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World of Gothic





Bereits um 8 Uhr bin ich heute auf den Beinen. Für einen Samstag kann man das bei meinen Schlafgewohnheiten getrost "früh aufstehen" nennen. Aber diese Hektik hat auch einen triftigen Grund, denn um 14 Uhr wird Michael Hoge zu seinem Vortrag in der neuen Zentralbibliothek Bremen erwartet. Geldbörse, Taschentücher, Brille und Schlüssel sind eingepackt und auf geht es zum Uhrenmacher, denn meine haben alle keinen Saft mehr. Mit frischer Energie geht es nun per Fahrrad weiter in die Innenstadt, um die Lage zu sondieren. Der Saal ist schnell gefunden und auf einer Stellwand befinden sich Auszüge der offiziellen Piranha Bytes Website über die Beschreibung von Wegpunkten etc. Der Versuch dies abzulichten scheitert jedoch, die Speicherkarte streikt. Nachdem ich mit einer Hand voll Zuschauer einen Schaukampf verfolgt habe, geht es flott zurück nach Daheim um eine neue Karte zu besorgen. Der Stop wird unverzüglich genutzt um im WoG einen Lagebericht abzuliefern. Auf den Rückweg treffe ich Revolvermann, der seinerseits dass Jowood-Forum und Gothic3.net repräsentiert.

Um 13:45 Uhr haben wir uns im Wallsaal eingefunden und sehen uns den 2. Schaukampf an, der die Einleitung für den Vortrag bildet. Doch auch nachdem 14:00 Uhr verstrichen ist, ist Michael Hoge noch nicht auszumachen. Die beiden Kontrahenten machen sich alle Mühe uns noch weiter zu unterhalten, wobei einer ein bisschen von seinem Blut lassen muss. Schaukampfwaffen sind zwar stumpf aber trotzdem gefährlich. Weiter geht es mit Polsterwaffen und einigen Zuschauern, die sich in den Ring trauen.

Nachdem einige Zeit vergangen ist, trifft Michael Hoge endlich ein und wird von den Versammelten sofort mit einen Applaus begrüßt. Er erläutert anfangs, nach einer Begrüßung, die Zielsetzung der Gothic Teile, eine glaubwürdige lebendige Welt zu erschaffen, was durch bestimmte Mittel wie z.B. das der Tagesabläufe der Charaktere gewährleistet wird. Schon zu Beginn beschreibt er, wie die fantastischen Ideen über Gothic, wie auch die Größe der Welt, schrumpften, da man technisch und zeitlich an seine Grenzen stieß. So musste nicht nur der Plan eines Mehrspielermodi über Bord geworfen werden sondern z.B. auch die Grafik schränkte die Mimik und Gestik der NPC’s in Dialogen ein. Für Ersteres wird ihnen wohl weiterhin die Zeit fehlen, da das Team vollständig ausgelastet ist, aber das Zweite wird man versuchen im 3. Teil der Serie zu verbessern, was durch die neue Engine ermöglicht wird. Sie wird größtenteils selbst entwickelt werden aber auch Elemente anderer Engine’s (speziell bei der Physik) beinhalten. Motion Capturing wird bei den Animationen nur eingeschränkt verwendet werden, da es größtenteils nicht die Anforderungen erfüllt. Allgemein sollen die Grundzüge von Gothic selbstverständlich erhalten bleiben und die Stärken ausgebaut werden. Die künstliche Intelligenz von Tieren z.B., die zum Teil Aas dem Spieler vorzieht, ist ein Punkt, der darunter fallen würde.

Die Philosophie dem Spieler viele Freiheiten zu bieten, musste mit der Notwendigkeit, die Story voranschreiten zu lassen, abgestimmt werden. Um die Handlung fortzuführen hatte man sich in Gothic auf Dialoge konzentriert, die der Spieler zwingend "abarbeiten" musste. Im Neusten Teil will man sich von diesem System lösen und dem Spieler die Wahl überlassen, auf welcher Art er das Spiel beschreitet und keinen abgesteckten Weg, aus bevorstehenden Besprechungen, vorgeben. Als Beispiel aus Gothic 2 wird angeführt, dass man um zu Lord Hagen zu gelangen sich zukünftig nicht einer Gilde anschließen müsse, da dies nur einer von vielen Wegen wäre, um sein Ziel zu erreichen. Wenn man nun aber vor Lord Hagen steht, heißt das nicht, dass man nun mit offenen Armen empfangen wird, sondern der ein oder andere Dienst noch zu erledigen wäre. Dieses System setzt nicht nur unterschiedliche Lösungswege voraus, sondern könnte auch zu unterschiedlichen Enden führen.

