihre Herzen pflanzte.
Die Klaue - und der gruselige Name läßt schon Schlimmes über ihre Bestimmung und ihre Kräfte vermuten und ist bezeichnend für ihre Herkunft vom dunklen Gotte - befindet sich nun in Bakaresh und wartet auf ihren Einsatz gegen Zuben. Zum Abschluß warnte mich mein Informant noch eindringlich vor den Kräften, die dieser Waffe innewohnen. Völlige Selbstüberschätzung wäre nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was dieses unheilige Artefakt noch verursachen könnte. Wir resümieren: Zuben sollte sich noch nicht allzu sicher wähnen, solange es noch solch wendungsreichen und entschlossenen Widerstand in der Wüstenstadt gibt. Und dann sind da ja noch die düsteren Schwarzmagier des Kastells, die ihren Verbündeten sicher zu Hilfe eilen werden. Es bleibt spannend in Bakaresh.
(-- Dumak)

*Name geändert, echter Name der Redaktion bekannt

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