03 Königreich Argaan



Brief an einen Fernhändler

Werter Meister,

seit nunmehr zwei Jahren hüte ich bereits euren Stand in Setarrif und habe Euch stets mit guter Ware und reichlichen Gewinnen zufrieden stellen können. Während dieser Zeit hab ich Euch nie um etwas gebeten und demütig meine Pflicht erfüllt, doch nun möchte ich mich flehentlich an Euch wenden. Bitte Meister, bitte erlaubt mir zurückzukehren und mich wieder in eurem Kontor zu verdingen. Erfüllt mir diesen einen Wunsch und sendet einen Nachfolger, auf das ich von dieser Stadt befreit werde. Zwar mag ich mich an die unsicheren Zeiten hier gewöhnt haben, an den drohenden Krieg, das ständige Misstrauen und den Hunger in den Armen Vierteln, doch ertrag ich diese Stadt nicht länger. Nicht die Diebe und Taugenichtse sind es, die mir das Leben schwermachen, dergleichen findet man wohl in jeder größeren Stadt, wahrhaft Unerträgliches treibt mich aus der Heimat der goldenen Kuppeln, auch wenn die Stadt stets gute Geschäfte versprach.

So erzählt man sich von einem Ork im Kerker und von Zeit zu Zeit erschallt sein wütendes Geschrei, welches mir das Blut in den Adern frieren lässt und mir den Schlaf raubt. Sie füttern ihn mit Kindern, so flüstert man in den Gassen und die Vorstellung allein lässt es mir Übel werden. Deshalb holt mich hier fort Meister. Länger ertrag ich es nicht. Die Gestalten, die sich hier tummeln. Magier, die sonderbare Zauber wirken, Menschen von sonderbarer Gestalt und beängstigendem Gehabe. Erst kürzlich sah ich einen, der war bleich wie der Tod und trug kein einziges Haar am Leib. Welche schlimme Magie, mag ihn so verunstaltet haben? Ist er überhaupt ein Mensch? Angst begleitet mich auf Schritt und Tritt. Selbst von hochrangigen Würdenträgern der Stadt hört man Beunruhigendes. So sollen der Akademieleiter und ein Streiter des Königs sich gar sonderbar verhalten haben. Wie Betrunkene oder Verwirrte sollen sie durch die Straßen gelaufen sein, sinnlos redend und unverständlich handelt. Wer weiß, was hinter den Mauern Akademie und der Paläste der Stadt vor sich geht.

Ich bitte Euch erneut, holt mich fort aus dieser Stadt. Länger ertrag ich es nicht.
Mit ergebensten Grüßen