Bote: Bei meinen Recherchen bin ich auf die „
Khorinischen Spiele“ gestoßen. (Und hier der
Regelthread.) Kannst du dich daran noch erinnern? Worum ging es da und könnte so etwas heute erneut veranstaltet werden? Hätte so ein Wettbewerb Erfolg oder würde er wie so manche dieser Gildenaktionen eher zu wenig beachtet werden?
Taeris: Hm, dunkel. Im Prinzip eine Olympiade im Mittelalter. Mit Um-die-Wette-auf-die-Schnauze-hauen, Bogenschießen und Schwertkampf und sowas. Gab es zuletzt Ende 2012 im Königreich Argaan. Erfolg ist natürlich eine Frage des Maßstabs an dem man ihn misst. (Merkt man, dass ich im Vertrieb arbeite?
) Misst man ihn an der Teilnehmerzahl, dann waren schon eine ganze Reihe von Gildenaktionen nicht mehr erfolgreich und ich bezweifle, dass das nochmal wieder anders wird. Dafür sind die Leute zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber hey – ich bin ein pessimistischer Nörgler der in alten Zeiten schwelgt. Also was bedeutet das schon.
Bote: Du warst ja auch eine lange Zeit im Rat deiner Gilde. Was war die Motivation, sich dort zu engagieren, welche Erfahrungen hast du dort gemacht und weshalb bist du nach einiger Zeit wieder aus dem Rat ausgeschieden?
Taeris: Naja... wenn man eine gewisse Zeit dabei ist, wächst einem die Gilde eben ans Herz. Man möchte sein Hobby gerne weiter betreiben. So wie man das gerne möchte und in den Rahmenbedingungen die das ermöglichen. Und das zieht eben nach sich, dass man diese Rahmenbedingungen gerne mitgestalten möchte. Und nicht zuletzt natürlich auch - und das kann keiner ganz leugnen, der irgendwann mal im Rat war - wegen dem damit verbundenen Stand innerhalb der Gilde. Ich habe bewusst die Worte "Ansehen" oder "Prestige" vermieden. Aber es ist schon so, dass man zumindest hofft, dadurch ein bisschen mehr in den Mittelpunkt, in den inneren Zirkel zu rücken. (Hach klingt das bescheuert.
) Die Erfahrungen waren dann recht unterschiedlich. Der administrative Kram, der nunmal 92 bis 98,7% der Ratsarbeit ausmacht, nervt nach einer gewissen Zeit unweigerlich. (Ja, ich schaue dich an, Beförderungsliste!) und man macht sich mit vielen Entscheidungen oder auch Beiträgen, die durch die Äußerung aus der Tastatur eines Ratsmitgliedes in den Augen "der Leute" oft mehr Brisanz haben, schnell unbeliebt. Ein Talent, dass ich wohl ganz gut zu meistern gelernt habe...
Aber es gab sicherlich auch gute Tage und insgesamt bereue ich die Zeit auch nicht. Aber irgendwann muss man eben sehen, dass andere – motiviertere – Leute besser in dem Job sind. Dass kreative und mutige Ideen wichtig sind. Der Wille Dinge anzutreiben. Die meisten Ratsmitglieder sehen nach einiger Zeit ein, dass man die ganzen "Änderungen" und "Ideen" auch genauso gut als "normales" Mitglied äußern und umsetzen kann. Und verlieren dann die Lust am Ratsjob. Das ist dann ein bisschen eine Art Verbrauchszyklus. Leute werden in den Rat gewählt, "brennen" vor Ideen... und "brennen" dann langsam aus..., um dann wieder der Gilde zugeführt zu werden.
Und manche bleiben eben da, weil sie das dauerhaft durchhalten. Und ja... am Ende ist es natürlich auch immer eine Zeitfrage. Diese – zusammen mit dem nachlassenden Elan war bei mir – zum zuletzt dritten (?) Mal – Anlass zur Amtsniederlegung.
Bote: Trotzdem hast du noch immer genug Motivation, beim Rollenspiel dabei zu bleiben. Anscheinend gibt es also noch immer etwas, was sich noch zu schreiben lohnt. Ist es die noch immer andauernde Fortentwicklung des eigenen Rollenspiel-Charakters oder eher das gemeinsame Schreiben mit anderen? Hat die Veränderung mit dem Arcania-Szenario neue Impulse gebracht oder war das eher kontraproduktiv, denn letztendlich ist aus der Gilde der freiheitsliebenden Nordmarer plötzlich eine Gilde mit einem komplettem "Staat" – dem Königreich Argaan – geworden. Ein wenig wie die Gilde Innos‘ – nur in blau.
Taeris: Taeris ist, denke ich, ziemlich am Ende der Fahnenstange angekommen, was Entwicklung angeht. Wenn ich poste dann eigentlich nur noch wegen der Interaktion mit anderen - und auch das begrenzt sich ziemlich auf RPG-Freunde oder zuletzt eine Zweihandlehre. Die Arcania-Umstellung hat aus Sicht meines Chars schon Impulse gebracht. Ich konnte mit dem Nordmarszenario irgendwie nie so richtig viel anfangen, was einfach an der starken Stereotypisierung lag. Nach Nordmar haben nach Meinung der Piranhas ja eigentlich nur bärtige rothaarige Hünen gehört. Mit der Umstellung hat die Gilde... oder eigentlich die GildeN die dann die jetzige GildE wurde, eine sehr große Umstellung durchlaufen. (Hatte ich nicht vorhin gesagt, dass sich nicht viel geändert hat? Hmm...) Als Hauptverantwortlicher (oder aus Sicht mancher: Hauptschuldiger) des aktuellen Konzeptes des Königreichs Argaans kann ich da natürlich wenig Negatives zu sagen.
Generell bin ich aber der Meinung, dass es ganz nett geworden ist. Und ja... natürlich sind wir jetzt ein Königreich wie das der Innosler... nur dass wir die armen Unterdrückten sind und die Garde eben die gemeinen Besatzer...
Bote: Und das kann dann auch gleich als würdiges Schlusswort gelten. Ich danke für das Interview.
(--Dumak)