Auch will man den Spieler nicht künstlich Knüppel zwischen die Beine werfen, indem man ihm regelmäßige Nahrungszunahme, Schlafen, das Befriedigen anderer Bedürfnisse, oder ein beschränktes Inventar aufzwingt. Wenn nun jemand unbedingt nicht viel mit sich rumschleppen oder regelmäßig Schlafen will, kann er es tun. Aber anderen Spielern soll ihre Sammelwut, oder das Aufsuchen eines Bettes nicht zur Last fallen. Bestimmte Dinge, wie z.B. die Zunahme von Flüssigkeit in der Wüste, könnten der Ausdauer, die man zum Sprinten und Tauchen benötigt, nicht abträglich sein. Das gefürchtete Statement, Gegner durch "totklicken" besiegen zu können, wurde durch die Äußerung erklärt, dass dies nur in einem leichteren Schwierigkeitsgrad der Fall sein könnte und man am Spielstart schon einen Ork entgegen treten werden kann, statt an einem Wolf zu scheitern. Das Aufsteigen des Charakters wird natürlich nicht abgeschafft. Man startet lediglich auf einen höheren Niveau, was auch schwerere Gegner voraussetzt.

Ich halte zum ersten mal inne und versuche die Informationsflut zu bewältigen. Dabei fällt mir auf, dass ich nicht der einzige Schreiberling bin. In einer Reihe hinter mir befindet sich ebenfalls einer, bei dem es sich um, den ebenfalls aus dem WoG stammenden, Creonator handelt. Der neben mir sitzende Revolvermann verfolgt ebenfalls gebannt Michaels Ausführungen und scheint unsere Arbeitsteilung (er das Visuelle, ich das Schriftliche) zu genießen.

Als sich Michael Hoge nun bereit erklärt weitere Fragen zu beantworten, bricht eine Informationsflut über uns ein. So ist selbstverständlich die PC Version von Gothic III weiterhin Priorität. Aber man denkt auch über eine Konsolenversion nach. Bei Neuerungen wie Schilden, Kampf mit zwei Einhändern und Reittieren, hat er sich jedoch nicht auf eine eindeutige Aussage festnageln lassen, da man noch dabei ist die Vor- und Nachteile abzuwägen. Wenn ein Feature Sinn und Spaß macht, kann man es auch integrieren. Aber wenn es die Gamebalance zu kippen droht, sollte man es besser lassen. Als die Frage, auf die alle die Antwort kennen, weil es keine gibt, gestellt wurde, gab es keinen der nicht Lachen musste. Wann kommt Gothic III raus? Die Antwort ist wie erwartet, dass man dazu jetzt noch nichts sagen könne. Die Angehörigen von Mod-Teams dürfen sich auf Tools der Entwickler freuen. Wohingegen es bei dem Publisher liegt, ob wir uns über eine Special Edition zum Verkaufsstart freuen dürfen. Wir alle sollten das Minental und unsere geliebte Insel Khorinis gut in Erinnerung behalten, denn zumindest im 3. Teil werden wir sie wohl nicht wiedersehen. Auf dem Festland werden sich im wesentlichen 3 Klimazonen, Wüste, gemäßigte und Hochgebirge, befinden, die und deren Bewohner schon teilweise in bisherigen Artworks gezeigt wurden.

Als die Frage nach Gewaltdarstellungen in Computer Spielen und der ihr zugeschriebenen Wirkung gestellt wird, schlendert Mikes Blick gen Boden, Wand und schwingt sich lässig einen dort angelehnten Morgenstern auf die Schulter. Seine Ausführung, dass man unter anderem bezweifeln dürfe, dass es die Medien sind, die Menschen kaputt machen, sondern die Gesellschaft die Ursache sein könne, wird mit gebührendem Beifall honoriert. Später ist er noch auf die Alterseinstufung eingegangen, bei der er für Gothic III eine von ab 12 Jahren für gerechtfertigt hält.

Wie die Trilogie fortgesetzt wird, ist nicht klar, jedoch wird es einen Nachfolger geben, der in der uns bekannten Gothic Welt spielt. Wobei nicht klar ist, in welcher Form sich dieser präsentieren wird.

Nach braven Applaus am Schluss, schon auf dem halben Weg zum Ausgang, sage ich zu Revolvermann, fragen kostet nichts, woraufhin wir ein Bild mit Mike und uns bekommen. Nach einer Tasse Kaffee mit ihm machen wir uns mit Mike, den beiden die den Vortrag organisiert haben sowie den beiden LARP-Spielern auf und versuchen uns an einer kleinen Stadtführung, die mit einer Mahlzeit und Getränken endet. Auf den Heimweg verabschieden wir uns mit einen Händedruck und Bedanken uns dafür, dass sie sich die Zeit genommen haben.




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