Werte Leser, verneigt euch! Denn heute hört ihr die Worte Ihrer Eminenz, der obersten Feuermagierin des Reiches Myrtana. Sprecherin und Vertreterin König Rhobars III. auf Argaan, Françoise Appledelhi Siniz Hesap Lütfen. Zu unser aller Freude geruhte sie, ganz zwanglos mit uns zu plaudern und diese Gelegenheit habe ich selbstverständlich nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Bote: Traditionell die erste Frage in dieser Interviewreihe: Wie bist du denn überhaupt zum Forenrollenspiel gekommen?
Françoise: Ich war 2005 schon im WoG aktiv und bin über den RPG-Reiter oben auf der Seite auf das Rollenspiel aufmerksam geworden. Damals wusste ich nicht genau, wie das funktioniert, war aber fasziniert von den Beschreibungen. Gerade was es da für Zaubersprüche gab und das man in Rängen aufsteigen konnte. Es ging quasi noch ein Stück weiter als das Spiel selbst.
Ich hatte seinerzeit bereits Kontakt zu meditate, die mir eine ganze Reihe von Fragen zum Einstieg und RPG an sich beantwortete. Natürlich versuchte sie mich auch direkt für den ZuX zu werben. Und tatsächlich dachte ich darüber nach, weil ich sehr an der Magie interessiert war. Es dauerte einige Wochen, mich zu entscheiden, und ich bin in meiner Bürgerzeit bereits quer über die Insel gelaufen, um verschiedene Gildensitze zu besuchen. Letztens Endes entschied ich mich dann aber für den Orden Innos'.
Bote: Ja, medi hat sich damals jeden Neuen angeschaut und überlegt, welche Gilde etwas für ihn sein könnte. So kamen auch viele Schreiber in den ZuX.
Dann hast du dich also von Anfang an für einen Magiercharakter interessiert. Weshalb ist dann die Wahl auf die Feuermagie gefallen? Und warum sollte lieber ein Magier sein als ein Krieger?
Françoise: Meine Wahl ist in erster Linie auf das Spiel zurückzuführen. Ich hatte damals Gothic gespielt und zuerst die Wassermagier getroffen, die ich in ihren blauen Roben und dem erhabenen Auftreten ziemlich cool fand. Ich muss dazu sagen, dass Gothic mein erstes RPG war und ich echt keine Ahnung hatte. Als ich zum Beispiel in die alte Mine lief und plötzlich ein Ladebildschirm kam, dachte ich mir 'Hey, nächster Level!' Jaha...
Jedenfalls traf ich erst auf die Wassermagier und danach im alten Lager auf die Feuermagier. Die waren noch mal ein Stück anders. Dieser Eindruck wurde wesentlich durch Gothic 2 verstärkt, wo man ja komplett in die Feuermagier-Welt eintauchen kann. Das Leben im Kloster, die Gemeinschaft dort, die Macht, die die Feuermagier innerhalb der Welt repräsentierten; das alles spielte in meine Entscheidung mit ein. Außerdem wollte ich einen 'moralisch guten' Charakter spielen, und der ZuX hatte damals in meinen Augen doch einen etwas verruchten Touch.
Hinzu kam, dass es beim Orden Innos' einen Charakter namens Spike Spiegel gab, und ich RadicalEd war (und bin). Beides sind Charaktere aus dem Anime Cowboy Bebop, und deshalb habe ich Spike direkt angeschrieben und wir verstanden uns gut. Er war obendrein Mentor des Ordens und konnte mich an die Hand nehmen. Wobei es für ihn schon ungewöhnlich war, dass ich mich als Neuling bei ihm meldete und nicht umgekehrt.
Dass ich Magie dem Schwert vorzog, lag an den Möglichkeiten, die ich in der Magie sah. All die kleinen Beschreibungen der Zaubersprüche, die ich auf der Seite las, versprachen so viel. Mit einem Schwert oder Bogen konnte man in meinen Augen nicht so viel anstellen. Leicht zu erkennen, dass ich damals den Skills viel mehr Bedeutung beimaß. Heute zaubere ich nur noch selten und interagiere hauptsächlich mit anderen Charakteren.
