05 Die Orks

Auge in Auge

Viele Geschichten der Orks erzählen von epischen Zweikämpfen, von herausragenden Duellen und den Mut aller Protagonsiten - selbst die der Verlierer. Doch für gute Geschichten braucht es nicht den großen Kampf zwischen Khaz(Schattenläufer) und Ork oder gar einen Orth(Troll). Nein, es sind Alltagserlebnisse die nicht vergessen werden und einen Klang besitzen der in der Zukunft zu einen ohrenbetäubenden Knall werden kann. Dann, ja, dann werden diese Geschichten auch an den Feuer der Orks erzählt und das vormals eher kleine Aufeinandertreffen manchmal zu mehr gemacht als es war.

Was geschah also, was womöglich in Zukunft ganze Schicksale entscheiden vermag?
Beginnen kann man getrost mit dem was sich in den Ork-Jurten und -Höhlen abspielt. Auge in Auge standen sich die letzten Wochen die starken Orkkrieger des Stammes und die geraubten Orkweiber des Silberstammes gegenüber. So wie es Brauch ist und so wie es sich gehört, rangen sie gegeneinander. Gewann der Ork wurde das Lager nicht nur für diese Nacht, sondern für die nächsten Nächte geteilt. Gewann das Weibchen, suchte sie sich einen stärkeren Ork. Dies alles, damit nach dem Winter die ersten Sprosse des neuen Karrekstammes das Licht erblicken werden. Welcher von ihnen wird den Stamm prägen, wer die größte Geschichte an den Feuer eines Tages erzählen und wird einer von ihnen vielleicht gar das Schicksal aller Orks bestimmen? Die Zeit wird Antwort geben.

Mit Rok Shars Initiation zum Lehrling des Schamanen Melog gehen wir nun weiter mit kleinen Dingen, die so viel entscheiden können. Wo unter Morras die Dinge behutsam angegangen werden, sollte sich Rok Shar beweisen indem er sein Leben in die Hände des Meisters gab. Melog hatte vorausgesehen, dass Rok Shar etwas bewegen würde. So begann er über Tage hinweg einen orkischen Trank zu brauen der vor Geheimnissen nur so strotzte. Der Trank der Alten wurde das Gebräu genannt und was dieser bewirkte, als Rok den Trank zu sich nahm, vermag man nur schwer zu verstehen.
Vor allem die Stammesgenossen der beiden, die sich nur wunderten, dass sich etwas am Schwarzen Fels, am Karrek, geöffnet hatte was so nicht geöffnet werden konnte. Keine normale Kraft konnte den Hebel hinter der Steinwand betätigen, so dass sich der Eingang des heiligen Felses öffnete. Keine bis auf jene die der Trank verursachte. Rok Shar erzählte davon dass er im Körper eines anderen Orks war. Er erzählte von anderen Zeiten am Karrek. Er hatte die weißen Berge Feuer spucken sehen und er hatte gesehen wie eine Morraarmee die Festung der Orks rund um den Karrek stürmten. Er sah wie Orks fielen und wie Schamanen in den Karrek, in das Heiligtum hinein schritten und dann ein Siegel schufen, dass ihr Schicksal besiegelte. Ihre verlorenen Leben wurden erneuert und wer weiß ob sie nicht hinter dem Siegel auch noch heute als ewige Wächter über SIE wachen. Ja, SIE die ruht bis der Befehl des Schöpfers SIE ereilt, die alte Orkprophezeiung zur Wahrheit wird und die Herrschaft des Feuers durch Feuer getilgt wird.
Doch was wurde aus Rok Shar? Er erzählte wie sein Geist klarer wurde und er sich als Vater Melogs erkannte. Er vernahm die Stimme seines einstigen Meisters und beschloss die Gegenwart zu verändern. Auge in Auge blickten sich Meister und Schüler an und der Schüler tötete den Meister, um nicht als Dienerkreatur zu leben, sondern den Stamm zu retten.
Melogs Vater floh und betätigte den Hebel, auf dass die Morras nicht eindringen. Rok Shars Geist aber handelte in diesem Moment anders und dachte nicht an den Hebel. Er flüchtete, er rettete sich mit anderen Orks und seinem Sohn in die Sümpfe und schwor den Morras und allen Verrätern die die Karrek verließen und zu Silberseeorks und Knochenbrechern wurden ewige Rache.
Als Rok Shar erwachte und sich im Jetzt wieder befand, blickte er in Augen voller Genugtuung. Melog führte den Stamm in den Karrek und sie alle konnten das Siegel bewundern, aber auch die Nebenräume die von Feuer und Morrahand in Chaos gebracht, doch nicht verloren sind. Die Steintafeln und Schriften werden die Seher des Stammes wieder erschaffen und die Krieger des Stammes werden die obere Halle als Halle der Orks neu einweihen. Und wer weiß - vielleicht wird eines Tages die Festung Karrek wieder im Orkwald stehen und die Orks Argaans geeint. Ob dies eine neue Geschichte an den Orkfeuern wird? Man wird sehen und sich dann an diesen mächtigen Trank und Rok Shars Tat erinnern.

