Bote: Mit der letzten Umstellung auf Arcania wurde wieder ein wenig ein Szenario wie auf Khorinis eingeführt: kleinere Insel, die Gilden auf engerem Raum. Trotzdem ist das RPG vom auch heute recht stark von dem zu den Zeiten auf Khorinis entfernt. Woran liegt das deiner Meinung nach? Sind die Gilden zu politisch, die großen Konflikte zu hoch aufgehangen? Oder die Rollen zu eingefahren? Oder fehlt einfach nur der stetige Zustrom an neuen Schreibern? Und was kann das geplante Drachenszenario ändern und verbessern?
Françoise: Einerseits auf jeden Fall die vorgegebene politische Situation. Wenn ein Paladin zu Onars Hof ging, hielt er große Reden, bekam dafür volles Pfund aufs Maul und wurde dann vom Hof geworfen. Wenn ein Paladin nach Setarrif geht, müsste er direkt hingerichtet werden. Das schränkt die Interaktion sehr ein, um nicht zu sagen es erstickt sie im Keim. Da bringt es auch nichts, dass Setarrif gefühlte fünf Minuten näher an Thorniara liegt.
Inzwischen hatten wir mehrmals Schlachten zwischen den Städten und das immer und immer wieder zu wiederholen ist langweilig. Auch im Hinblick darauf, dass wir bereits eine Menge Schlachten während der Gothic 3 Zeit hatten. Andererseits hat auch das Ausbleiben neuer Schreiber definitiv damit zu tun. Für die wäre so eine Schlacht noch etwas Neues und sie haben auch keine Freunde in der anderen Stadt, die sie seit Jahren kennen. Klar, wir sind Rollenspieler und sollten eigentlich entsprechend unsere Rollen einnehmen, aber ich würde mich sehr schwer damit tun, zum Beispiel Tinquilius zu bekämpfen.
Durch den Drachen haben wir hingegen ein gemeinsames Ziel und wir können Seite an Seite kämpfen. Das eröffnet neue Interaktionsmöglichkeiten, die über den offenen Kampf zwischen den Charakteren hinausgehen. Ein Paladin könnte wieder nach Setarrif gehen, seine große Rede halten und dafür 'nur' volles Pfund aufs Maul bekommen. Oder aber, er besäuft sich gemeinsam mit einem Schwert Ethorns und sie werden gute Freunde. Das ist insofern wichtig für uns, da wir eben nur noch eine begrenze Anzahl Schreiber sind. Die vorhandenen Schreiber dürfen nicht noch künstlich voneinander separiert werden. Das Drachenfeuer wird uns (hoffentlich) zusammenschweißen.
Bote: Du erwähntest Tinquilius, der ja Wassermagier ist. Feuer- und Wassermagier bildeten in unserem Gothic-II-RPG ja eine gemeinsame Gilde. Nachvollziehbar, dass es da schwer ist, nun den bösen Feind in ihnen zu sehen.
Mir ist auch aufgefallen, dass die Gespaltene Jungfrau nie den Stellenwert eingenommen hat, wie damals die Tote Harpyie, die ja oft gut besucht war und immer mal wieder Schauplatz oder Anfangspunkt von kleinen Geschichten zwischen mehreren Charakteren wurde. Die Jungfrau hingegen liegt in einer Art Dornröschenschlaf. Ist zu hoffen, dass dies anders wird, wenn im Zuge der Drachengeschichte die Gilden näher aneinander rücken oder ist so ein Gasthaus als neutraler Punkt heute einfach nicht mehr modern?
Françoise: Schwer abzuschätzen. In der Harpyie passierte wirklich immer wieder mal was, und das über Jahre hinweg. Vielleicht auch deshalb, weil die meisten RPGler im Spiel tatsächlich dort waren. Dort lief man ja dauernd aus irgendwelchen Gründen vorbei. Bei der Jungfrau ist das ja was anderes.
Ob das Drachenszenario viel daran ändern wird, weiß ich nicht. Zum Tragen kommt dabei die Lage der Silberseeburg. Da es wohl häufig zu Kämpfen kommen wird und ständig mit der Bedrohung von oben zu rechnen ist, vermutete ich, dass sich die Burg eher als Treffpunkt etablieren wird als die Jungfrau.
Bote: Wer gegen Drachen kämpfen will, ist sicher im Vorteil, wenn er die richtigen Skills dafür besitzt. Wenn ich mich richtig erinnere, warst du ja auch einmal Lehrmeister, nämlich für Heilung. (Und Feuermagie nicht auch?)
Als Magierin kannst du uns sicher am besten erzählen, wie sich die Feuermagie im Laufe der Zeit geändert hat. Zuerst Runenmagie, dann gänzlich freie Sprüche und nun wieder eine Auswahl fester Sprüche. Welches System war eigentlich dir am liebsten und warum?
Françoise: Offiziell war ich nur für Heilung Lehrmeister. Direkt aus Tinquilius Lehre ins Amt, weil der Orden zu dem Zeitpunkt schon länger keinen Heiler mehr hatte. Im Laufe der Zeit habe ich aber durch das Hilfslehrmeistersystem auch mal Magie unterrichtet, und demnächst wieder. Leider fehlen uns zurzeit ein wenig die Feuermagier und damit die Leute, die Magie unterrichten können.
Was das Magiesystem angeht ist das freie mir immer noch am Liebsten. Es bietet fast 'unbegrenzte' Möglichkeiten. Wobei man dazu sagen muss, dass wir auch schon mit den Runen ziemlich viel herumexperimentiert haben und die Magie für allerlei Dinge benutzten. Ich erinnere mich, dass Spike seinen Feuerpfeil immer dazu benutzt hat, um sein Sumpfkraut anzuzünden. Astralgestalt habe ich früher oft benutzt, um in der Gegend herumzufliegen und einfach mal herumzuschauen. Habe den Sumpfdrachen dabei mal gesehen. Damit bin ich wohl Superexperte für Drachen! Das Weißauge soll mal kommen!
Als Meistermagier steht mir jetzt natürlich immer noch die Freiheit des vorherigen Magiesystems zur Verfügung. Ich kann deshalb schwer beurteilen, wie es für einen 'normalen' Magier sein muss, der nur die festen Sprüche hat. Vermutlich könnte ich es kaum abwarten, Meistermagie zu lernen. Es macht einfach Spaß, da ganz losgelöst zu sein.