Willkommen beim Myrtanischen Boten! Dieser Gruß gilt nicht nur den Lesern, sondern auch meinem Interviewgast, der hier in einer lauschigen Ecke der Gespaltenen Jungfrau Platz genommen hat, um ein wenig von sich und seinen Erlebnissen zu erzählen. Da er schon etliche Jahre über Argaan, das Festland und Khorinis wandert - und manchmal auch auf dunklen Pfaden, die ihm sein favorisierter Gott vorgibt, so munkelt man - wird das sicher eine Menge sein. Begrüßen wir also Ceron, seines Zeichens Schwarzmagier.
Bote: Wie bei jedem, den ich bisher befragt habe, steht auch hier als erstes die Frage danach, wie du denn überhaupt ins Gothic-Rollenspiel der WoG gefunden hast?
Ceron: Runen-Lord hat sich bei der Suche nach Gothic II-Hilfe verklickt. Das Konzept war mir zuvor völlig fremd. Bevor ich zu diesem erlauchten Kreis von Geschichtenerzählern gestoßen bin, war in meinem Umfeld noch kein einziger Rollenspieler.
Bote: Das heißt also, du bist durch Gothic II mit dem „Virus“ infiziert worden. Und wo du es selbst ansprichst: Zuerst hieß dein Account Runen-Lord. Aber vermutlich fand dieser Accountname nicht den Zuspruch unserer damaligen Anmelde-Chefin meditate. Also kam flugs die Umbenennung in Ceron, oder? Und bei der Gelegenheit kannst du auch gleich einmal klar stellen, daß sich Ceron mit K ausspricht, also Keron, nicht Zeron. Für die wenigen, die noch unwissend sind...
Aber zurück zum Rollenspiel: Erzähle mal, wie deine ersten Schritte so aussahen. An was erinnerst du dich. Warum wolltest du in den ZuX und war der Weg dorthin steinig oder weich?
Ceron: Der Name hat - soweit ich mich erinnern kann - nicht meditates Argwohn erweckt. Mir selbst wurde es jedoch bald zu lächerlich zu schreiben wie "Runen-Lord" mit Leopold und Kargar in der Kneipe ein dunkles Paladiner verköstigt. Wie du richtig sagst, heißt es nicht Zeron. "Ker - on" wie Kehrtwende!
Ich war quasi ein Senkrechtstarter: Meine ersten Schritte gingen nämlich gleich den Baum hoch. Auf der Flucht vor einem Schattenläufer (Neulinge, immer groß anfangen), floh ich in das Astwerk eines Baumes beim kleinen Teich nördlich von Lobarts Hof auf Khorinis. Dort fand ich nicht nur ein Assortiment von nützlichen Tränken (wer will schon mit leeren Händen starten), sondern auch einen morschen Ast, der sich - so der Zufall es wollte - löste und den Schattenläufer, der sich seiner Mahlzeit beraubt sah, kurzerhand erschlug.
Tja, DAS hat dann den Argwohn der zwinkernden Lady erweckt und drum muss ich gleich nochmal neu beginnen mit der Erzählung:
Im zweiten Anlauf bin ich wie ein jeder Rollenspiel-Held mit zerfetzter Kleidung auf dem Leib und einem Knüppel in der Hand mitten im Wald vor Onars Hof gestartet. Empfangen hat mich Claw, der die Gnade hatte, einen offensichtlichen Rollenspiel-Neuling nicht in die Leere laufen zu lassen. Stattdessen hat er mich gefragt, wo ich denn hin wolle. Ich wollte Schwarzmagier werden - weshalb? Nunja, damals waren sie eben wirklich die Coolsten. So hat meine erste RPG-Bekanntschaft mich auf meiner ersten Reise durch das RPG ins Kastell begleitet.
Bote: Stimmt, damals waren die Schwarzmagier noch cool ...
Hey, so waren sie, die Jünger des Lee: immer hilfsbereit, um Neulinge in die Gilde ihrer Wahl zu begleiten. Und wie ging‘s denn weiter? Jetzt war Ceron also endlich im Kastell angekommen, lief denn nun alles glatt oder kam es noch zu weiteren Komplikationen? Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß das Kastell ein ganz merkwürdiger Ort sein kann, in dem harmlose Gäste sogar in Flaschen weggesperrt werden. Aber ich will nicht darüber reden. Lieber sprechen wir von dir und deinen Kastellerlebnissen.
Ceron: Zuerst habe ich mir vom Kastell die Katakomben angesehen. Zu Claw gesellte sich nämlich bald noch ein zweiter Jünger Lees, Scipio - wenn ich mich recht entsinne, den ich auf einer Kammerjägermission im Keller des Kastells begleiten durfte. Wir sollten die Schleimmonster beseitigen, die in oliries Labor aus den Abflüssen quollen. Ich schätze, ich habe dabei nur die Fackel gehalten.
Etwas weniger harmonisch klangen die ersten Takte mit den Bewohnern des Kastells. Kurz vor mir war eine Garde von „jungen“ Postern vor die Tore des Kastells getreten, die sich bereits tief in ihre Geschichten verstrickt hatten. So begannen meine Wanderjahre eigentlich schon, bevor ich meine Lehrjahre wirklich begonnen hatte. Ich denke man konnte mich durchaus als Außenseiter bezeichnen - im Kastell, nicht im Rollenspiel. Denn obwohl ich meine Magielehren größtenteils alleine in der Bibliothek abhandelte, kannte ich in Windeseile den halben Hof und ging auch im Sumpflager ein und aus.