Bote: Ich habe mal ein wenig nach Quests recherchiert, an denen zu teilgenommen hast, aber da ist mir nur
„Der Heiler“ von 2006 aufgefallen.
Weißt du noch, welche Handlung damals beschrieben wurde und der alles teilnahm? Hast du besondere Erinnerungen an diese Quest?
Ferox: Puh. Nicht wirklich. Ich weiß noch, dass es eine Ring-Quest war, also vom Ring des Wassers, Drakk hat teilgenommen, wir zwei haben darin am meisten zusammengepostet. Ich glaube, ich hab währenddessen bei Kaligulas Zweihand gelernt. Außerdem weiß ich noch, dass sie kurz vor Silvester geendet hat. Dieses Silvester feierten Drakk, Elfaire, Succa, Dragonsword und ich bei Kaligulas und Balbero zu Hause in Flintbeck oben im Norden. Und es ist müsste dasselbe Silvester sein, an dem auf Gothic 3 umgestellt wurde; wir verpassten folglich einen großen Teil davon. – Die Quest endete damit, dass wir durch die Kanalisation nach Khorinis zurückkehren mussten, weil die Orks über den Hafen eingefallen waren – Draconiz, damals General, hat uns damals verraten und war seitdem als Assassine Mitglied des Zirkels und außerdem Ferox' einziger Erzfeind, dem er das Todesurteil ausgesprochen hatten. – Ferox hat das damals sehr getroffen, weil er den Posten des Statthalters von Khorinis bekleidete.
Es ist in der Tat die einzige Quest, an der ich mit Ferox teilgenommen habe, weil ich nicht viel von dem Prinzip des Auf-Quest-Gehen halte und gehalten habe. Das normale Rollenspiel bietet und bot meiner Meinung nach so viele Möglichkeiten, die nicht ausgeschöpft wurden, und so viel Raum, dass ich das unnötig fand; für mich ein unbegründbares Heraufspielen irgendwelcher Nebenher-Geschichten. Darum war ich auch sehr dafür, dass für Quests irgendwann ein eigenes Forum geschaffen worden ist, weg vom richtigen Rollenspiel. - Was mich zu dieser einen Ausnahme gebracht hat, weiß ich aber nicht mehr.
Bote: Das waren bewegte Zeiten: Verrat und Turbulenzen wühlten die Gothic-Welt auf. Hat dich denn die Veränderung durch Gothic 3 im Rollenspiel angesprochen? Empfandest du die neue Welt als gelungen und das Rollenspiel darin als gleichwertig mit dem bisherigen, basierende auf Gothic II, auf Khorinis?
Ferox: Nein. Zu groß war die Welt, zu groß die Veränderungen zum Spiel, das Spiel zu unterschiedlich von den Vorgängern – ich hab es auch nicht durchgespielt, in der Wüste hat es mich nicht mehr gepackt. Die Wüste hat meines Wissens auch Ferox nie betreten.
Von allen Abweichungen hat mich am meisten die Rolle der Gilde Innos‘ im RPG gestört. Ich hätte mir Rebellen gewünscht, das wäre anders gewesen. Es hätte einen echten Grund zum Kampf gegeben. So hatten wir Vengard. Intakt. Ohne Barriere, die ich im Spiel als Rekurrenz auf den ersten Teil sehr gerne gesehen habe. Ich hätte sie gerne im Rollenspiel gehabt, ohne diese Fixiertheit auf einen imaginären König, dessen Rolle niemand ausfüllen konnte.
Wohl gefallen hat mir die Wiedervereinigung mit den Feuermagiern und der Wachstum des Paladin-Ordens. Die Suche nach den Kelchen und, dass die Magie etabliert wurde. Auch das Bündnis mit den Clans mochte ich wirklich. Mir gefiel Nordmar überhaupt sehr gut, Ferox ist häufig dort gewesen, was auch meine eigene Präferenz des Kalten hervorgebracht hat. Es schien mir geradezu idyllisch dort, auf eine eigene Weise.
Kurz gesagt: ich fühlte mich dort wesentlich weniger zuhause als auf Khorinis. Eine entsprechende, passendere Umsetzung kann ich mir aber auch nicht oder höchstens nur in Details vorstellen.
