Die Eroberung Kap Duns
Es war ein schneeregnerischer Tag des letzten Jahres, als sich die Königstreuen mit einem nicht allzu kleinen Heer vor den sich mehr oder minder gut in Schuss befindlichen Palisaden Kap Dun sammelten, um diese Stadt des Küstengebiets, wie zuvor auch Ardea, dem Orkimperium zu entreißen – und das war damals noch groß, das komplette Mittelland mit Ausnahme von Silden, Vengard und eben dem kleinen Fischerdorf Ardea. Selbstverständlich hatten die Offiziere Rhobars II einen vernünftigen Schlachtplan entworfen, zu dem eben auch genau dieser Tag gehörte, denn nach der großen Flut war es um den einstigen Haupthafen der orkischen Flotte nicht so wirklich gut bestellt: Galeeren waren keine im Hafen, wie vorhin schon erwähnt gab es eine beschädigte Palisade und so wirklich hochgerüstet war das Dorf auch nicht – alles im allem ein durchaus guter Start, wenn man so ein Dorf angreifen wollte. Und einen guten Plan gab es auch noch, denn es folge ein Angriff von drei Seiten: Zuerst einmal mit der Hauptstreitmacht auf dem einzigen Weg, wie man vernünftig einen Ort in einer solchen Lage – auf zwei Seiten Meer, auf einer Berge und davor eine Ebene – großflächig angreifen kann: Direkt von vorne, durch das Haupttor in die Stadt hinein. Aber das hätte sich viel zu gut abfangen lassen, weshalb es noch weitere Mitspieler gab: Die Marine attackierte den Hafen und landete dort, sodass die Soldaten von unten her in die Stadt hochstürmen konnten und zu guter Letzt hatte sich ein kleiner Kommandotrupp gebildet, der es schaffte, mühsam durch die Berge zu klettern und sich so einen Weg hinauf zum Plateau des Haupthauses zu schaffen und den Orks an ihrem strategisch wichtigsten Rückzugspunkt in den Rücken zu fallen.
Soweit der Plan, doch die Praxis hatte mit vielerlei Hindernissen zu kämpfen: Zuerst gab es einen selbstmörderischen Angriff eines alten Orkoffiziers sammt einigen Anhängern: Sobald die Armee des Königs es geschafft hatte, das Tor des Dorfs aufzubrechen, stürmten ihnen sofort ein gutes Dutzend Orks in schwerer Bewaffnung entgegen, ohne irgendeine Rücksicht auf irgendwelche Verluste in den eigenen Reihen!
Danach landete ein Schiff voller Orks im Hafen – einige berichten, es seien Menschen an Bord gewesen, ein Soldat erzählte sogar was von Sildenern, aber ob denen so weit zu glauben ist... Auf jeden Fall war das eine Unterstütztung in der letzten Minute und sie bereitete viele Scherereien – ähnlich wie eine gewaltige Brandschatzung in Kap Dun: Sobald die Orks nämlich erkannt hatten, dass sie auf einem ziemlich verlohrenen Posten stehen, legten sie überall in der Stadt Feuer, sodass sich das „Schlachtfeld“ ziemlich schnell in eine Flammenhölle verwandelte, in der viele mutige Krieger Innos' und viele unschuldige Zivilisten ums Leben kamen.
Während das Feuer schon entfacht war, näherte sich zu allem Übel auch noch eine orkische Galeere der Flotte im Hafen, welche schon etwas dezimiert war, einen sehr großen Schaden zufügte. Man hatte nur mit vier Schiffen angegriffen, da man ja wusste, dass der Hafen leer sein würde und deswegen mit nicht allzu großem Widerstand gerechnet, was sich anfangs auch bestätigt hatte. Nur die letzte Konfrontation war eben nicht eingeplant gewesen.
Aber es gab auch einige erfreuliche und sonderbare Ereignisse: Zum einen ereignete sich im Hafen, während dieses Verstärkungsschiff dort war, eine Explosion, wie man sie nur ganz selten sieht. Ja, es gab eine wahrhafte Explosion, die garantiert nicht unbedingt natürlichen Ursprungs war. Zwar mag jetzt so manch einer dagegenhalten, dass es bei Orks durchaus nicht ungewöhnlich ist, wenn sie brennende Geschosse verwenden und dass deren Rohsubstanzen wohl durch explodieren konnten, aber ist es realistisch, dass so etwas an einem Ort eingelagert war, an dem in der Regel die Hafenkommandantur steht? Eher nicht. Allerdings konnte keiner der Soldaten genauere Angaben dazu machen, was dort wirklich passiert war.
Zum anderen wäre da eine höchst sonderbare Gegebenheit, bestehend aus einer Person, um die sich schon Mythen ranken. „Der Prediger“, so wurde er genannt, der Paladin, der bei der Verteidigung Vengards wahre Heldentaten vollbracht hatte. Auch dieses Mal kämpfte er mit dem Wort des Feuergottes auf der Zunge, mit einer Robe, einer Rüstung darüber und einem imposanten Helm auf dem Kopf – so schildern es zumindest einige der Soldaten, die diesen Mann aus der Nähe gesehen haben. Allerdings war er relativ schnell wieder verschwunden gewesen, nach der Schlacht, sodass ihn kaum jemand wirklich näher und in aller Ruhe gesehen hatte – was natürlich einer weiteren Mythenbildung nicht gerade abträglich ist.
Trotz aller Widrigkeiten schafften es die Soldaten König Rhobars II schlussendlich die Schlacht für sich zu entscheiden – und das sogar unter halbwegs überschaubaren Verlusten, auch wenn sie am Ende leider eine komplett zerstörte Stadt vor sich fanden, und noch einigen Attacken im Nachhinein ausgesetzt waren: Zuerst tauchte wie aus dem nichts ein Elitetrupps der Orks auf, der mit viel Mühe und Not besiegt werden konnte, dann wurde das Lazarett angezündet, was ebenfalls zu nicht zu knappen Verlusten im Nachhinein führte. Doch trotz allem war die Schlacht gewonnen und im Laufe der nächsten Wochen und Monate wurde Kap Dun wieder aufgebaut – wahrscheinlich bis zum heutigen Tage, denn von einem so großflächigen Brand erholt sich ein Dorf nicht so schnell, vor allem, wenn es auch noch gravierend an Wichtigkeit verliert.
Als letztes muss ich noch was ganz persönliches dazu sagen: Kap Dun war für mich eigentlich die erste, wirklich große Aktion im RPG, ungefähr einen Monat nachdem ich angefangen hatte, und deswegen einfach etwas ganz besonders. Es hat Spaß gemacht, sich das alles nochmal anzuschauen
(Gath)