Bote: Du hast die Gemeinschaft erwähnt, die die Feuermagier in Gothic II darstellten, also das Leben im Kloster etc. All das gibt es im jetzigen Rollenspiel so nicht mehr. Denkst du, das ist schon seit der Umstellung auf Gothic 3 verloren gegangen? Was hat sich alles geändert, als die damalige Paladingilde von einer kleinen Insel plötzlich ein ganzes Reich zu beposten hatte und die Feuermagier nun ein Teil davon wurden. War das eher förderlich für die Gilde und das Rollenspiel oder hat dieser Wechsel des Gildenfokus' eher geschadet?
Françoise: Die damalige Umstellung hat in der Tat sehr viel verändert. Plötzlich mit den Paladinen unter einem Dach zu leben war eine neue Herausforderung. Im Kloster hatten wir unsere kleine Gemeinschaft, die Leute kannten sich alle gut untereinander und im Winter gab es immer eine Schneeballschlacht im Hof. Dann war alles auf einen Schlag größer. Viel mehr Leute kamen dazu. Einige kannte man, andere nicht. Ich hatte mit Wenda, Medin, DraconiZ und UncleBin zusammen mal ein Quest gemacht, aber das war auch schon alles was ich persönlich an Kontakt zu den Paladinen hatte. Es dauerte eine Weile bis wir als eine Gilde wirklich zusammenwuchsen. Heute ist es mir deshalb sehr wichtig, den Aspekt der Gemeinschaft in unserer Gilde besonders zu betonen. Langfristig hat uns der Zusammenschluss meiner Meinung nach nicht geschadet.
Bote: Mit der Umstellung von Gothic II auf Gothic 3 wurde die Welt ja auch räumlich viel größer. Auf Khorinis waren die Gilden viel dichter zusammen und man war meist nur einen kurzen Fußmarsch vom nächsten Gildensitz entfernt. Hat das nicht dazu geführt, dass die Kontakte zwischen den Gilden geringer wurden? Oft hört man ja, die riesige Welt von Gothic 3 hätte das Rollenspiel im Gegensatz zu dem wie es bis Gothic II war, stark verändert. Einige sehen diese Veränderung recht kritisch.
Françoise: Ich bin der Auffassung, dass die größere virtuelle Entfernung in diesem Zusammenhang keine allzu bedeutende Rolle spielt. Wie ich eingangs sagte, reiste ich schon während meiner Bürgerzeit quer über ganz Khorinis. Es dauerte seine Zeit, doch das ist ja keine verlorene Zeit. Aktion findet schließlich nicht nur in den Gildensitzen stand, sondern überall.
Dass der Kontakt zwischen den Gilden mit der Umstellung weniger wurde, würde ich eher auf interne Probleme zurückführen. Durch die Umstellung wurde sehr viel in sehr kurzer Zeit radikal verändert. Gilden wurden zusammengeschlossen, ihre Rolle in der Welt wurde verändert, viele Alteingesessene mit Kontakten verschwanden. Im Grunde kann man von einer Identitätskrise sprechen. Jede Gilde musste erst mal mit der neuen Situation klar kommen, sich der eigenen Rolle in der Welt bewusst werden; wer bin ich und was mach ich hier überhaupt?
Obendrein gab es auf einmal konkrete Feindbilder in den anderen Gilden. Für Paladine und Feuermagier zum Beispiel die Assassinen. Während man zu Gothic 2 Zeiten auch mal als Feuermagier das Kastell besucht hat, verbot die politische Lage das zu Gothic 3 Zeiten eigentlich. Obwohl man da vielleicht Freunde hatte. Ähnliches gilt für Myrtana und Setarrif im aktuellen Szenario. Streng genommen müsste jeder Kontakt zwischen unseren beiden Gilden immer zu einem ausgewachsenen Konflikt führen. Das ist etwas anderes als zwischen Onars Söldnern und den Paladinen. Die schlugen sich zwar auch mal die Köpfe ein, aber dann war es auch gut. Die internen Probleme und die von außen vorgegebenen Feindbilder sind beziehungsweise waren meiner Meinung nach das eigentliche Hemmnis für Interaktion.
Deshalb hoffe ich auf das neue Szenario mit dem ollen, fiesen Drachen, wo wir Gilden mal wieder gemeinsam an einem Strang ziehen können. Mit Konflikten zwischen den Gilden, aber in Maßen.