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07 Fossilien aus der Kreidezeit

Bote: Da ist natürlich etwas dran. Letztendlich motiviert eine packende Spielvorlage eben mehr Spieler, sich auch am Foren-Rollenspiel zu versuchen. Nun, da wir die Unzufriedenheit über das verkorkste Arcania besprochen haben, gibt es denn Dinge, die dich auch am Rollenspiel im Forum nicht zufrieden stellen? Seien es die Skills oder die Gildeneinteilung, also regeltechnische Sachen, seien es die Probleme der gemeinsamen Schreiberei mit anderen Leuten zusammen oder seien es ganz andere Sachen ...

Ceron: Es gibt sehr vieles, was mir gefällt. Ich finde die Rückkehr zu einzelnen Zaubern gut - über die Wahl kann man sich ja bekanntlich streiten. Das Skillsystem hatte zwar immer kleine Macken und unglückliche Formulierungen, aber im Großen und Ganzen hat es funktioniert. Ich denke, niemand möchte hier meine Ausführungen zu einzelnen Skillgruppen lesen.

Stattdessen möchte ich einen Punkt ansprechen, der mir schon seit Gothic 3 am Herzen liegt: Kriege funktionieren nicht im RPG. Man hat es auf dem Festland gesehen und auch auf Argaan bereits erprobt. NPC-Schlachten werden zu Regelklauberei und führen zu Diskussionen über realistische Truppengrößen und Desinteresse am gemeinsamen Posten, das auf Gegenseitigkeit beruht. Wenn wir das nächste Mal eine Welt zurechtschmieden, sollten wir darauf achten, Platz für eine gute Kneipenprügelei zu lassen. Heute können ja Gardisten und Klingen keine drei Worte mehr wechseln, ehe einem ein Bolzen aus dem Hals ragt.

Bote: Mhm, dabei wurde doch mit der Gespaltenen Jungfrau (getreu dem Vorbild der Toten Harpyie damals während Gothic II) wieder eine waschechte Kneipe auf neutralem Territorium geschaffen. Sogar mit ner knurrigen Wirtin. Da können sich doch alle nach Herzenslust verprügeln und danach wieder mit blutenden Nasen und dem Hochgefühl des verdienten Sieges (oder auch nicht) nach Hause trotten.
Leider wird dieses Angebot ja so gar nicht benutzt. Liegt das vielleicht daran, daß sich der Anspruch an die Geschichten im Rollenspiel gewandelt hat? Eine ordinäre Kneipenschlägerei gilt heute anscheinend nichts mehr ...

Ceron: Wer reist denn schon einmal durchs Weißaugengebirge, vorbei an feindlichen Garnisonen, um sich nach zwei Reisetagen mit seinem Todfeind eine kleine Prügelei zu liefern? Ich denke nicht, dass die Nachfrage nach der Schlägerei gesunken ist. Ich glaube die Kosten sind gestiegen. Dazu kommt natürlich, dass sich die Alten je länger je mehr zu ernst nehmen. Würde ein hochdekorierter Paladin (sofern es noch einen Aktiven gibt) sich mit einer Klinge prügeln? Wohl kaum und dasselbe gilt auch für viele andere Paarungen. Als Poster von Ceron könnte ich durchaus nur ein Skelett beschwören, das mir den Gardisten vom Hals hält, während ich im Kräutergarten des Ordens ein paar Kronstöckel pflücke. Ich könnte aber auch eine Dämonenschar hervorrufen und damit die halbe Stadt leerfegen. Mir kommt es vor, als hätten wir uns in den letzten Jahren immer weiter in Richtung Letzteres bewegt.

Bote: Das führt uns letzten Endes dahin zurück, daß die Masse an Neueinsteigern fehlt, die unbekümmert auch in unteren Rängen ihren Spaß sucht - wie zum Beispiel in ganz profanen Kneipenschlägereien ohne große Konsequenzen, einfach nur und des augenblicklichen Spaßes willen. Mit Arcania hat sich das Rollenspiel wohl noch weiter zum Forum für alte Hasen entwickelt, denen solch einfache Sachen wie eine Prügelei mit der verfeindeten Gilde kein erstrebenswertes Ziel sind. Vermutlich wird also auch in Zukunft in der Gespaltenen Jungfrau eher Totenstille herrschen als wildes Gekloppe. Um das Interview nach all diesen tiefschürfenden Fragen noch zu einem optimistischen Ende zu bringen: Du hast ja auch einen ZA, Candaal. Was kannst du uns über ihn erzählen? Welche Stellung nimmt er ein, wofür wird er benutzt und welche Pläne hast du mit ihm noch?

Ceron: Damit wären wir am Anfang eines zweiten Interviews, schätze ich. Candaal ist aus dem Poststrudel geboren, den die Assassinenschwemme hervorgerufen hat. Der Schreiber war älter, als er diesen Charakter konzipiert hat. Er kannte das Rollenspiel bereits und konnte seinen Helden schon von Anfang an so platzieren, wie er ihn sich vorstellte. Dies hat Vor- und Nachteile. Viele ZAs werden schnell überheblich - denn man weiß ja, wie der Hase läuft. Candaal bildet dabei keine Ausnahme. Sein Charakterkonzept ist dem Mitposter auch nicht wirklich einfach zu erklären. So einleuchtend ist es ja auch wirklich nicht, dass ein Gestaltenwandler sich mit anderer Aufmachung und veränderter Gestik glaubhaft als völlig andere Person präsentieren kann. Um es in Gilbert Rottinghams Welt zu veranschaulichen: Ein leichtes Mädchen konnte mit Phillip Freimann, Wun Aba, Gerar Sonnenlicht, Gilbert Rottingham selbst und Wendel Thoke fünf Kerben in ihren Bettpfosten treiben - Candaal konnte nur einen Strich verbuchen.

Candaal ist offensichtlich nicht das Ventil für wilde Zaubereien und wundersame Heilungen. Er hat einen ganz anderen Reiz als Ceron. Seine Pläne möchte ich hier genauso wenig ausbreiten wie die Dinge, die ihn zum Ticken bringen. Das leset selbst oder wartet auf das Interview mit Candaal in ein paar Jahren.

Bote: Wir werden vielleicht darauf zurückkommen. Bis dahin mag uns diese eher kryptische Beschreibung neugierig machen auf Candaal, Wendel Thoke oder wie er sich sonst noch nennen mag.
Und damit sind wir auch am Ende unseres Interviews angekommen. Mein Dank geht an Ceron, der sich geduldig meinen Fragen stellte.

(--Dumak)

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