Vom Leben und TodGeehrte Leser,
Die Reinheit der Natur stiftet zum Leben an und die ihr inhärenten Geister beten, bitten und existieren für den Fortbestand allen Seins. Es soll sich aus dem Lauf der Welt ergeben, dass das von Adanos geschaffene Gleichgewicht sich in allen Dingen widerspiegelnd zu erkennen gibt. Auch, wenn die wenigsten es vermögen, ihren Geist zu öffnen und einen Blick in die Fremde der Anderswelten zu werfen, so können sie sich der Erkenntnis doch nicht gänzlich versagen. Hier seien nun zwei Menschen aufgezeigt, die ihren Weg durch die Weiten der Zwischensphären wagen, den Geistern begegnen und dem Leben frönen.
Und wenn die Mystik sich legt, die Welt sich in ihre Erstarrung, aus Kälte und Finsternis geboren, zurückzieht, erwacht die Schönheit des Todes und streift den Blick jener, die sich fern der Pfade anderer Welten bewegen und rein im Geiste einer selbst definierten Moral folgen. Dafür sei ein beeindruckendes Beispiel an dritter Stelle dargeboten.
Ardescion
Anmerkung:
Die folgenden Posts sind in Orthographie und Artikulation genauso wiedergegeben, wie sie im RPG in den angegebenen Threads gepostet wurden. Allein die Formatierung mag minimal abweichen.
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Andrahir, 27.04.2012 - Tooshoo
Andrahir wandelte durch einen Nebel der Gedanken. Was er sah war nicht wahr, nicht real und doch da. Er träumte nicht, nein er lies sich führen durch einen Ort dessen Platz nicht auf der ihm bekannten Welt war. "Ich möchte es dir zeigen..." erfüllte wieder dieser Geist den Kopf des Jägers und leitete ihn durch diese neue Sphäre.
Alles hier war anders. Die Wahrnehmung der Sinne war ganz neu und doch so direkt und eindrücklich. Es gab kein Hören, Sehen oder Fühlen. Alles war eins und verband sich zu einem Knoten aus Eindrücken, die sich in der Erinnerung einbetteten. Da war Leben, pures Leben, allgegenwärtig. Das wohlige Gefühl hatte seinen Geist übermannt und komplett ruhig werden lassen. Es war so wie es sein sollte bis etwas anderes käme.
Die Gesamtheit machte es unmöglich einzelnes genauer zu erfassen, fast so als versuchte man in einem Fluss einzelne Tropfen genauer zu bestimmen, doch nach geraumer Zeit, so es diese hier gab, öffnete sich langsam, sehr langsam und vorsichtig der fremde Geist in den Gedanken des Gastes, teilte neue Bilder und Gedanken mit ihm.
"Das Leben ist mehr als das Grün der Blätter oder der Atem der Lebewesen. Ich möchte dich einladen es kennen zu lernen, neu zu erleben weil du dich für mich entschieden hast und nun zu mir kamst. Frag dich nicht wie, wann oder warum. Entdecke und was sich dir erschließt, das behalte!"
Dann war es als bräche ein Damm der einen Überfluss an Informationen hatte blockieren soll. Der Horizont des Gefühlten schien sich plötzlich mit Hilfe des anderen auszubreiten und gleichzeitig in aller Feinheit zu erfassen was da war. Als berühre er ein zerbrechliches Konstrukt mit den Händen, tastete Andrahir mit seinen Gedanken ab, was sich ihm eröffnete: Eine Welt, von der sich in der gewohnten nur in den schönsten Farben, der wundervollsten Musik oder den angenehmsten Gefühlen etwas erahnen lies.
Er verfolgte Wege der Lebensströme deren Ziele er nicht kannte und deren Nutzen er in diesem Moment nicht verstand, aber das war in Ordnung. Es war neu und wunderschön und die Erinnerung würde bleiben.
"Nun ist es Zeit weiter zu gehn. Geh weiter mit offenen Sinnen durch die Welt und du wirst mehr erfahren." Ganz allmählich zogen sich die Empfindungen und die fremde Anwesenheit zurück und doch hinterließen sie ihre Spuren.
Als der Jäger die Augen öffnete stand er in einem anderen Raum. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und in der Finsternis erkannte er zunächst nur Schemen. Es passierte derzeit viel, was er nicht verstand, doch vielleicht würde sich das eines Tages ändern.
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Yared, 15.04.2012 - Auf dem Meer
Lond en Faein, Gestade der Anderswelt, Sphäre der Mutter Yared presste die Augen fest zusammen, dann öffnete er sie, zog die Augenbrauen weit nach oben und gähnte.
Er lag mal wieder an einem Strand. Brandung umspülte ihn.
Es war still - ungewöhnlich still. Kein Wind rauschte durch die Palmen oberhalb des Strandes. Gänzlich fehlte das Kreischen von Möwen, kein Tierlaut drang an sein Ohr, nur der gleichmäßige Klang der Wellen, die auf den Sand aufliefen.
Der Kapitän rappelte sich auf, klopfte den Sand aus seiner Kleidung, bevor er bemerkte, dass beim Aufstehen kein Körnchen an ihr hängen geblieben war.
Hatte man ihn auf ein Schiff nach Myrtana gebracht, dass in einem Sturm gekentert war? Oder war er tot und dies um ihn herum war seine persönliche Version der Sphäre Beliars?
Er konnte es nicht sagen. Während er darüber nachdachte, schlenderte er auf den Urwald zu, der die unregelmäßige Bucht auf der Landseite umschloss.
Er hatte sich die Sphäre Beliars irgendwie dunkler vorgestellt, aber jeder große Philosoph mochte sich irren, wenn er behauptete den Tod zu kennen. Warum dann aber keine Möwen? Keine Tiere? Kein Wind? Gut vielleicht gab es hier keine Möwen, vielleicht herrschte gerade Flaute, aber dennoch, hier stimmte was ganz gewaltig nicht.
