Turbulente Zeiten in ThorniaraEs ging rund, diesen Monat, dass kann ich euch versichern, werte Leserinnen und Leser! Man möchte kaum glauben, dass es nur 30 Tage waren, so viel hat sich in dieser Stadt ereignet – und vor allem so viel ungewisses, so viele Schreckensmeldungen... Aber der Reihe nach, chronologisch sozusagen, in der Reihenfolge, wie es sich wirklich ereignet hatte.
Los ging es, da war die letzte Ausgabe des myrtanischen Botens, in welchem ich noch ein Loblied auf die tüchtige Stadtwache Thorniaras gesungen habe, noch gar nicht verteilt: Dieser verfluchte Wassermagier, von dem ich euch letztes Mal berichtet habe, hat seine gerechte Strafe nicht über sich ergehen lassen, nein: Er hat einen weiteren Fluchtversuch unternommen! Und es ist ihm gelungen! Aus innersten Kreisen der Miliz habe ich erfahren, dass es ihm scheinbar gelungen ist, einen längst verlassenen Tunnel aus der Bastion hinaus bis vor die Stadt zu folgen! Und es ist eines absolut sicher: Dieser Kerl hatte Hilfe, es muss irgendeinen Verräter innerhalb dieser Mauern gegeben haben, denn sonst wäre dieser Ketzer nie im Leben da raus gekommen! Kein zweites Mal!
Das Problem ist nur: Dieser Verräter scheint sich sehr, sehr gut getarnt zu haben, denn trotz intensiven Bemühens konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wer das ist – und das ist ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass jemand in den höchsten Kreisen der Paladine wohl die Ermittlungen an sich genommen hat und diese jetzt sehr im Verborgenen anstellt. Vielleicht hat man den Fluchthelfer ja sogar schon gestellt und wirbt ihn jetzt als Agenten für die eigene Seite an... Wer weiß, ich kann nur spekulieren, denn leider – oder vielleicht zum Glück unseres Reiches – gibt es durchaus Ebenen, die sich sehr wohl auf Geheimhaltung verstehen.
Wenn auch die Miliz darin versagt haben mag, diesen Wassermagier Innos' gerechte Strafe zuteil werden zu lassen, immerhin einige andere Verbrecher hat sie durchaus überwältigen können: Vor mittlerweile schon einigen Wochen legte das Schiff eines Händlers hier in der Stadt an, der sich so manches zu Schulden hatte kommen lassen – voll mit irgendwelchen Halunken, die sämtliche Anständigkeit über Bord geworfen hatten und jetzt ihr Geld dafür bekamen, diesen Schurken mit Waffengewalt zu schützen! Selbstverständlich ist es der Verwaltung nicht entgangen, dass ein Schiff im Hafen angelegt hatte, dass sich nicht der üblichen Zollinspektion unterziehen lassen wollte. Da auch etliche Versuche, die Mannschaft von der Notwendigkeit einer solchen zu überzeugen, fehlschlugen, sah sich die Stadtwache genötigt, diese mit Waffengewalt durchzführen – was letztendlich in einem Kampf im Hafen von Thorniara endete! Ja, ihr habt richtig gelesen, verehrte Leserinnen und Leser, es kam zu einem Kampf gegen diese Halunken auf dem Schiff, als diese völlig überstürzt versucht hatten, aus dem Hafen zu fliehen! Selbstverständlich war dieser Versuch nicht von Erfolg gekrönt und die Soldaten der Miliz stürmten das Schiff, welches sie nach einem kleineren Scharmützel mit diesen unehrenhaften Söldnern auch recht schnell unter ihre Kontrolle bekamen und beschlagnahmten. Leider spielte sich diese Kampf nicht völlig verlustfrei ab: Ein Waffenknecht namens Daniel Dämmerman, ein ehrenhafter Mann, weiß Innos auf dem rechten Weg, und der Wachmeister, Unteroffizier Georg, ließen ihr Leben bei dieser Operation. Gerade letzterem Funktionär möchte ich hier noch einige Worte widmen, denn dieser Mann hat auf vorbildlichste Art und Weise stets für gut eingeteilte Patrouillen in der Stadt gesorgt, sodass wir uns überall und zu jeder Zeit sicher fühlen konnten, innerhalb der Mauern Thorniaras.
