Ein junger Nomade zu Zeiten der Belagerung.
Eigentlich hatten wir ja gar nichts zu tun mit dem ganzen Schlamassel. Wir wohnten weit weg, in Al Shedim. Was kümmerten uns da die Kriege in Midland? Ob nun die Königstreuen oder die Orks gewannen, das war für uns nicht weiter wichtig. Wir hatten unsere eigenen Feinde, für die wir unsere ganze Kraft brauchten. Abtrünnige Nomaden, Assassinen… da blieb nicht mehr viel übrig um gegen Orks zu kämpfen.
Und doch sind wir aufgebrochen, die Königstreuen zu unterstützen. Und bei den Göttern! Was war das für ein Anblick, als wir eintrafen. Vengard war schon belagert. Massen von Orks hatten sich ausgebreitet wie eine Seuche, wie ein Feuer, das alles verzehrte. Sie hatten ihre dunklen Zelte aufgeschlagen und ihr Gestank wehte über die ganze Ebene. Sie strahlten archaische Kraft aus, und bei allem was mir heilig ist – ja, ich hatte Angst! Todesangst. Und ich bin mir sicher, dass es den Vengardern nicht anders ging. Was war das für ein Anblick. Von fern sahen sie aus wie ein Haufen Ungeziefer. Doch dann habe ich den ersten Ork aus der Nähe gesehen: Zwei Schritt groß, ein Berg von Muskeln mit grobschlächtigen Waffen und einer Entschlossenheit die Stein zertrümmern konnte. Wir sind nur knapp mit dem Leben davongekommen, damals. Und dieses Ungeheuer saß hundert- und tausendfach vor den Toren Vengards und hielten die Königstreuen in der Stadt gefangen. Man kann sich heute kein Bild mehr davon machen, über die Situation der Städter und mir selbst kommt es heute noch sehr unwirklich vor. Es war im Grunde ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen, wenn man drüber nachdenkt. Die Angst saß einem ständig in den Knochen. Die Angst, von einer Patrouille erwischt zu werden. Die Angst zu verlieren. Die Angst verloren zu gehen. Es war ein Leben in ständiger Angst, hinter den Reihen der Orks und wir hatten in unserem jugendlichen Eifer ein verdammtes Glück, dass wir lebend rausgekommen sind.
Aber zur Hölle – wir haben ja doch gewonnen! Es war zwar nicht unbedingt unser Verdienst, aber wir wissen, dass wir das richtige getan haben. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber wenigstens ein Tropfen, wo andere Quellen versiegen. Wie waren die Quelle aus der Wüste.
(Adrastos)