Vom Orkwald hinaus nach Argaan. Dies ist die Aufgabe von fünf Orkkriegern die zu einer heiligen, jahrtausende alten Jagd aufbrechen. Immer dann wenn sich der Mond dem Sternbild des Schattenläufers nähert, brechen aus jedem Stamm eine bestimmte Zahl Jäger auf, um ein mächtiges Tier zu erjagen und jenes dann Beliar und den Ahnen zu opfern. Ein alter Brauch den jeder Ork kennt und annimmt um sich zu beweisen.
Auge in Auge werden diese Jäger nun ihrer Beute gegenüber stehen und neue Geschichten für das Orkfeuer mitbringen. Manch Wunde, manch Narbe und manche Trophäe oder nur die Erinnerung an einen Ork der seinen Meister fand. Wer davon erzählen wird? Das wissen wir erst, wenn der Mond im Schattenläufer steht.
Was jedoch schon jetzt Teil dieser Geschichten ist, ist die Wiedergeburt eines Orks. Kshak Kar war es der sich versklaven ließ und auf einem Bauernhof im Stewarker Umland wie ein Kettenhund gehalten wurde. In künftigen Geschichten werden die Orks davon erzählen dass es Beliar oder gar SIE war, die den Berserker Tat'ank'Ka in die Gegend brachte, als er als einer der fünf Jäger aufbrach. Sie werden es als Willen des dunklen Gottes deuten, dass der Berserker mit seinem Orkhund ein Massaker an den Bewohnern des Hofes ausübte und die Ketten zerschlug die KLshak Kar die Ehre nahmen. Denn Zufälle gibt es nicht unter Orks und so soll auch Kshak Kar seine Chance bekommen, auch als Karrek Ehre und neue Blutsbande zu schaffen.

Von Argaan wieder zurück in den Orkwald. Wieder war es Rok Shar der nicht auf ein Tier oder einen anderen Ork traf, sondern sich Auge in Auge einem Morra gegenüber stand. Für gewöhnlich löst man dieses Problem schnell mit einem Axthieb. Doch wie Monde zuvor war dieser Morra anders. Er war ein Hexer von diesem Kastell und ein Diener des Schöpfers. Wir Orks mögen so unsere Mühen mit den Morras haben, doch die Sklaven des Schöpfers, die er ausnahmsweise mit Hexerei belohnt obwohl sie Morras sind, die dulden wir, solange sie nicht ruhende Orks aus dem Reich des Schöpfers wieder rufen und ihre Leiber und Seelen mit dem Licht dieser Welt peinigen oder sonst Dinge die Orks heilig sind entehren.
Was letztlich dieser Hexermorra wollte war Wissen. Wissen über die Mächte der Orks, doch Rok Shar tat gut daran nichts davon groß zu erzählen. Nein, Vertrauen muss man sich verdienen und so forderte Rok Shar erst einmal eine Gegenleistung und wie schaut diese aus? Auge in Auge standen sie sich gegenüber, als der Grünork forderte ins Kastell eingelassen zu werden. Was wird er mitbringen, wenn er zurückkehrt? Welches Wissen eignet er sich an? Und wird ein dunkles Bündnis zwischen den Orks und den Morras, die sich so sehr wünschen Beliar so nah zu sein wie die Orks selbst, geschmiedet? Wir werden sehen und auch diese Geschichte an den Orkfeuern eines Tages erzählen.



(--Tat'ank'Ka)