Dieser Kampf war folgenschwer, wie ich euch nun in Kürze erläutern möchte: Zum einen kam den Söldneranführern und dem Händler, dessen Schiff das war, ziemlich schnell Innos' gerechte Strafe zu, indem sie auf dem Marktplatz Thorniaras mit einem Strick um den Hals von dannen schieden. Lasst euch das eine Warnung sein, Verbrecher dieser Stadt und Verräter in Setarrif, wer innerhalb dieser Mauern gegen die Gesetzte verstößt, wird das schnell am eigenen Leib zu spüren bekommen!
Zum anderen musste nach diesem Scharmützel ein wichtiger Posten innerhalb der Stadtwache neu besetzt werden, für den die Führungsriege einen sehr weisen Entschluss gefällt hat: Der ehemals Soldat, jetzt Unteroffizier Flarke, ein lang gedienter Veteran aus den Orkkriegen in Myrtana, ein ehemaliges Mitglied der Marine und der Stadtwache Vengards, übernimmt ab sofort diesen Posten und füllt diesen auch, wenn man die Entwicklungen seit seinem Amtsantritt sieht, sehr gut aus: Dieser Mann hat innerhalb kürzester Zeit einige sehr wesentliche Reformen zur inneren Struktur der Miliz angesetzt und durchgeführt, sodass unsere Stadtwache in Zukunft noch effektiver sein wird und stets überall für Recht und Ordnung sorgen wird! Die Soldaten sind jetzt in Kompanien eingeteilt, die stets zusammenhalten und zusammenarbeiten, sodass Kameradschaft in der Stadtwache in Zukunft noch größer geschrieben werden wird!
Aber der neue Wachtmeister ist nicht nur eine Führungsfigur, wie mir ein Milizsoldat mitteilte, er ist auch geradezu omnipräsent: Anstatt sich wie viele andere Offiziere nur auf organisatorische Tätigkeiten zu beschränken, hat es Flarke auf sich genommen, weiterhin persönlich, zusammen mit seinen Kameraden, in Straßen Thorniaras für Recht und Ordnung zu sorgen! Ich versichere euch, werte Leserinnen und Leser, dieser Mann wird noch viel erreichen, zu unser aller Wohl! Wir können uns also in dieser Stadt weiterhin sicher fühlen, trotz entlaufener Wassermagier – und trotz des letzten Großereignisses, dass gerade erst einige Tage her ist:
Im Hafen unserer Stadt lag seit einiger Zeit die Magdalena vor Anker, ein mächtiges Schiff der königlichen Marine, wenn auch bei weitem nicht deren Flaggschiff. Leider muss ich dies hier in der Vergangenheit schreiben, denn man kann den derzeitigen Zustand der Magdalena nicht gerade als „vor Anker liegen beschreiben“. Aber der Reihe nach: Es war mitten in der Nacht – scheinbar während des Wachwechsels, denn anders ist es nicht zu erklären, als auf dem Schiff plötzlich der Alarm losging, da unter ohrenbetäubendem Krach jemand die Bordwand aufgesprengt hatte, wodurch gleich ein kleines Feuer im Inneren des Schiffs ausgelöst worden ist! Nun, dies allein wäre ja schon schrecklich, ein Anschlag auf die königliche Marine im Hafen Thorniaras! Aber haltet euch fest, werte Leserinnen und Leser, es wurde sogar ein Schuldiger ausgemacht: Magier des Rebellenkönigs aus Setarrif! Ja, ihr habt richtig gelesen: Wassermagier haben des Nachts im Hafen von Thorniara eines unserer Schiffe attackiert und schwer zugerichtet – nur aufgrund der relativ geringen Wassertiefe im Hafenbecken ist dieses noch nicht gesunken, sonst wäre dieses Wassergefährt verloren! Leider konnte man den Verrätern keinerlei Fragen mehr stellen, denn kurz nachdem Anschlag, als die Wächter des Schiffes das ganze bemerkten, starben sie ihren verdienten Tod an jeweils einem gut gezielten Armbrustbolzen, abgeschossen von einem Soldat der Marine. Doch diese Provokation verlangt nach mehr als nur Rache an den Ausführenden: Diese Provokation verlangt nach Rache an den Auftraggebern, nach Rache an Setarrif! Ich kann nur die Worte unserer obersten Feuermagierin wiederholen: Wir müssen zusammenstehen, Bürger Thorniaras und rechtschaffene Menschen auf der Welt, wir müssen zusammenstehen, denn gemeinsam werden wir diese Schmach wieder abwälzen, gemeinsam werden wir uns an den Rebellen rechen, gemeinsam werden wir sie letztendlich zu Boden werfen!
Gath