Bote: Woran lag das? Fehlte das Heimelige, das Überschaubare, als die Welt plötzlich so riesengroß wurde und ein ganzes Königreich umfasste? Man konnte ja jetzt nicht mehr einfach in die nächste Taverne laufen und dort Mitglieder aller anderen Gilden treffen. Oder waren die Fraktionen in ihrer Rolle zu festgelegt? Oder gab es ganz andere Gründe dafür?
Ferox: Kann ich nicht sagen. Es ist vermutlich die Mischung, der natürlich schleichend die Abnahme meiner eigenen Aktivität hinzu getreten ist. Ich hatte wahrscheinlich auch einfach keine Lust, so viel Eigenes zu schaffen. Mir gefiel es, in die fertige Welt Khorinis einzutreten und mitzumachen, mich darin hochzuarbeiten. Aufs Festland ist Ferox als fertiger Charakter gesegelt, zwar mit Aufgaben, aber für mich zu großen, zu vielen, die ich nicht mit Herzblut betrieben habe, obwohl die Möglichkeiten riesig waren. Andere haben das gemacht, Francoise und Lopadas auf unserer Seite fand ich super, auch die Entwicklung des Waldvolks gefällt mir sehr gut.
Außerdem kannte ich die Spielwelt nicht bis in den kleinsten Winkel wie Khorinis. Ich verband nichts mehr damit, nichts mit den Rollen der Gilden. Die Orks als globalen Feind einfach so hinzunehmen – ich weiß nicht. Mir kam der Konflikt weniger real vor.
Bote: Ja, es ist tatsächlich so, daß mit der Umstellung auf Gothic 3 ein wenig die Feindbilder zwischen den Gilden verwischten. Noch aus Gothic war bis in die Gothic II-Zeit das latente Anderssein jeder Gilde in Bezug auf die anderen hinübertransportiert worden. Noch auf Khorinis waren vor allem Die Jünger des Lee und die Gilde Innos' die Hauptantagonisten. Orks gabs zwar auch irgendwie nebenbei, aber die spielten nicht die Hauptrolle. Nun alle zusammen auf einen gemeinsamen Feind zu blicken, hat natürlich die Unterschiede etwas verwischt.
Aber da du gerade das Waldvolk erwähnt hast. Dort bist du ja mit deinem erfolgreichsten Zweitaccount, Lina Suavis, seit vielen Jahren unterwegs. Was hat dich denn gerade am Waldvolk fasziniert, um dort mit einem weiteren Account mitzumischen?
Ferox: Lina ist ja weit älter als der Wald. Auch älter als Gothic 3. Mir hat die Rolle des Zirkels in der Wüste so wenig gefallen wie die Wüste an sich. So sehr ich mit ihr die Freiheit des Zirkels auf Khorinis mochte und ausgelebt habe, so sehr wirkte die Wüste beschränkend. Das ist auch ne Sache der Charakterentwicklung; Lina hat als Rebellin angefangen, das Chaos suchend, also Beliar, der Zirkel war da die Anlaufstelle. Irgendwann waren dort die Leute weg, die ich kannte: Rena, Rhodgar, Horax, Ray, Mäxchen, Troan und ich hatte keinen mehr zum Posten. Außerdem hatte ich das Gefühl, nicht weiterzukommen, niemals Rang 6 zu erreichen. Lina war ja bestimmt fünf Jahre lang Rang 5 und ich kannte die Regeln, dass nur Rang 6 wird, wer etwas leistet – fand ich auch richtig so, ich sah für mich nur nicht diese Möglichkeiten im Zirkel. Also zog ich weiter.
Der Wald gefiel mir gut, sie wirkten jung, hatten keinen Lehrmeister für Heilung und ich sah dort eine Rolle für mich. Dort herrschte außerdem Freiheit von allen anderen, wie vorher im Zirkel. Hinzu kam die angesprochene Charakterentwicklung: Lina ist erwachsener geworden und wollte sich für andere einsetzen, als Heilerin hin zum Leben, weg vom Tod.
Auch sah ich als Spieler die Möglichkeit, mich dort eher einzubringen als in der GI, deshalb war ich anfangs sehr aktiv, aktiver als mit Ferox.