Wappen: Ganz sicher besitzt die Stadt Khorinis ein eigenes Wappen. Doch in den Wirren der letzten Jahre ist die Kenntnis darüber stark verblasst. Die Paladine Myrtanas haben ihre Wappen dagegen in das Gedächtnis der Einwohner gebrannt: Das rote Kreuz Myrtanas mit fallendem Flammenschnitt und der goldene, schwerttragende, schreitende Löwe auf dem Speichenrad, das Zeichen der königlichen Paladine. Doch einst wehte auch ein stolzes Wappen der ebenso stolzen Stadt von deren Türmen. Dunkel nur ist die Erinnerung an ein Wappen auf goldenem Grund, das vor langen Jahren überall bekannt war als Zeichen der reichen Stadt Khorinis. Falls meine Nachforschungen Resultate zeigen sollten, werde ich diese hier nachtragen.
Lage: Weit westlich des myrtanischen Festlandes liegt die Insel Khorinis. Auf ihr die alte Stadt gleichen Namens. Ob die Insel nach der Stadt oder die Stadt nach der Insel genannt wurde, weiß heute niemand mehr. Khorinis befindet sich jedenfalls am Westufer der Insel, die die östliche Grenze des Myrtanischen Meeres bildet. Die Insel und die Stadt gehören schon so lange zum Reich Myrtana, daß sie seit alters her als Teil Myrtanas angesehen werden. Hinter der Stadt erstreckt sich ein fruchtbares Hinterland mit verstreuten Bauernhöfen, weiter südlich im Gebirge liegt das berühmte Minental, das größte Vorkommen des magischen Erzes, das Myrtana reich und mächtig gemacht hat und doch fast sein Untergang war.
Khorinis ist in drei Stadtteile gegliedert. Im Viertel, das sich rund um den Hafen erstreckt, leben Tagelöhner, Fischer, arme Leute. Ihre schiefen Buden werden von den Lagerhäusern am Hafen überragt. Das Viertel der Handwerker verfügt hingegen über gepflasterte Straßen und stattliche Häuser, denn alle, die ein Handwerk beherrschen, können hier gut verdienen. Hier findet sich auch der Marktplatz. Im Oberviertel hingegen leben die reichen Kaufleute, abgeschottet von allen anderen. Ganz Khorinis ist von einer hohen, turmbewehrten Mauer umgeben.
Geschichte: Die Anfänge der Stadt liegen im Dunkel der Geschichte. Alte Mauern und Reste unter der heutigen Stadt deuten auf ein hohes Alter hin, ebenso einige halb zerfallene Grabsteine auf der Insel, auf denen von alten Grafschaften die Rede ist. Seit langem gehört Khorinis zum Reich Myrtana und sorgt mit seinen Handelskontakten und besonders dem Erzhandel für einen steten Strom aus Münzen in die Kassen des Reiches.
So konnte es auf immer weiter gehen, doch nichts ist für die Ewigkeit eingerichtet auf dieser Welt, nur die Götter. Von den Stürmen, die sich über dem Reich zusammenbrauten, blieb auch Khorinis nicht verschont. Das Erz des Minentals und eine alte Prophezeiung zog die Orks aus einem fremden Land auch auf die Insel Khorinis und sie eroberten und plünderten die Stadt vor sieben Jahren. Die Bewohner flohen gemeinsam mit den Paladinen des Königs vor der orkischen Übermacht. Seitdem ist der Ruhm der Stadt verblasst, sie selbst ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und auch Myrtana scheint sie nicht mehr zu beachten, denn das Reich hat seit seinem Wiedererstarken nichts unternommen, um auch die Insel Khorinis wieder zurückzugewinnen. Seine Kräfte sind auf den südlichen Inseln gebunden. So sind seine Bürger auf sich gestellt. Fatal, denn noch immer durchstreifen Orkbanden die Insel und sorgen für Unsicherheit. Die Erzförderung ist zum erliegen gekommen.
Wirtschaft: Das südlich von Khorinis gelegene Minental mit seinen reichen Erzvorkommen kann zweifellos als Hauptgrund für die Entwicklung der Stadt genannt werden. Schon seit langem ist das Erz und besonders das daraus geschmolzene Eisen das wichtigste Handelsgut der Stadt gewesen. Da das Erz strategisch so wichtig ist, wurde Khorinis schon früh dem Myrtanischen Reich einverleibt und der Erzhandel ein königliches Regal, das gegen Pacht in die Hände einiger Kaufmannsfamilien gelangte. Eine flotte aus Handelsschiffen brachte das Erz ans Festland von Myrtana und besuchte alle Häfen der bekannten Welt, um begehrte Waren überall dort zu kaufen, wo sie gewöhnlich und daher billig zu haben waren, um sie in anderen Weltgegenden, in denen es an ihnen mangelte, mit großem Gewinn zu verkaufen. Dieser Handel ließ die Stadt aufblühen und reich werden. Sie wurde zum Ziel von Händlern und Besuchern aus aller Herren Länder. Und jeder ließ einige Münzen hier.
Damit nichts den Handel störte, unterhielten die Könige von Myrtana eine starke Garnision in der Stadt - und auch direkt im Minental, wo Strafgefangene das kostbare Erz unter den wachsamen Augen vieler bewaffneter Wächter schürften. Denn mit dem Geld aus dem Handel kam der Luxus und seine Bedürfnisse. Und so entstand das geflügelte Wort, das noch heute jeder kennt:
"Wenn du etwas suchst und nicht weißt, wo du es finden kannst,
dann geh nach Khorinis - dort wirst du es ganz sicher kaufen können."