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07 Fossilien aus der Kreidezeit

Ein neuer Tag ... und nichts hat sich geändert. Doch halt, nein, wo ich gerade meine müden Füße vor der Taverne ein wenig vertrete und die kalte Morgenluft meine Lebensgeister weckt, läuft mir doch eine dieser für gewöhnlich dunkel gewandeten Gestalten über den Weg: Ein Jünger Beliars, Nicolei mit Namen, wenn mich nicht alles täuscht. So eile ich denn, gar nicht faul, diesem Besucher entgegen, in der freudigen Vorahnung, hier ein weiteres Fossil ausgegraben zu haben.

Bote: Halt, nicht weglaufen! Für eine Plauderei ist doch immer Zeit. Erlaube mir zuerst die obligatorische Frage nach dem Weg, der dich ins Rollenspiel der World of Gothic geführt hat. Deinen ältesten Posts nach zu urteilen, hast du dich ja sofort ins Rollenspiel gestürzt, das sieht demnach nach einer gezielten Anmeldung für das Rollenspiel aus. Andere kamen ja eher über Fragen im Hilfeforum oder ähnliche Wege hierher. Wie war das bei dir, was hat sich auf Gothic allgemein und das Rollenspiel im Besonderen aufmerksam gemacht?

Nicolei: Ich fand recht schnell in das Forum, ja. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr so genau was mich in das Forum geführt hatte. Wie die meisten habe ich erst einmal mitgelesen und mich so etwas eingefunden. Hab mich in den Foren schlau gemacht, was andere im Spiel selbst entdeckt hatten, was ich vielleicht nicht gefunden habe. Meine Anmeldung war wirklich nur für das RPG gedacht. Mir gefiel der Gedanke in dieser Welt, die mich seit dem ersten Teil begeistert hat, etwas selbst zu erfinden, mich sozusagen selbst einzubringen und meine eigenen Ideen zu verwirklichen. Und da ich auch damals schon eine schwäche für das Schreiben hatte, war es einfach einen Versuch wert und ich denke er hat sich gelohnt.

Gothic war eins meiner ersten Spiele, abgesehen von 2D spielen. Gothic war für mich mein einstieg in das Thema Rollenspiele und auch Fantasy. Es war für mich damals ein Blindkauf. Ich wusste wirklich nicht was mich erwartet. Aber es hat etwas in mir ausgelöst. Die ersten beiden Teile sind für mich noch immer eine der schönsten Spiele die ich gespielt habe. Mir gefiel von der Story, über die Charaktere, bis hin zu den Möglichkeiten des Spielverlaufs. Es stimmte einfach alles an diesem Spiel.

Bote: Als ich deine ersten Posts gesucht habe, ist mir aufgefallen, daß sich erstaunlich viele davon in der berühmt-berüchtigten Soljanka befinden. Du bist also einer der Fälle, bei denen sich ganz offensichtlich eine gewaltige Entwicklung abgespielt hat, was zum Beispiel die Fähigkeiten von Formulierung und Ausdruck betrifft. Du sagst ja, du hattest schon damals eine Schwäche für das Schreiben. Denkst du, daß dir das Schreiben im Rollenspiel weitergeholfen hat, daß es für dich auch eine Art Übung war?

Nicolei: Ja, das muss ich eingestehen. Als ich angefangen habe ist so gut wie jeder Post von mir in die Suppe geflogen und ich muss sagen: zurecht. Ich hab mich doch schwer getan am Anfang Fuß zufassen. Mich für war das Posten komplexer Handlungen eher Fremd, das was ich für mich geschrieben habe (war zwar auch nicht auf heutigem Niveau), aber es war nicht so, wie soll ich sagen, es war anders. Hier hatte ich Dinge auf die ich achten musste, was ich oft nicht tat. Ich war auch noch recht jung und wollte gleich alles haben. Lady Samantha hat mich dann unter ihre Fittiche genommen, mir paar Tipps gegeben, wie ich was schreiben könnte. Ich denke, wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich aufgegeben. Eine Entwicklung hat es gegeben ja, wenn ich an meine Anfangszeit zurückdenke sehe ich den doch sehr großen Unterschied. Thematisch wie auch Sprachlich.

Das Rollenspiel hat mir dabei sehr geholfen. Es war eine sehr gute Übung, wie ich Dinge beschreiben kann, Interaktion mit anderen Rollenspielern, darauf achten, dass diese womöglich ganz anders sind als mein Charakter. Ich tat mich mit solchen Überlegungen und Weiterdenken eher wirklich schwer. Das kam erst einige Zeit später. Es war ein steiniger Weg, in gewisser Weise. Aber es freut mich doch zu sehen, dass aus dem jungen Kind, noch was geworden ist.

Bote: Hehe, das freut wahrscheinlich noch mehr Leute.
Denkst du, daß es damals, vor zehn Jahren, schwieriger war, ins Rollenspiel als Neuling einzusteigen und sich zurecht zu finden, als es das heute ist oder hat sich deiner Meinung nach an den grundsätzlichen Einstiegshürden wie Grundlagenwissen über das Funktionieren des Foren-RPG oder die an die Teilnehmer gerichteten Erwartungen, die diese kennen müssen, nicht viel geändert? War damals die Chance, zu scheitern, höher als heute?

Nicolei: Ich denke dass die Möglichkeit schwerer war. Es ist heute eine andere Zeit, viele meine Freunde hatten noch ein 56K Modem als ich angefangen habe. Man wuchs nicht mit dem Internet auf. Ich denke, dass die jungen Menschen sich viel besser mit so etwas auskennen, viel mehr Ahnung davon haben, als ich zu meiner Zeit. Natürlich macht das aus keinem von Anfang an einen perfekten Schreiber, aber es ist ein anderes Grundwissen da. Für mich war das alles absolutes Neuland. Ich denke meine Generation war auch noch nicht so reif und es war alles ein wenig anders. Heute hat jedes Handy Internetzugang, man hat Facebook. Man hat schon früh einen Umgang mit dem Thema Schreiben. Auch wenn es nur Status-Nachrichten sind. Ich denke, die Jugend ist meinem Ich von damals einen großen Schritt voraus. Ob das nun gut ist, oder nicht ist ein anderes Thema. Aber ich denke für die jungen, die sich für das RPG Interessieren ist es doch einfacher. Es ist ein ganz neuer Bezug dazu da, der mir in meiner Zeit gefehlt hat.

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