Schiffbruch hatte er in seinem Leben schon erlitten. Das hier war nicht normal, nur was war nicht normal ... außer dem sich nicht blicken oder hören lassen wollenden Getier?
Er drehte einen größeren Stein im Schatten einer Palme um. Die dunkel gefärbte Unterseite war feucht, aber das war dann auch schon alles. Nicht mal Insekten oder Kriechtiere gab es hier, nur stoische Palmen und Dschungelfarne, so schien es. Der Sappeur rückte den Stein wieder zurecht und setzte sich darauf.
Dann kam er darauf.
Es war ein Gefühl in der Magengegend, genau genommen ein fehlendes Gefühl. Yared verspürte keinen Hunger, auch sein Kehle schien nicht durch Salzwasser ausgedörrt. Auch die Sonne schien in nicht zu malträtieren. Im war weder heiß, noch kalt.
All das verstärkte sein Meinung, dass es sich hier wohl um etwas Transzendentes handelte. Aber war es wirklich Beliars Sphäre? Vielleicht war er am Ende nur am Halluzinieren oder er träumte.
All dies mochte im Bereich des Möglichen liegen und schon der weise, alte Wassermagier, den er einst unter der sengenden Sonne Varants getroffen hatte, hatte gesagt:
Eine wahrscheinliche Unmöglichkeit ist stets einer unwahrscheinlichen Möglichkeit vorzuziehen.
(Aristoteles)
Seltsam, dass er sich gerade an die einsame Wanderung durch die Wüste erinnerte. Damals hatte er ein Ziel gesucht. Das Ziel in diesem Szenario war klar. Er musst herausfinden, wo er war, und, was hier los war, und er würde es herausfinden - früher oder später.
Und der erste Schritt war daher nur logisch sich genauer hier umzusehen. Yared glaubte nicht daran, dass er hier gänzlich alleine war. Man war nirgendwo gänzlich alleine - nicht im Traum, nicht im Totenreich.
Eiligen Schrittes strebte der Sippenführer der Ratten auf den Dschungel zu.
Es galt ein paar unwahrscheinliche Möglichkeiten auszuschließen und er wusste nicht, wie viel Zeit er dafür hatte ...
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Candaal, 25.04.2012 - Westliches Argaan
Nachdem er an jenem Abend die Gespaltene Jungfrau kopfschüttelnd hinter sich gelassen hatte, war der Ganove den noch immer durch die Nacht hallenden Schreien gefolgt. Als er die Verbrecher schliesslich am Strand gestellt hatte, hatte seine alte Gefährtin, die Kaltblütigkeit, von ihm Besitz ergriffen. Ohne nachzudenken oder sich ihre Begründungen anzuhören hatte er sie niedergemäht. Er hätte versuchen können, sie zu besseren Menschen zu reden. Er hätte sie noch einmal mit ein paar gebrochenen Rippen davonkommen lassen können. Stattdessen hatte er sie niedergestreckt.
Er säuberte seine Waffen und setzte sich schliesslich auf einen Stein unweit der grotesken Szenerie. Aus seinem Mantel fischte er sich einen Stängel heraus und war gerade dabei jenen zu entzünden, als es im Busch raschelte und die kümmerliche Figur, welche die Schreie von sich gegeben hatte, endlich aus ihrem Versteck kroch. Sie sah sich das Massaker an, welches er an ihren Peinigern verrichtet hatte, und starrte ihn dann mit weit aufgerissenen Augen an. Sie musste ihn für ein Monster halten. Doch das stimmte nicht ganz. Ein Monster hätte unkontrolliert auf die Verbrecher eingedrescht. Er hingegen hatte keinen Streich zuviel geführt. Saubere Schnitte zierten die Körper der Toten. "Hast du Hunger? Durst?", fragte er die Frau.
Er schätzte sie auf Mitte Zwanzig. Wenn man den Schreck der Nacht auf ihrem Gesicht wegdachte, hatte sie sogar noch einige jugendliche Züge. Sie rührte sich jedoch nicht vom Fleck, sondern blieb stumm stehen. Candaal schüttelte erneut den Kopf, griff nach seinem Wasserschlauch und warf ihn ihr vor die Füsse. "Es ist kein Blut...", versicherte er ihr grinsend, bereute den Scherz jedoch bereits im nächsten Augenblick. "Du Monster!", stiess sie aus. Sie ballte ihre Finger zu Fäusten und sank zitternd auf die Knie. Einen Moment später begann sie zu heulen als hätte er ihren Bruder zu Beliar geschickt.
Der ehemalige Assassine zuckte mit den Schultern. Kaum hatte er sich wieder seinem Stängel gewidmet, schoss sie erneut hoch und schrie ihn an: "Wieso hast du sie getötet?" Er sah sie einen Moment lang an, schlug erneut den Feuerstein und beugte sich dann gleich vor, um mit den Krautstängel am Strohhalm zu entzünden. Nach einem tiefen Zug antwortete er ganz gelassen: "Sie hätten es wieder getan" - "Sie hatten keine Chance!", entgegnete sie sogleich. "Hattest du denn eine?", fragte er nach dem zweiten Zug. Bis zum letzten rauchbaren Stück kam keine Antwort mehr von ihr. So schnippte er die Überreste weg und erhob sich. "Ich bring dich jetzt zu deinem Hof", erklärte er ihr. "Nein, nein", jammerte sie. Sie fürchtete um ihre Anerkennung unter Ihresgleichen.
"Dann bringe ich dich nach Stewark. Hier kannst du nicht bleiben."