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5 Wald-Special: Der Wald im Wandel

Quo vadis?



Das Feuer knistert und der Mond leuchtet schwach über dem Talkessel. Beria - die neue Zuflucht des Waldvolkes. So tönt es hier. Noch ein Flüstern, ein zarter Trieb der von Tag zu Tag wächst. Momentan sitzen wir alle tagsüber bei der Versammlung des Waldvolkes, beim Thing, beieinander. Wir streiten, diskutieren, stimmen ab und entscheiden am Ende als ein Volk über unsere Zukunft. Wobei Volk? Jedes größere Dorf hat mehr Einwohner. Ich zähle hier grob zehn Dutzend, vielleicht auch mehr. Der kümmerliche Rest nach dem was in Silden geschah.
Ja, Silden hat uns viel gekostet. Doch war es nicht eine Frage der Zeit bis was geschah? Doch wer hätte dies erwartet, lag es doch am nächsten, dass die Orks vorbei schauen? Oder schlimmstenfalls die Königstreuen. Aber sowas? Nicht in meinen Träumen.
Träume habe ich trotz des Schicksal wie viele andere des Waldvolkes auch. Man sagt bei uns: Was endet, wird auch wieder neu beginnen, so ist das Gesetz der Natur. Beria hier im Dreieck Kap Dun, Trelis und Montera ist doch das beste Beispiel. Einst verraten von denen, denen wir halfen, wurde es von den Orks in ihrer Eroberungszeit niedergemacht - und nun soll es bald wieder zumindest zu einer Zuflucht des Waldvolkes werden. Heute steht hier kein waldvölkisches Dorf, aber in den Träumen mancher leben wir hier wieder wie es sich für ein Waldvolk gebührt. Manche malen es sich sicherlich etwas zu groß und schön aus, aber träumen darf man ja?
Nüchtern betrachtet, werden wir es hier nicht leicht haben. Von denen die momentan am Thing teilnehmen, wird fast die Hälfte Beria wieder verlassen. In kleine Nebenlager die in den myrtanischen Wäldern wandern werden. Man wird in Kontakt bleiben und sich gegenseitig aushelfen. Die einen jagen, die anderen stellen Pfeile her - man tauscht. Sowas halt und noch mehr natürlich. Die die in Beria bleiben, werden es als Zuflucht, als Siedlung von Waldvölklern ausbauen und dann sehen wir, was die Zukunft bringt.

Ich hoffe man wird sehr lange da draußen in Myrtana gar nicht von Beria erfahren. Nicht bemerken, dass hier so Wenige neu begonnen haben und ich bin zuversichtlich. Haben nicht diese Rebellen weit größere Löcher und weit mehr Leute als wir in Beria? So vermute ich es, wenn ich da an den Okara-Konflikt denke.
Am Ende kommt es aber nicht darauf an, was und wann man da draußen etwas erfährt, sondern schon davor was man hier drinnen preisgibt.
Meinetwegen soll man unsere Nebenlager finden und kennen. Die kommen schon klar. Doch wer zu uns nach Beria will, muss das Vertrauen der Waldvolkes erlangen. Eine komplizierte Sache wenn man ehrlich ist. Was ist Vertrauen? Kann man noch diesen 'Menschen' vertrauen?
Jenen die sich in unseren Nebenlagern bewegen und die von Fremden aufgesucht werden, werden gute Menschenkenntnis beweisen müssen. Sonst wird der wachsende Trieb namens Beria alsbald von Orkfüssen zertrampelt oder von anderen Feinden überfallen und geplündert.

Wir werden bereit sein und auch bereit sein jenen die uns nichts Böses wollen gerecht zu werden, doch je länger Beria ein Flüstern im Wind der durch das Blätterdach weht bleibt, desto besser kann wohl jeder Waldvölkler schlafen.
Wohin wird uns das alles bringen? Werden wir uns erholen? Oder gehen wir unter? Ich vertraue auf meine Brüder und Schwestern. Wir sind eine große Familie, ein zusammen haltendes Volk. Wir werden die alten Pfade des Waldvolkes wieder bereisen und uns jenen zeigen, die uns herauf beschwören - irgendwann. Mein Blick geht hoch. Vor mir steht Arakos der Bär. Der Mann der uns anführen wird. Ein Mann von gewaltiger Gestalt - wie sein Beiname es sagt. Ich erhebe mich.
"Wohin gehst du?", fragt er mich.
"Wohin gehen wir?", frage ich und lächle.

Ornlu

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