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03 Varant und Nordmar

VARANT

Im Zweifelsfall: Flucht!

Hier sitz ich nun, ich armer Thor, und bin so klug, als wie zuvor. Der Innenhof, schön mag er sein, ist jedem gleich ein Heim, und still, so ewig ruhig, dass einem die Last, reden zu müssen, umso mehr schmerzlich das Herz versengt.
Doch über das, was meine Augen hier sehen, wagt mein Mund nicht zu schweigen.

Die ersten Schritte von hier und alsbald fällt mein Blick vom Turm herab auf die ewige Wüstenstadt, die ungesehen sich am Fuße des Kastellberges dem Himmel entgegen reckt, doch weder meinen Augen etwas bietet, noch meinen Mund zum Reden zwingt.

Im Refektorium dagegen, mein nächstes Ziel auf meiner Wanderung durch das dunkle Gemäuer, streiten sich die Zikaden und man sieht sie sich mit giftigen Worten schlagen. Sanguine, der Name der einen, und ich frage mich, ob Blut nicht nur ihren Namen befleckt, Violetta, der Name der anderen, scheinen nur darauf zu warten, dass die andere aufspringt und mit wildem Kreischen nach der Mähne der anderen greift.
Doch mehr als dies scheint beiden nicht zu gelingen. Ihre Charakterisierung ist gar perfekt, wenn sie schon mit dem ihnen angebotenen Essen nacheinander werfen, als kriegten sie ja doch genug. Gierige Insekten, die meine Augen müde machen. Und als Sanguine gar noch die Spinne frisst, die Violetta ihr auf dem Kopf gesetzt hatte, wende ich mich ab und suche nach der Muße, die sich hier irgendwo verborgen habe muss.

So folge ich dem grünäugigen Hohepriester Sinistro, der, als hätte er von der Sünde zu viel genascht, verwirrt und ohne Geist durch die Gänge rauscht.
Die Bibliothek, das scheint sein Ziel, gibt seinem scheinbar ziellosen Unterfangen sogleich einen Sinn, als die Adelige Lucia seinen Weg kreuzt und es ihr bald darauf der kleine Zwergplanet, seines Zeichens selbst Magier des Zirkels, Hurley - in dessen Gravitationsfeld sich, wenn man die Leine ignoriert, ein Huhn verfangen hat – gleich tut. Jenes gackert lauthals und schreit auf, sodass alsbald das große Chaos auch in diesem Raume herrscht.

Da jagt Hurley dem Huhn hinterher, wirft Sinistro um, welcher auf der Adeligen landet. Als wäre nichts geschehen, verabreden sie sich zur Lehre, während zuvor der Grünäugige dem Tollpatsch noch den Kopf zu Recht rückt. Was für ein Glück… ich drehe mich um und fliehe, hoffend, die nächsten Tage anderes zu sehen.

So vergeht die Zeit und als ich mich erneut zu dem Hohepriester wage, finde ich ihn kotzend vor dem Kastell, umstellt von dem Magier Hurley und von einer weiteren Frau, die jenes Gebärden persönlich nimmt. Hurley, wer hätte dies für möglich gehalten, versucht sich sogleich in der Kunst der Heilung und, dies glaubt jeder doch sofort, scheitert.

So liegt Sinistro nun darnieder wie auf einer Bahre im Labor seines Schülers, die Frau, Estefania und mir nicht unbekannt, hält beinahe seine Hand und mir schießt der Gedanke durch den Kopf, ob sie nicht zuvor noch ähnlich an Joe Black gehangen hatte. Frauen sind seltsame Geschöpfe, scheint eine Erkenntnis aus all dem zu sein. Noch seltsamer, wenn sie im Kastell sind und den Unwägbarkeiten in oder um jenes herum begegnen.

So seien sie gewarnt. Bietet der Innenhof auch kurzweilige Ruhe, Stille und Entspannung, auf dem Weg hinaus halten sie sich besser daran fest, sonst haben sie die Erholung beim Anblick der Bewohner des Kastells bereits vergessen, wenn ihre Schritte wieder die Wüste unter sich spüren.

Möge ihr Verstand ihnen treu bleiben
Ihr Berichterstatter aus dem Kastell

(--Ardescion)

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