Ein Sturm wird kommen...
Es wird Frühling in Thorniara, doch für einige Schwarzmagier scheint der dunkle Winter nicht zu enden. Ein kalter, feindlich gesonnener Wind streift über ihre Gemüter. Er steigert sich schon bald für sie zu einem eisigen Sturm und droht diese Bewohner des Kastells unter einer dicken, tödlichen Schneedecke zu begraben. Die wärmenden Strahlen der Sonne scheinen so fern.
Noxus Exitus und Olivia Rabenweil mögen für den oberflächlichen Betrachter, als ein ungleiches Pärchen erscheinen, doch eine gemeinsame Reise ins ferne, unwirkliche Varant hat diese beidem Schwarzmagier zusammen gebracht. Auf ihrer Heimreise sammelten sie den ehemaligen Hohepriester Hirni und die bezaubernde Elfaire auf Khorinis ein. Doch nun sind sie im Nest des Feindes gestrandet. In der Stadt Thorniara stand ihr Aufenthalt von Anfang an unter keinem guten Stern.
In einer stürmischen Nacht kreuzte die Schwarze Taube, ein varantischer Schnellsegler auf dem Noxus und Olivia nach Argaan übersetzten, vor der Küste Thorniaras. Das Land war, nach Angaben eines Matrosen, noch nicht in Sicht. Doch man erwartete schon bald die Einfahrt in den Hafen. Der dreimastige Segler befand sich auf einem direkten Kurs. Immer hin hatte das Schiff sehnlichst erwartete Nahrung für das hungernde Thorniara an Bord.
Es war zur Zeit des Wachwechsels, da durchfuhr ein kräftiger Ruck die Taube. Alarmiert eilte die Mannschaft an Deck, doch musste dort tatenlos zusehen wie sich gewaltige Fangarme um den Rumpf des Schiffes schlangen. Verzweifelt begann ein Kampf auf Leben und Tod. Mit einfachen Gerätschaften wie Enterharken und Belegnägeln aber auch Schwertern und Äxten begann der verzweifelte Wiederstand. Doch gegen die kräftigen Arme des Kalmaren, der mehrere Männer mit Leichtigkeit von Bord fischte, schien keine Waffe wirkungsvoll. In schwerster Stunde wurde Beliar angerufen und der Dunkle Gott erhörte sie.
Es befanden sich vier Mitglieder des Zirkels an Bord. Mit enormer Kampfkraft und schwarzen Zaubern setzten sie dem Ungeheuer zu. Verkohlte oder gekappte Arme schlugen über das Deck. Immer mehr geriet das Untier in Raserei, riss sogar den Besanmast (hinterster Mast) aus dem Schiff, ließ aber dennoch nicht von seiner Beute ab. Erst die riskante Idee, das große Tier in einem der herumliegenden Segel zu fangen, lenkte es so sehr vom Rumpf ab, dass die tapferen Seemänner es schließlich mit Harpunen und Harken erlegen konnten. Triumphierend wurde der schwere Kadaver geborgen und schwer angeschlagen schleppte sich die Taube und ihre müde Mannschaft noch in den Hafen nach Thorniara.
Dort angekommen erregte der schnell verwesende Kadaver schon bald große Aufmerksamkeit. Diese lenkte zwar von der zweifelhaften Fracht des Seglers ab, die sich sobald die Männer der Miliz das Schiff betraten, in den Schmugglerklappen versteckten, gleichzeitig veranlasste es aber auch immer wieder neugierige Augen, das Schiff nicht unbeobachtet zu lassen. So war es nur dem in Thorniara unbekannten Hirni und seiner Gefährtin Elfaire das Schiff zu verlassen. Noxus und Olivia waren weiterhin dort gefangen.
Es dauerte viele Tage bis zu mindestens Olivia in einer Tarnung das Schiff verlassen konnte. Sie musste einen Weg finden, wie es möglich war, dieses Nest der roten Ratten lebend zu verlassen. Denn einfach aus dem Tor heraus zu spazieren war nicht möglich. Doch selbst wenn dies bewältigt werden sollte, ohne das die gesamte verfügbare Stadtwache ihnen auf den Fersen wäre, dann stünde diesen beiden Magiern immer noch dunkle Wälder voller Räuber, Orks und Echsen gegen über.
Diese Erfahrung mussten schon bald auch Hirni und Elfaire machen, als sie im Bluttal auf das Fort der Räuber stießen. Jedoch sind Räuber, die bei einem Reisenden nichts rauben können häufig erstaunlich gastfreundlich. So war es nicht verwunderlich, dass diese beiden schon bald am Feuer saßen, billigen Alkohol genossen und Anschluss bei Piraten fanden.
Nur der steifärschige Rotrock, seines Zeichen Kerkermeister, sollte Probleme machen. Als er die Schwarzmagier fand, hatte er wohl schon zu tief in die Flasche geschaut. Er holte Hirni und Madlen zu seiner Hütte und schon bald warf er mit haltlosen Beschuldigungen um sich und wurde sogar der Dame gegenüber zudringlich. Es mag schon fast so scheinen, dass die Milizionäre aus Thoniara einfach nicht verstehen können, dass sie gegen den Freiheitswillen des Restes der Bevölkerung nichts entgegen zu setzen haben. Diesem besonders begriffsstutzigen Exemplar machten Madlen und Hirni dann eben ohne Worte klar, dass sein Weg nicht der Richtige sein konnte.